Misteln
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Aktion gegen Mistel-Invasion am Untermain

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Aktion gegen Mistel-Invasion am Untermain

Aktion gegen Mistel-Invasion am Untermain

Bei Misteln denken viele zuerst an den romantischen Kuss unter ihren Zweigen. Landschaftspfleger am Untermain denken dagegen wohl vor allem daran, wie sie die Mistel wieder los werden. Denn: Die kugelig wachsenden Pflanzen gefährden viele Obstbäume.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Früher hängten die Menschen in Deutschland Misteln an die Haustüre zum Schutz vor Geistern oder vor Feuer. In Amerika ist es Brauch, sich an Weihnachten unter einem Mistelstrauch zu küssen. Am Untermain wollen Landschaftspfleger die Misteln am liebsten in die Wüste schicken.

Misteln bedrohen Streuobstbäume

Alexius Wack vom Landschaftspflegeverband Aschaffenburg spricht gar von einer Invasion der Mistel und sieht die Biodiversität der hiesigen Kulturlandschaft bedroht. Er hat gemeinsam mit der Schlaraffenburger Streuobstagentur, die sich dem Erhalt der Streuobstkultur am Untermain verschrieben hat, ein Mistelbekämpfungsprojekt gestartet. "In der letzten Saison haben wir uns vorgenommen, 2.000 Bäume frei zu schneiden. Wir haben nicht mal die Hälfte geschafft", so Alexius Wack im BR-Gespräch.

Drei Mitarbeiter der Schlaraffenburger Streuobstagentur klettern auch in die höchsten Baumkronen und schneiden die Misteln radikal zurück. Alexius Wack: "Doch das ist ein Kampf gegen Windmühlen. Wir hatten früher mal 460.000 Obstbäume in der Region, heute sind es noch nicht mal mehr 100.000. Die Klimaerwärmung, der geringere Niederschlag macht ihnen zu schaffen. Jetzt kommt noch die Mistel dazu und entzieht den Bäumen weiter Wasser und Nährstoffe. Immer mehr sterben ab." Wenn die Mistel so weitermacht, dann brauche man bald auch keine neuen Bäume mehr zu pflanzen, meint Wack.

Mistel-Kurse für private Baumbesitzer

Vögel fressen die Früchte und tragen sie von Baum zu Baum – in ihren Schnäbeln und ihrem Kot. Das Ziel deshalb: Private Baumbesitzer zu sensibilisieren, Misteln in ihren Bäumen radikal zurückzuschneiden. Michael Spatz von der Schlaraffenburger Streuobstagentur organisiert Mistel-Kurse für Baumbesitzer am Untermain und erklärt die richtige Vorgehensweise beim Schnitt.

Er erklärt gegenüber dem Bayerischen Rundfunk: "Zum einen: Misteln schmarotzen am Baum, sie entziehen Wasser und Nährstoffe, zum anderen, wenn der Befall so stark ist wie hier, ist die Mistel zu dicht. Das heißt, der Baum kann nicht vernünftig Photosynthese betreiben, er verliert Blätter, ist geschwächt und stirbt schließlich ab, wenn er keine Hilfe bekommt. Die Mistel ist als Parasit nicht klug genug, ihren Wirt zu erhalten." Die Wirte – zum Teil sehr alte Streuobstbäume – brauchen also Hilfe.

Frühzeitige Entfernung wichtig

Deshalb haben der Landschaftspflegeverband und die Schlaraffenburger Streuobstagentur das Mistelbekämpfungsprojekt gestartet. Sie wollen damit eine möglichst breite Öffentlichkeit aufklären. Denn: Wehret den Anfängen. Kann die Mistel früh genug mitsamt dem betroffenen Ast entfernt werden, ist der Baum wieder frei. Hat sich die Mistel einmal an dickeren Stämmen angesiedelt, muss sie jedoch regelmäßig zurückgeschnitten werden. Und hier sind vor allem die privaten Streuobstwiesenbesitzer gefragt.

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Mitarbeiter der Schlaraffenburger Streuobstagentur wollen möglichst viele Obstbäume am Untermain von Misteln befreien.

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