Krankenschwester im Covid-Bereich einer Klinik (Symbolbild).
Bildrechte: picture alliance / ROBIN UTRECHT | ROBIN UTRECHT
Audiobeitrag

Krankenschwester im Covid-Bereich einer Klinik (Symbolbild).

Bildbeitrag
>

Artemed-Kliniken führen zum 1.1. Impfpflicht für Personal ein

Artemed-Kliniken führen zum 1.1. Impfpflicht für Personal ein

Ab Mitte März müssen Mitarbeitende von Kliniken, Arztpraxen und Pflegeheimen geimpft sein – sonst können sie nicht weiterbeschäftigt werden. Die Klinikgesellschaft Artemed verlangt von ihren Mitarbeitern schon ab 1. Januar den Impfnachweis.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

In Oberbayern betreibt die Klinikgesellschaft Artemed fünf Krankenhäuser, unter anderem in Tutzing, Feldafing und Dießen. An all ihren Standorten – außerhalb Oberbayerns sind es zwölf weitere, etwa das Augsburger Vincentinum – verlangt Artemed schon ab 1. Januar von ihren Beschäftigten einen Impfnachweis. Eigentlich müssen Mitarbeitende von Kliniken, Arztpraxen, Pflegeheimen usw. erst ab Mitte März geimpft sein – sonst können sie nicht weiterbeschäftigt werden.

  • Zum Artikel "Impfpflicht: Was machen andere Länder?"

Impfpflicht seit Monaten vorbereitet

Schon seit Juni 2021 hat die Geschäftsführung der Artemed-Kliniken die Impfpflicht für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vorbereitet. Als Grund gibt die Klinik an, der Schutz der "sehr vulnerablen Patienten" sei "absolut vorrangig". Auch könnte man sich die Arbeitsausfälle von nicht geimpften Mitarbeitern "in der gegenwärtig sehr angespannten Situation nicht leisten".

Vertrauensärzte führten persönliche Gespräche, Klinik-Mitarbeiter erhielten Informations-Broschüren in ihren Muttersprachen, sagt Geschäftsführer Rainer Salfeld:

"Wir haben mit Unikliniken große Veranstaltungen gemacht, weil es Themen gab, die interessant waren, zum Beispiel: Werde ich noch ein Kind kriegen, wenn ich geimpft bin? Und wir haben dann auch mal gesagt, wieviel Schwangere wir haben, die vorher geimpft wurden, woraus deutlich wird, dass Verhütung durch Impfung nicht funktioniert." Rainer Salfeld, Artemed-Kliniken

Inzwischen soll in den 17 Artemed-Kliniken mit ihren 7.000 Mitarbeitern – so sagt es der Geschäftsführer - die Impfquote bei über 96 Prozent liegen: "Von 1.960 Mitarbeitern in den sechs bayerischen Kliniken sind 1.878 geimpft. Nur 82 konnten wir bislang nicht überzeugen."

Einige der bislang Ungeimpften werden sich wohl in der zweiten Januarhälfte mit dem neuen "Totimpfstoff" von Novovax, der dann zur Verfügung steht, impfen lassen, hofft der Geschäftsführer.

Viele Fragen und lange Diskussionen

Es sei ein langer Diskussionsprozess gewesen, der am Ende in viele Einzelgespräche mit der Klinikleitung mündete. Jeder habe Bedenken äußern können, so Geschäftsführer Salfeld.

Mitarbeitende, die sich nicht impfen lassen wollen, werden ab 1.1. unbezahlt freigestellt. Sie sollen laut Geschäftsführung aber die Chance haben, zurück an ihren Arbeitsplatz zu kommen, sollte zum Beispiel die Pandemie enden oder sie sich doch noch impfen lassen. "Das sind ja geschätzte Mitarbeiter – wir möchten, dass sie sich impfen, aber wir möchten nicht, dass sie kündigen", erklärt der Geschäftsführer. Und die Zahl derjenigen, die kündigen, ist offenbar klein.

Verstörende Emails: "Wir kriegen Dich, Du Schwein"

Die Reaktion auf die Impfpflicht ist laut Geschäftsführung unter dem Personal vor allem positiv. Allerdings gab es auch Anfeindungen, so Salfeld: "Vereinzelt haben meine Kollegen und ich leicht verstörende Mails bekommen: Die verrückteste war eine Anzeige beim Europäischen Kriegsgerichtshof in Den Haag wegen 'biological warfare' gegen die Mitarbeiter. Aber auch einfacher gehaltene Mails wie 'Wir kriegen Dich, Du Schwein' sind eingegangen", berichtet Geschäftsführr Salfeld. Er leide mit den Mitarbeitern, sehe aber auch keine Möglichkeit, sie vor dem Ende der Pandemie zu beschäftigen. Man könne "keinem Besucher erklären, dass dieser geimpft sein muss, die Mitarbeiter aber nicht."

Mit den "wenigen ganz Verbohrten" sei eine inhaltliche Diskussion allerdings nicht mehr möglich. Unter ihnen kursierten "die abenteuerlichsten Theorien", so Geschäftsführer Salfeld: "So soll die Weltbevölkerung von 7,8 Mrd. auf 0,5 Milliarden reduziert werden, indem alle Geimpften tot umfallen, wenn zu gegebener Zeit der Befehl mittels 5G übermittelt wird und der Chip in unserem Körper reagiert."

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!