Eine Statue der Göttin Justitia im Gegenlicht (Archiv- und Symbolbild)
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Asylgerichtsverfahren: Bayern macht Tempo

Asylgerichtsverfahren: Bayern macht Tempo

Im vergangenen Jahr dauerten Asylgerichtsverfahren in Bayern noch durchschnittlich zehn Monate. Inzwischen geht es schneller: Laut Bayerns Innenministerium waren es im August noch 7,9 Monate – obwohl die Asylklagen hierzulande stark zugenommen haben.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Rheinland-Pfalz hatte Bayern so richtig abgehängt. "Schlafmützigkeit" attestierte die Opposition im Landtag dem bayerischen Innenministerium. Im Dezember 2023 war Bayern bei der durchschnittlichen Dauer eines Asylgerichtsverfahrens mit 17 Monaten im bundesweiten Vergleich unteres Mittelfeld.

Primus war Rheinland-Pfalz. 2023 dauerte dort ein Asylgerichtsverfahren durchschnittlich nur 3,9 Monate. Peinlich für den Freistaat, denn zur gleichen Zeit forderte Bayern von der Berliner Ampelregierung mehr Tempo bei Asylverfahren ein.

19.500 Altfälle und mehr Asylklagen in Bayern

Im August 2025 seien bei den bayerischen Verwaltungsgerichten etwa 19.500 Altfälle anhängig gewesen, teilt das bayerische Innenministerium auf BR24-Anfrage mit. 9.000 von diesen Altfällen seien in den vergangenen beiden Jahren dazugekommen. Dies sei vornehmlich auf die deutlich gestiegenen Eingangszahlen in den vergangenen zwölf Monaten zurückzuführen, so das bayerische Innenministerium.

Tatsächlich stiegen die Asylklagen in Bayern in den vergangenen vier Jahren stetig bis sprunghaft an. 2021 waren es 8.466, 2022 dann 9.197, 2023 gab es 10.219 Asylklagen und 2024 schließlich 15.278. Der deutliche Anstieg setzt sich 2025 fort: In den ersten sechs Monaten dieses Jahres gingen bei bayerischen Verwaltungsgerichten bereits 11.412 Asylklagen ein.

Wie können Asylgerichtsverfahren schneller werden?

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) prüft die Asylanträge und entscheidet. Dann erst sind die Länder mit ihren Verwaltungsgerichten am Zug, denn gegen eine Asylentscheidung kann geklagt werden. Schon seit 2010 werden in Rheinland-Pfalz alle Asylklagen am Verwaltungsgericht in Trier verhandelt. Die Organisation in einem Haus und die Digitalisierung aller Akten garantieren kurze Dienstwege.

Die Zuständigkeiten der zehn Asylkammern sind strikt nach Herkunftsländern aufgeteilt. Diese Spezialisierung auf einzelne Herkunftsländer war in Rheinland-Pfalz schon vor der großen Flüchtlingswelle 2015/16 abgeschlossen. Somit stapelten sich in den vergangenen zehn Jahren in Trier nur wenige Altfälle auf.

Warum gibt es mehr Asylklagen?

Der Grund für die gestiegenen Asylklagen ist einfach: Das BAMF entscheidet mittlerweile deutlich schneller über Asylanträge. Dadurch gibt es auch deutlich mehr abgelehnte Asylbescheide. Gegen die Asylbescheide wiederum können Asylbewerber klagen und tun dies auch zunehmend. In dieser Folge stiegen die Asylklagen bundesweit deutlich an. Nach einer Auswertung der "Deutschen Richterzeitung" auf Grundlage von Daten der zuständigen Landesministerien gingen im ersten Halbjahr 2025 bereits 76.646 neue Asylklagen bei deutschen Verwaltungsgerichten ein. Diese Halbjahreszahl übertrifft schon jetzt die Gesamtbilanz des Jahres 2023 mit 71.885 Verfahren.

Die höchsten Klagezahlen wurden in Nordrhein-Westfalen, Bayern und Niedersachsen registriert. In NRW meldeten die Gerichte im ersten Halbjahr 13.304 Klagen, in Bayern 11.412 und in Niedersachsen waren es 11.000 neue Verfahren und damit mehr als im gesamten Vorjahr.

Mit Digitalisierung: Bayern macht erfolgreich Tempo

Obwohl die bayerischen Verwaltungsgerichte in den vergangenen 20 Monaten mit Asylklagen überhäuft wurden, konnten sie die Verfahrensdauer der Klagen deutlich senken. Im Januar 2024 dauerte ein Asylverfahren in Bayern noch 20 Monate, im November 2024 waren es zehn Monate. Dieses Jahr im August hätten die bayerischen Verwaltungsgerichte die Dauer der Asylklagen auf 7,9 Monate verkürzen können, so das bayerische Innenministerium auf BR24-Anfrage.

Die Gründe für die beschleunigten Verfahren

Wichtig sei, so das Innenministerium, zum einen die Konzentration der Fälle nach Herkunftsländern auf spezialisierte Verwaltungsgerichte. Auch seien in München und Augsburg acht zusätzliche Richterstellen geschaffen worden. Zudem seien jetzt alle Gerichtsakten digitalisiert und künftig könnten KI-Anwendungen die Verfahren weiter beschleunigen. Kurz gesagt: Bayerns Verwaltungsgerichte haben von Rheinland-Pfalz gelernt und sind damit sehr erfolgreich.

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