Im niederbayerischen Dingolfing wird an diesem Wochenende das Jubiläum "70 Jahre Goggomobil" gefeiert. Der vor 70 Jahren erstmals gefertigte Kleinwagen aus Niederbayern war eines der erfolgreichsten Autos der deutschen Nachkriegsgeschichte und hat sich in die ganze Welt verkauft. Der Kleinwagen hat inzwischen Kult-Status und ist zum Sammlerobjekt geworden.
Goggomobil-Fans aus Australien in Dingolfing
Es läuft und läuft und läuft, das Goggomobil. Die weiteste Anreise hat Cathy Billiards mit ihren Goggo-Freunden aus Australien. Die letzten 500 Kilometer vom Flughafen Berlin nach Dingolfing fahren sie natürlich im Goggo. Mit 13 PS und 74 km/h Höchstgeschwindigkeit. "Das Goggo war mein erstes Auto", erzählt uns die Goggo-fahrende Australierin auf dem Weg nach Dingolfing. "Das ist ein sehr einzigartiges Auto und es macht viel Spaß damit zu fahren."
Das Ziel der goggofahrenden Australier an diesem Wochenende: Das Eisstadion in Dingolfing, wo die große Sonderschau "70 Jahre Goggomobil" aufgebaut wird. In der Mitte eines der Ur-Goggos von Bert Füchsel, Vorsitzender der Goggo- und Glasfahrergemeinschaft Dingolfing. "Das ist das 844. Auto, das in Dingolfing gebaut wurde", erzählt er stolz. Wenn es nicht gerade in der Ausstellung steht, fährt Füchsel damit gern seine Enkel zum Kindergarten. Erstmals zugelassen wurde das Auto am 12. Mai 1955 und ist bis heute regelmäßig im Einsatz.
Ein Goggo-Roller und ein Goggomobil.
Oldtimerschau mit Autos aus der Wirtschaftswunderzeit
Zunächst belächelte die Autowelt den niederbayerischen Sämaschinen-Hersteller Hans Glas, als er nach dem von ihm produzierten "Goggo"-Roller auch noch das Goggomobil mit vier Rädern auf den Markt brachte. Dann wurde das Goggo zum Konkurrenten für den VW Käfer und in die ganze Welt exportiert. "1957 hat Glas einen Marktanteil von 50 Prozent in dieser Hubraumklasse gehabt", erzählt Goggo-Experte Füchsel: "Das muss man sich mal vorstellen, das war sensationell."
In der Sonderausstellung zum 70. Geburtstag des Goggo sind alle Glas-Fahrzeuge zu sehen, die zwischen 1955 und 1966 gebaut wurden. Vom Roller über das Goggo, Cabrios und Pickups bis hin zum sogenannten Glaserati mit V8 Motor. Das Goggo aber blieb das einzige weltweit wirtschaftlich erfolgreiche Glas-Auto aus Dingolfing und sorgte auch im Rennsport für Furore.
Die Ausstellung ist mehr als eine Oldtimerschau: Sie atmet das Gefühl der sogenannten Wirtschaftswunderzeit in den 1950 und 60er Jahren. Thorsten Thanner, der die Schau zusammen mit seiner Frau Eva konzipiert hat, sagt: "Der Gedanke war, dass wir auch das Lebensgefühl der 1950er und 1960er Jahre transportieren wollen. Dass wir auch Einblicke schaffen, wie haben die Leute damals gearbeitet, unter welchen Bedingungen sind die Autos geschaffen worden."
Verlosung eines restaurierten Goggomobils
Die Ausstellung ist bis einschließlich Pfingstmontag zu sehen. Dabei wird auch ein restauriertes Goggomobil verlost. Der Erlös geht an soziale Initiativen in der Region. Am Sonntag gibt es eine große Rundfahrt mit vielen Goggomobilen und anderen Glas-Oldtimern durch Dingolfing und Umgebung.
Das Wichtigste aber: Weltweit fahren heute noch geschätzt gut zweitausend Goggomobile. Und es gibt noch immer einen weltweiten Ersatzteilservice, um den sich der Goggo-Experte Uwe Staufenberg von Hessen aus kümmert: "Wir liefern heute noch Ersatzteile in die ganze Welt. Überall war damals das Goggo dann ziemlich schnell präsent. Ganz Europa, Australien, da gab es eine Lizenz-Produktion. Neuseeland, Südafrika, USA, Kanada, Chile, Argentinien – überall ist das kleine Goggo noch da. Das ist fantastisch."
1966 dann wurde das Familienunternehmen Hans Glas an BMW verkauft. Heute steht in Dingolfing Europas größtes Werk des bayerischen Autobauers.
70 Jahre Goggomobil
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!