Erdbeerbauer Stephan Seibold prüft seinen Pflanzen
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Wegen der anhaltenden Trockenheit muss Erdbeerbauer Stephan Seibold aus Augsburg-Inningener seine Pflanzen mit Tropfschläuchen bewässern.

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Anhaltende Trockenheit stresst Spargel- und Erdbeerbauern

Anhaltende Trockenheit stresst Spargel- und Erdbeerbauern

Das schöne Frühlingswetter tut vielen gut. Aber vielerorts ist es zu trocken. Das setzt etwa dem Spargel zu: Die Saison bleibt heuer wohl eher kurz. Und auch um die Erdbeerpflanzen sorgen sich die Bauern.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Auf dem Hof der Familie Westner in Haslangkreit im Landkreis Aichach-Friedberg dreht sich im Moment alles um die Spargelernte - und um fehlenden Regen. Spargelbäuerin Claudia Westner schlägt die Folien auf dem knapp oberschenkelhohen Erddamm zurück und nimmt eine Handvoll Erde. Die ist staubfein und rieselt zwischen den Fingern durch: "Da sieht man schon, das ist ganz trocken. Und dann hält halt der Damm nicht mehr zusammen." Werden die hoch aufgehäuften Dämme aber zu bröckelig, wächst das Edelgemüse nicht mehr gut - die Qualität leidet.

Vor allem beim Anpflanzen fehlte Regen

Claudia Westner ist auch Sprecherin des Spargelerzeugerverbandes Südbayern. Die anhaltende Trockenheit macht den Spargelbauern Sorgen, sagt sie: "Wo wir es wirklich gemerkt haben ist, wenn man frisch gepflanzt hat. Die Pflanzen brauchen Wasser zum Anwachsen. Da war jetzt das bisschen, was jetzt da war, war schon Gold wert", aber eben viel zu wenig.

Dabei ist der Spargel als mediterrane Pflanze an Trockenheit eigentlich gut angepasst, kommt mit den metertiefen Wurzeln lange an feuchte Bodenschichten heran. Doch mittlerweile ist es auch da nicht mehr weit her mit der Feuchtigkeit.

Bewässerung - ja oder nein?

Bewässern will Westner vorerst dennoch nicht. Die Spargelbauern in anderen Regionen Deutschlands, gerade im Norden und Osten, kommen ohne Tröpfchenbewässerung dagegen kaum mehr aus, sagt sie. "Aber das ist sehr viel Arbeit und die Schläuche wachsen in die Wurzeln. Dann gibt es wieder Probleme mit Restkunststoffen auf dem Acker, wenn die Anlagen nicht mehr bewässert werden." Ihre Felder bei Kühbach könnte die Spargelbäuerin theoretisch auch von oben beregnen. Doch das will sie nur machen, wenn weiterhin der Regen ausbleibt. Denn das ist aufwändig und wird künftig auch teurer, wenn Wasserentnahme über den Wassercent abgerechnet werden soll.

Ohne Wasser keine saftigen Erdbeeren

Regelmäßig bewässern müssen aber schon jetzt die Erdbeerbauern, wie etwa Stephan Seibold aus Inningen bei Augsburg: "Die Erdbeere ist sehr knifflig, was Trockenheit anbelangt. Sie ist ein Flachwurzler, kann also nicht das Tiefenwasser rausholen. Und wenn es sehr lange sehr trocken ist, dann leidet sie." Dann gibt es nicht die beliebten, saftigen Früchte, sondern nur kleine Beeren und die Ernte ist relativ schnell vorbei. In Süddeutschland gibt es laut dem Verband Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer e.V. (VSSE) noch etwa fünf Prozent des Erdbeeranbaus ohne Tröpfchenbewässerung. Die Trockenheit und damit die Bewässerung verursachen laut Verband aktuell mehr Aufwand für diese Erdbeeranbaubetriebe, aber auf die Erntemenge und die Qualität der Erdbeeren habe die Trockenheit wenig Auswirkungen. Stephan Seibold kann das Wasser für die Tropfschläuche vor Ort aus dem Boden pumpen. Trotzdem macht ihm das Wetter Sorgen.

Trockenheit fördert Frostschäden

Denn bei trockener Luft steigt auch die Nachtfrostgefahr, erklärt der Erdbeerbauer: "Durch die jetzige Trockenheit haben wir immer noch Probleme mit Nachtfrösten. Wenn das Wasser fehlt, ist nichts da, was verdunsten kann in der Nacht. Und der Frost tritt früher ein. Das ist für uns ein Riesenproblem. Wir haben die letzten Tage die Erdbeeren am Abend mit Vlies zudecken müssen, dass uns die Blüten nicht erfrieren. Das kostet uns jeden Tag sehr viel Geld, aber es ist notwendig."

Bald keine Erdbeeren mehr im Freiland?

Der Klimawandel sei inzwischen voll auf seinen Feldern angekommen, meint Stephan Seibold. Das eine mal sei es Starkregen, das andere Mal lange Trockenheit. Darauf müsse er reagieren. Deshalb baut er etwa regelmäßig Zwischenfrüchte als Gründüngung an, um das Wasser einigermaßen im Boden zu halten. Und er zieht weitere Konsequenzen. Künftig will Seibold seine Erdbeerkulturen nur noch unter einem Folienhaus anbauen. "Da haben wir Schutz vor der Kälte, das bringt drei bis vier Grad mehr. Dann haben wir Schutz vor Starkregen, bringt auch was, kostet aber sehr viel Geld." Deshalb werde er seine Anbaufläche reduzieren. Und ohne Folientunnel gehe bald gar nichts mehr: "Ich schätze, in Bayern wird es in drei bis vier Jahren keine Erdbeeren mehr im Freiland geben."

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