Gutes Wetter sieht für Förster etwas anders aus als für den Durchschnitt der Bevölkerung. "Das Frühjahr und der Sommer waren wunderbar nass", freut sich etwa der Leiter des Forstbetriebs Wasserburg am Inn, Heinz Utschig. Denn die nassen Monate haben den Vormarsch des Borkenkäfers gestoppt, der sich in den Dürrejahren zuvor auf breiter Front durch die bayerischen Wälder gefressen hatte. Beigetragen hat laut den Bayerischen Staatsforsten (BaySF) auch der große Einsatz ihres Personals, das sich konsequent auf die Käferbekämpfung konzentriert habe.
Waldarbeiter schlagen Käferbäume im Akkord
Waldarbeiter haben Schadbäume abgeholzt und aus dem Wald geholt, damit die Borkenkäfer nicht auf weitere Bestände übergreifen. Das ist vor allem im Frühjahr sehr intensiv geschehen, deshalb sind in diesem Geschäftsjahr trotz des Regens sogar mehr Käferbäume angefallen als im Jahr zuvor.
Naturschützer "erschüttert" über Auswirkungen der Klimakrise
"Wir sind erschüttert über die massiven Auswirkungen der Klimakrise auf den Staatswald", erklärt deshalb der Vorsitzende des Bund Naturschutz, Richard Mergner. Beim Kampf um die Fichten im Frankenwald etwa stünden die Forstleute trotz enormen Einsatzes mit aus ganz Bayern abgeordnetem Personal auf verlorenem Posten.
Staatsforsten halten Käferholz zurück
Je mehr Schadholz auf den Markt drängt, desto mehr drückt das den Holzpreis – zumal wegen des Einbruchs in der Bauwirtschaft auch die Nachfrage nach Holz derzeit gering ist. Die Staatsforsten reagieren, indem sie das Käferholz nicht gleich auf den Markt werfen, sondern erstmal zurückhalten. Überall im Freistaat sind dafür Nass- und Trockenlager entstanden. Man stabilisiere so den Markt, betont BaySF-Vorstandsvorsitzender Martin Neumeyer.
Aiwanger: Sägewerke brauchen Holz
Allerdings wurden trotzdem auch heuer gesunde Bäume geschlagen. Das sei unerlässlich, um den Bedarf der bayerischen Sägewerke zu decken, argumentiert Hubert Aiwanger (FW), der als Wirtschaftsminister gleichzeitig auch dem BaySF-Aufsichtsrat vorsteht: "Wir schlagen in schwierigen Jahren etwas weniger ein, um den Preis nicht kaputtzumachen, aber wir müssen auch die Wirtschaft bedienen". Außerdem müsse man die Wälder stets auslichten, damit junge Bäume nachwachsen können.
Es bleibt ein Gewinn, aber viel kleiner
Und Geld hat der Holzverkauf auch gebracht – nicht unwichtig, denn in die Verlustzone rutschen wie in den Jahren um 2020 wollen die Staatsforsten nicht mehr. Der Jahresüberschuss ist trotzdem auf 20,2 Millionen Euro geschrumpft – weniger als ein Drittel des Vorjahreswerts. Ein Forstunternehmen erfolgreich zu führen, wird durch die menschengemachte Erderwärmung immer schwieriger. Denn sie bringt eine immer schnellere Abfolge von Stürmen, Trockenheit und Schädlingen. "Man muss im Klimawandel akzeptieren, dass es eine normale, langfristige, ruhige, gleichmäßige Forstwirtschaft nicht mehr geben wird", sagt deshalb Staatsforsten-Vorstand Manfred Kröninger.
Waldumbau im vollen Gange
Um den Staatswald widerstandsfähiger zu machen, wird er seit vielen Jahren umgebaut. Neue Baumarten, die mehr Hitze und Trockenheit vertragen, sollen helfen, darunter die Douglasie und die Roteiche aus Nordamerika. Generell geht es Richtung Mischwald statt Fichten. Die Richtung stimme dabei zwar, sagt dazu Johannes Becher von den Landtags-Grünen: "Das Problem ist: Der Klimawandel ist schneller. Wir müssen unbedingt alles dafür tun, um die Klimaerhitzung einzubremsen im Sinne des Waldes in Bayern". Unter anderem mehr Windräder in Bayern würden im Kampf gegen den Klimawandel helfen, so die Grünen. Die Staatsregierung sei hier zu langsam.
Windkraft hilft – aber wann kommt sie?
Allerdings sollen gerade die Staatsforsten selbst nach den Plänen der Staatsregierung eine entscheidende Rolle beim Ausbau der Windkraft spielen: 500 Windräder sollen dort entstehen, bis 2030. "Die bringen wir problemlos im Staatswald unter", sagt Minister Aiwanger. Ob das tatsächlich bis zum Ende dieses Jahrzehnts klappt, lässt er auf Nachfrage jedoch offen.
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