Christian Klaus baut derzeit im Allgäu ein Haus für sich und seine Familie: Wohnzimmer, Küche, Bad, Schlafräume und – ein Bunker. Bis zu vier Monate will er mit seiner vierköpfigen Familie darin mit entsprechenden Vorräten ausharren können. Den Bunker sieht er als eine Art Lebensversicherung, denn die weltweite Lage ist für ihn unsicherer geworden. "Trump, Putin, Ukraine – man weiß nicht so wirklich, wo es hingeht", sagt der 46-Jährige.
- Zum Artikel: Friedensgutachten: Europa muss sich selbst stärken
Bunker soll vor militärischen Angriffen und Katastrophen schützen
Der Bunker soll nicht nur vor militärischen Angriffen mit konventionellen, biologischen und chemischen Waffen Schutz bieten, sondern auch bei "zivilen Katastrophen", wie sie sich etwa 1986 im Kernkraftwerk Tschernobyl ereignet hatte. Der Bunker liegt einige Meter tief in der Baugrube. Die Stahlbetonwände sind 45 Zentimeter dick – gut doppelt so stark wie normale Kellerwände. Auf den Bunker wird noch das Einfamilienhaus errichtet.
Bei der Planung hat Bunker-Experte Peter Aurnhammer den Bauherrn unterstützt. Er liefert mit seiner Firma spezielle Komponenten für Bunker und Schutzräume. Jedes Jahr steige die Kunden-Nachfrage, sagt Aurnhammer – besonders seit dem Ukrainekrieg.
Kein öffentlicher Schutzraum in Deutschland einsatzbereit
In Bayern sind derzeit noch 150 öffentliche Schutzräume vorhanden. Alle zusammen waren für über 96.000 Menschen ausgelegt, so das Bayerische Innenministerium. Bundesweit gibt es derzeit noch 579 öffentliche Schutzräume mit rund 500.000 Schutzplätzen, so das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe in Bonn. Davon ist aber kein einziger Schutzraum einsatzbereit.
Die Gründe dafür kennt Ralph Tiesler, Präsident des Bundesamtes: "2007 haben Bund und Länder gemeinsam entschieden, dass es keinen Bedarf mehr am Erhalt von Schutzräumen gibt, weil die Risikobewertung damals war: Das brauchen wir nicht mehr." Konkret heißt das: Die Zeichen standen eher auf Frieden. Die Schutzräume wurden stillgelegt.
Regelmäßige Inspektion eines öffentlichen Bunkers in Schweinfurt
Auch der "Goethebunker" in Schweinfurt ist nicht mehr in Betrieb. Er stammt aus dem Zweiten Weltkrieg und bot offiziell Schutz für knapp 1.000 Menschen. Während des Kalten Krieges wurde er erneut einsatzbereit gemacht. Auch jetzt wäre das wieder möglich, erklärt der ehrenamtliche Bunkerwart – geplant ist es allerdings nicht.
Im Video: Sind wir sicher? Alte Bunker und neue Schutzräume
Die Nachfrage von privaten Kunden nach Bunkern und Schutzräumen steigt in den letzten Jahren, so Bunkerexperte Peter Aurnhammer.
Bedrohung eher durch Raketen- und Drohnenangriffe
Das Bundesamt sieht für Deutschland eine Bedrohung nicht durch atomare, biologische und chemische Waffen. Deutschland stehe nicht mehr im Zentrum großer kriegerischer Angriffe so wie in Zeiten des Kalten Krieges. "Wir müssen mit Blick auf die NATO heute so planen, dass wir als Drehscheibe funktionieren können", ergänzt Ralph Tiesler.
Es könnten Truppenbewegungen stattfinden; einzelne kritische Infrastrukturen könnten Angriffsziele werden, um diese Aktivitäten zu stören. Das Bundesamt rechnet darum eher mit einzelnen Raketen- und Drohnenangriffen. Aber auch diese seien nach dessen Einschätzung derzeit unwahrscheinlich.
Schutz in U-Bahnstationen und Tiefgaragen möglich
Vor solchen Angriffen könnten Menschen aber nicht nur in Bunkern Schutz finden, sondern beispielsweise in U-Bahn-Stationen, Tiefgaragen und Kellerräumen. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe arbeitet mit den Bundesländern und dem Innenministerium derzeit an einem Schutzraumkonzept für Deutschland. In diesem Zusammenhang sollen Schutzräume in öffentlicher und privater Hand in einer Datenbank elektronisch erfasst werden. Dann könnten Schutz suchende Menschen mithilfe einer App diese schnell finden.
Veröffentlichungstermin eines Schutzraumkonzeptes noch unklar
Außerdem will das Bundesamt mit dem Konzept Tipps geben, wie zum Beispiel Kellerräume zu Schutzräumen ausgebaut werden können. Wann das Schutzraumkonzept veröffentlicht wird, ist derzeit noch unklar. Aber man arbeite mit Hochdruck daran, so das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!