Im Sommer hat Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) das bisherige System der fixen Einspeisevergütung in Zweifel gezogen. Auf 20 Jahre festgelegte Vergütungssätze für eingespeisten Strom haben ihrer Ansicht nach keinen Sinn mehr.
Die Photovoltaikbranche hat das insgesamt in Aufruhr versetzt. Bei Balkonkraftwerken scheint das aber keine Rolle zu spielen. Der Boom hält an. Die Zahl der neu angemeldeten Anlagen betrug allein im August laut Bundesnetzagentur 45.766. Damit sind in Deutschland mehr als 1,12 Millionen sogenannter Balkonkraftwerke am Netz.
Bayern bei Balkonkraftwerken auf dem zweiten Platz
Im Vergleich der 16 Bundesländer liegt Bayern bei den gemeldeten Balkonkraftwerken nach Nordrhein-Westfalen auf dem zweiten Platz. Dort sind es mehr als 220.000, Bayern kommt auf 170.000. Allein in den ersten acht Monaten des Jahres 2025 wurden 50.000 neu angemeldet.
Zusammen haben alle angemeldeten Balkonkraftwerke in Deutschland nach Angaben der Bundesnetzagentur eine Leistung von mehr als 1.000 Megawatt. Rein rechnerisch. Würden sie alle gleichzeitig ihre Maximalleistung erreichen, dann würden sie – rein rechnerisch – die Leistung des abgeschalteten Atomkraftwerks Isar 1 übertreffen, die mit 912 Megawatt angegeben war.
Einspeisevergütung uninteressant
Selbst wenn die Bundesregierung ein Ende der Einspeisevergütung beschließen sollte, dürfte das auf die Attraktivität von Balkonkraftwerken kaum Einfluss haben. Wie Craig Morris, der Geschäftsführer des Bundesverbandes Steckersolar, betont, leben die meisten Balkonkraftwerke nicht von der Einspeisevergütung. Zwar sei eine Anmeldung dafür möglich, in der Praxis lohne sich der Aufwand dafür seiner Ansicht nach nicht. Balkonkraftwerke seien vor allem dazu da, die Grundlast eines Haushalts abzudecken.
Wenig Power, aber rentabel
Im Durchschnitt verursachen Kühlschrank, Router, Gefriertruhe und Co. eine Grundlast zwischen 300 und 400 Watt. Balkonkraftwerke können im optimalen Fall bis zu 800 Watt einspeisen. Wird mehr Strom erzeugt als benötigt, dann fließt der ohne Bezahlung ins Stromnetz. Trotzdem lohnen sich Balkonkraftwerke laut Craig Morris innerhalb von sechs bis sieben Jahren.
Recht auf eigenes Balkonkraftwerk
Für Mieter sind Balkonkraftwerke oft die einzige Möglichkeit, selbst Strom zu erzeugen. Und: Sie haben ein Recht darauf. Das sagt Monika Schmid-Balzert, sie ist Geschäftsführerin beim Deutschen Mieterbund, Landesverband Bayern. Bevor ein Mieter ein solches Kraftwerk anbringt, muss er den Vermieter allerdings darüber informieren.
Und sollte etwa eine Photovoltaikplatte vom Balkon fallen und Schaden anrichten, dann ist der Mieter dafür allein verantwortlich. Deswegen sollte man unbedingt klären, ob die eigenen Versicherungen Balkonkraftwerke mit abgedecken. Was Mieter ebenfalls bedenken müssen, ist, dass sie beim Auszug die Anlage so zurückbauen müssen, dass keine Löcher in der Fassade oder ähnliches zurückbleibt.
Dieser Artikel ist erstmals am 20.10.2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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