Ein Wörterbuch ist aufgeschlagen. Unter einer Lupe sind unter anderem die Wörter "Medizin" und "Medizinalrat" zu sehen.
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Wer aus dem Ausland nach Deutschland kommt und als Ärztin oder Arzt arbeiten will, muss die Fachsprachenprüfung absolvieren (Symbolbild).
Bildrechte: picture alliance / Romain Fellens | Romain Fellens
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Wer aus dem Ausland nach Deutschland kommt und als Ärztin oder Arzt arbeiten will, muss die Fachsprachenprüfung absolvieren (Symbolbild).

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Als Arzt nach Bayern: Diese Deutschkenntnisse werden verlangt

Als Arzt nach Bayern: Diese Deutschkenntnisse werden verlangt

Um in Deutschland praktizieren zu können, müssen Ärzte aus dem Ausland auch Deutschkenntnisse nachweisen können. Bei BR24 diskutierten User: Wie gut müssen Ärzte die Sprache beherrschen? Welche Voraussetzungen gibt es? Gibt es lange Wartezeiten?

Über dieses Thema berichtet: BR24 Radio Bayern am .

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Wenn ein Arzt aus dem Ausland nach Deutschland kommt, kann er nicht direkt in seinem Beruf arbeiten: Er braucht eine Approbation, also eine staatliche Zulassung. Dafür muss er unter anderem nachweisen, dass seine Ausbildung mit der deutschen Arztausbildung gleichwertig ist. Außerdem muss er auch über gewisse Deutschkenntnisse verfügen.

Ausländische Ärzte müssen Sprachkenntnisse nachweisen

In der Kommentarspalte bei BR24 haben User Erfahrungen berichtet. So schilderte "wahlfranke" den Fall einer Ärztin aus der Ukraine, der nur noch der "Deutschkurs für Ärzte" fehle, um zugelassen zu werden. Die Kurse seien aber, so der User, weit im Voraus ausgebucht.

Um in Bayern praktizieren zu dürfen, müssen Ärzte aus dem Ausland die sogenannte Fachsprachenprüfung [externer Link] bestehen. Diese wird von der Bayerischen Landesärztekammer (BLÄK) organisiert und durchgeführt, erklärt BLÄK-Vorstandsmitglied und Fremdsprachenprüfer Karl Breu.

Um dafür zugelassen zu werden, müssen die Teilnehmer ein Zeugnis vorweisen können, auf dem ihnen bescheinigt wird, dass sie Deutschkenntnisse auf Niveau B2 haben. Das besagt, dass man sich so spontan und fließend verständigen kann, sodass ein normales Gespräch mit Muttersprachlern ohne größere Anstrengung auf beiden Seiten gut möglich ist. Ein besonderer Kurs sei keine Teilnahmevoraussetzung, so Breu. "Im Internet gibt es auch viele Angebote, mit denen man sich auf die Prüfung vorbereiten kann."

So läuft die Fachsprachenprüfung ab

Die Fachsprachenprüfung setzt sich laut Breu aus drei Teilen zusammen. Dabei gibt es drei Prüfer: zwei Ärzte und einen Sprachwissenschaftler. Im ersten Teil müsse der Prüfling in einem Rollenspiel die Krankengeschichte eines von einem der Prüfer verkörperten Patienten in Erfahrung bringen. "Da muss der Teilnehmer beweisen, dass er auch Umgangssprache und ein bisschen Dialekt versteht", erklärt Breu. Das Gespräch sollte dabei verständlich und empathisch geführt werden. Im Anschluss daran müsse der Prüfling im schriftlichen Teil die Einzelheiten in einer Akte dokumentieren. "Hier kommt es vor allem auf eine saubere Dokumentation an, die konkrete Verwendung medizinischer Fachterminologie sowie die dem Sprachniveau entsprechenden Grammatik und Syntax."

Im dritten Teil, einem 20-minütigen Arztgespräch, müsse der Prüfling den Patienten mitsamt seines Krankheitsbilds einem Kollegen vorstellen. "Hier stellt sich dann heraus, ob die anamnestischen Angaben und kausale Zusammenhänge verstanden worden sind." Es sei wichtig, alle relevanten medizinischen Sachverhalte souverän und klar verständlich darstellen zu können.

Die Prüfung sei durchaus anspruchsvoll, sagt Breu, das Sprachniveau sei hoch. "Es fallen rund 48 Prozent durch." Man sollte demnach mindestens ein Jahr in Deutschland leben und die Sprache auch aktiv sprechen, bevor man sich anmeldet, so der Experte. "Man braucht dafür schon ein gewisses Sprachgefühl."

Hohe Auslastung: Verzögerungen bei Terminvergabe möglich

"Im vergangenen Jahr wurden 3.030 Fachsprachenprüfungen durchgeführt", teilt eine Sprecherin der Bayerischen Landesärztekammer auf BR24-Anfrage mit. Die Zahl der Neuanmeldungen habe sich im Jahr 2024 mehr als verdoppelt. Um die stark steigenden Teilnehmerzahlen zu bewältigen, seien die Prüfungskapazitäten weiter ausgebaut worden. Aktuell könnten demnach rund 300 Prüfungen im Monat abgenommen werden. "Dennoch kann es wegen der hohen Auslastung der Prüfungskapazitäten derzeit zu Verzögerungen bei der Terminvergabe kommen", so die Sprecherin.

Voraussetzung B2-Zertifikat: Wie kommt man daran?

Die formale Voraussetzung für die Fachsprachenprüfung sei ein B2-Zertifikat. Dafür benötige es keinen besonderen Kurs. Man müsse nur eine Prüfung ablegen, etwa an einem Goethe-Institut oder in einem Prüfungszentrum von "telc" (The European Language Certificates).

"Prinzipiell kann man Sprachkenntnisse auf B2 auch im Selbststudium, zum Beispiel mit Sprachlern-Apps erwerben", erklärt eine Sprecherin des Goethe-Instituts auf BR24-Anfrage. Kurse könnten allerdings durchaus hilfreich sein. Lange Wartezeiten oder monatelang ausgebuchte Kurse gebe es dabei nicht: "An den großen Prüfungsstandorten der Goethe-Institute in Deutschland, wie Berlin oder München, kann man innerhalb von zwei Wochen einen Platz in einer B2-Prüfung erhalten", so die Sprecherin.

Um sich bestmöglich auf die Fachsprachenprüfung vorzubereiten, gibt es auch noch andere Möglichkeiten. So gibt es etwa die vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) administrierten Berufssprachkurse. Diese "sind in besonderem Maß darauf ausgerichtet, die Chancen der Teilnehmenden auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zu verbessern", teilt eine BAMF-Sprecherin mit. Der Spezialkurs "Akademische Heilberufe" richte sich etwa an Humanmediziner, Zahnmediziner oder Pharmazeuten.

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