Mit und ohne maschinelle Hilfe sind zum 1. Mai in vielen bayerischen Gemeinden und Ortsteilen Maibäume aufgestellt worden. Wie viele es insgesamt sind, lässt sich nur schätzen; hunderte jedenfalls. In Münsing am Starnberger See stehen gleich zwei, einer im Osten, einer im Westen. Und selbst in München – nicht unbedingt eine Hochburg dieses eher ländlichen Brauchtums, das den Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft festigen soll – wurden in verschiedenen Vierteln zehn neue Maibäume errichtet, so die Stadtverwaltung.
Schnitzkunst und "Fruchtspieß"
Geschmückt werden die Wahrzeichen des Frühlings im Ort mit bunten oder weiß-blauen Bändern und grünen Kränzen, oft auch mit Zunftzeichen. Manchmal mit den Wappen von Partnergemeinden, eher selten – siehe Video oben – mit historischen Schnitzereien. Der Maibaum im mittelfränkischen Dorfkemmathen verkleidete sich sogar schon als Palme, ein andermal als Giraffe und überdimensionierter Fruchtspieß.
Bayerns längster und Bayerns höchster
An die 20 Meter hoch sollte er schon sein. Der Maibaum im oberbayerischen Aying misst sogar 52 Meter. Viel niedriger und doch der höchste Maibaum Deutschlands ist jener auf der Zugspitze. Laut Bayerischer Zugspitzbahn ist er schon 80 Jahre alt, aber nur 18 Meter lang – länger geht nicht, denn er muss auf den Transportwagen der Zahnradbahn passen.
Erst kommt der TÜV, dann Kraft oder Kran – und manchmal der Sani
Traditionell werden die Maibäume von starken Männern (inzwischen auch Frauen) nur mithilfe gekreuzter Stangen in die Höhe gebracht, mancherorts werden heutzutage aber auch Kräne zu Hilfe genommen. Zunächst aber ist der "Maibaum-TÜV" gefragt. Die Bäume müssen gemäß bayerischer Bauordnung regelmäßig von bestellten Sachverständigen untersucht werden. Ist die Standfestigkeit nicht mehr gegeben, muss der Baum weg.
Ungefährlich ist das Ganze dennoch nicht. In Rheurdt am Niederrhein wurden am diesjährigen 1. Mai fünf Menschen verletzt, als der Maibaum beim Aufstellen zur Seite kippte. Aus Bayern gibt es heuer zum Glück noch keine derartigen Meldungen.
Maibaumaufstellen im Schnee - auf der Zugspitze
Maibaumdiebstahl: aus Tradition erlaubt, fast schon Pflicht
Seit jeher wichtiger Bestandteil des Frühlingsvergnügens: Die mitunter feuchtfröhliche Bewachung des eigenen Baums - und der Diebstahl des Konkurrenzmodells vom nächsten oder übernächsten Ort. Für die Lagerung des oft schon Monate vorher geschlagenen Baums empfehlen sich also ein geheimer Ort und wachsame Pfostenposten. Denn es gilt: Legt ein Wachhabender die Hand auf den Baum, darf dieser nicht mitgenommen werden. Doch wehe, wenn die Bewacher ihren Posten verlassen!
Wir das Bier, dann ihr den Baum!
So geschehen in diesem Jahr im Fall des Maibaums von Sulzbach bei Regensburg. Als der Wirt des Gasthauses Hammermühle, frisch aus dem Urlaub heimgekehrt, seinen noch horizontal ruhenden Maibaum begrüßen wollte, sah er, dass er nichts sah: Burschen aus dem benachbarten Donaustauf hatten das immerhin 30 Meter lange Traditionsstangerl zunächst mit Muskelkraft vom Lagerort weggetragen und dann mit einem VW-Bus nach Donaustauf gezogen.
Polizei und Vereinte Nationen bleiben in solchen Fällen passiv; was hilft, ist eine kräftige Brotzeit und ein Fass Bier als Auslöse, die der Hammermühlwirt dann auch springen ließ. Einigen Feuerwehrlern und Fußballern aus Donaustauf soll es, munkelt man, gemundet haben.
Audio: Maibaumklau in Sulzbach
Die Burschen des Trachtenvereins Burgbergler aus Donaustauf mit zwei Maibäumen. Rechts ist der gestohlene des Gasthofes Hammermühle in Sulzbach.
Im langen Schatten des Maibaums
Weniger schön: Unter Alkoholeinfluss verschwimmen bei manchen die Grenzen zwischen gewohnheitsrechtlich Geduldetem, schlechten Scherzen und schlicht Kriminellem. 2024 etwa landeten Jugendliche vor Gericht, weil sie in Niederpöring bei Deggendorf einen Maibaumwächter mit brennbarer Flüssigkeit besprüht und angezündet hatten. Wie die Polizei zudem mitteilt, sind in den vergangenen Jahren immer häufiger Maibaumstandlöcher von Unbekannten zubetoniert worden – auch das kein Bestandteil des Brauchtums.
Makabre Freinacht-Aktion: Ein toter Dachs am Maibaum
In Hergensweiler bei Lindau sorgt aktuell eine mögliche Tierquälerei für Aufregung: Unbekannte haben am Maibaum einen Dachs aufgehängt. Als die Feuerwehr das Tier herunterholte, war es tot. Ob es am Maibaum gestorben ist oder schon vorher tot war, ist noch nicht bekannt. Die Polizeiinspektion Lindenberg hat Ermittlungen wegen des Verdachts der Jagdwilderei und des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz aufgenommen und bittet Zeugen, sich unter der Telefonnummer 08381/92010 zu melden.
Mit Informationen von dpa.
Im Video: Maibaumfest im oberbayerischen Geitau
Maibaumfest im oberbayerischen Geitau
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