Ein Blick in einen Wald
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20 Bayerische Staatsforsten - Naturschützer ziehen Bilanz
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20 Jahre Forstreform: Bund Naturschutz fordert mehr Waldarbeiter

20 Jahre Forstreform: Bund Naturschutz fordert mehr Waldarbeiter

Vor 20 Jahren wurde der Bayerische Staatswald völlig umgestellt: Mit der Gründung der Bayerischen Staatsforsten sollte der Wald nachhaltiger und wirtschaftlicher werden. Was hat sich seitdem getan? Der Bund Naturschutz zieht Bilanz.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Informationen am Nachmittag am .

Hubert Weiger erinnert sich zurück an die Zeit vor 20 Jahren. Damals kämpfte er als Sprecher des Volksbegehrens "Aus Liebe zum Wald" gegen die geplante Forstreform in Bayern – heute zieht er als Ehrenvorsitzender des Bund Naturschutz in Bayern (BN) Bilanz. Denn damals scheiterte das Volksbegehren knapp, und die CSU-Staatsregierung setzte ihre umstrittene Reform um. Die Forstämter wurden aufgelöst und die Bayerischen Staatsforsten übernahmen die Bewirtschaftung des Waldes.

Kritik am personellen Abbau von Waldarbeitern

Zwei Jahrzehnte später sitzt Hubert Weiger in München vor Journalistinnen und Journalisten und blickt zurück. Er spricht von einer Bilanz mit Licht und Schatten. Das größte Problem sei der massive Abbau der Waldarbeiter, was sich negativ auf den Schutz der Wälder auswirke. Für eine hochwertige Bewirtschaftung des Waldes brauche es mehr gut ausgebildete Waldarbeiter und Revierleiter. Durch den "personellen Aderlass" seien naturnaher Waldbau und waldfreundliche Jagd erschwert.

In einer Reaktion auf die Bilanz des BN kündigen die Bayerischen Staatsforsten aber an, die Anzahl der Lehrstellen bis 2027 auf jährlich 100 Auszubildende zu erhöhen und damit eine Ausbildungsoffensive für Waldarbeiter zu starten.

BN: Konzept für klimaresistenten Wald fehlt

Auch beim Umbau der bayerischen Staatswälder hin zu klimaresistenten Wäldern sehen Hubert Weiger und der Bund Naturschutz noch große Defizite. Zwar bekräftigten die Bayerischen Staatsforsten in einer Mitteilung am Montag ihr Ziel eines zukunftsfähigen Klimawaldes, der auch "in 50 oder 100 Jahren diese vielfältigen Leistungen für die Gesellschaft zur Verfügung stellt". Der Wald müsse dafür "mit vollem Einsatz umgebaut" werden.

Der Bund Naturschutz kritisierte jedoch, dass der Anteil an klimaresistenten Tannen und Eichen zu gering sei. Viele dieser Bäume würden durch einen regional zu hohen Wildbestand verbissen – gleichzeitig stiegen die Kosten für einzeln geschützte Pflanzen massiv. Es sei bedauerlich, dass "Wald vor Wild" nach zwanzig Jahren nicht flächendeckend durchgesetzt wurde, so Hubert Weiger.

Die Bayerischen Staatsforsten betonten in ihrer Mitteilung, dass es ihr langfristiges Ziel ein Klimawald mit unterschiedlichen Baumarten sei, die ohne Hilfsmittel wachsen können. Dafür pflanzen und säen sie pro Jahr rund sechs Millionen Bäume.

Mangelnder Schutz vor Rodungen

Eine weitere negative Folge der Forstreform sieht der Bund Naturschutz in der Zunahme der Rodungen. Seitdem es keine eigenständigen Forstämter mehr gebe, die sich öffentlich für Waldbelange einsetzen können, habe die Zahl der Rodungen oder geplanten Rodungen zugenommen. Seit 2018 sei erstmals mehr Fläche gerodet worden, als an anderer Stelle aufgeforstet wurde.

Arten- und Naturschutz hat zugenommen

Die Naturschützer sehen aber auch Fortschritte: Alte Wälder und Bäume würden seit der Reform besser geschützt, und es gebe mehr Naturwälder als noch vor 20 Jahren – also Wälder, die nicht bewirtschaftet werden. Der Bund Naturschutz sieht hier noch Potenzial: Von den über 200 Hektar großen Naturwäldern liegen über 75 Prozent in Oberbayern und ein Großteil davon im Gebirge. Es sollten daher deutlich mehr große Flächen als Naturwälder ausgewiesen werden, zum Beispiel durch einen Nationalpark Steigerwald oder ein Biosphärenreservat Spessart.

Der Bund Naturschutz lobte die gute Zusammenarbeit mit der Bayerischen Staatsforsten und den Förstern vor Ort. Mit mehr als 800.000 Hektar Fläche bewirtschaftet die Bayerische Staatsforsten 30 Prozent der Waldfläche in Bayern.

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