Im April ist die Zahl der Arbeitslosen in Bayern zwar um 9.795 auf 309.682 gesunken. Aber für eine Frühjahrsbelebung ist das ein viel zu geringer Rückgang. Die Arbeitslosenquote sei mit 4,0 Prozent aktuell so hoch wie seit 2010 am Ende der weltweiten Finanzkrise nicht mehr.
Und so stellt Schmitz eine andere Zahl in den Vordergrund: Im Vergleich zum April 2022 sind jetzt 92.000 Menschen mehr arbeitslos gemeldet. Das zeige "das ganze Ausmaß der Krise", die ihre Ursachen vor allem im Ukraine-Krieg, der Konjunkturschwäche und der Transformation der Industrie habe.
Grafik: Arbeitslosenquoten und Zahlen
Krise auf dem Arbeitsmarkt: Kurzarbeit nimmt zu
Leidtragende der Krise sind vor allem Beschäftigte im verarbeitenden Gewerbe, zu dem die Automobilindustrie und ihre Zulieferbetriebe gehören, die sogenannte Automotive-Branche. Hier steigt auch die Zahl der Kurzarbeitenden. Innerhalb eines Jahres verdoppelte sie sich fast, auf jetzt über 55.000. "Und es kommen neue Anmeldungen auf Kurzarbeit hinzu, unter anderem wegen der Unsicherheit in Sachen der US-Zölle", so Behördenchef Schmitz.
Am deutlichsten zeigt sich die Krise dort, wo die Automotive-Branche stark ist und jetzt Arbeitsplätze verloren gehen: in den nordbayerischen Städten Schweinfurt (Arbeitslosenquote 7,5 Prozent), Aschaffenburg (7,4 Prozent), Coburg (7,3 Prozent) und Hof (7,6 Prozent). In Hof kommen nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) weitere Arbeitsplatzverluste in der Keramikindustrie sowie im Fahrzeughandel hinzu. Deutlich spürbar ist der Negativtrend laut BA aber auch in weiten Teilen Nordostbayerns und auch in den Städten Landshut, Augsburg und Nürnberg sowie in und um Ingolstadt.
Gegen den Trend: Weniger Arbeitslose in Weißenburg
Während sonst in allen Landkreisen und kreisfreien Städten die Arbeitslosenquote höher liegt als im April 2024, ging sie in Weißenburg-Gunzenhausen (3,4 Prozent) leicht zurück. Die Wirtschaftsstruktur im südlichen und westlichen Mittelfranken sei vielfältiger als anderswo in Bayern und damit weniger von einzelnen Branchen wie dem Automobilsektor abhängig.
"Breit aufgestellt" sei die Wirtschaft auch im gesamten Regierungsbezirk Schwaben, der deshalb unter den bayerischen Regierungsbezirken die mit 3,6 Prozent geringste Arbeitslosenquote aufweist, so Agenturchef Schmitz. In Schwaben gibt es viele Landkreise mit Quoten unter drei Prozent. Donau-Ries meldet mit 2,4 Prozent (gleichauf mit Bad Tölz-Wolfratshausen) den geringsten Wert im Freistaat.
Trendwende durch Bauunternehmen und Rüstungsbranche?
Wann es auf dem Arbeitsmarkt wieder aufwärts geht, darauf wollen auch die Experten in den Arbeitsagenturen sich derzeit nicht festlegen. "Kurzfristig sehen wir das jedenfalls nicht", sagt Schmitz. Denkbar sei, dass die Trendwende etwa zum Jahreswechsel komme, wenn die Investitionspakete des Bundes zügig umgesetzt würden. Gerade Bayern könne davon profitieren, da es hier starke Bauunternehmen und auch eine nennenswerte Rüstungsbranche gebe.
Erwartungen an die neue Regierung
Von der Politik erwarte er ansonsten vor allem "Kontinuität und Verlässlichkeit". Dies gelte besonders für die Änderungen beim Bürgergeld, das nach dem Willen der Union zur "neuen Grundsicherung" umgebaut werden soll. Hier sei es wichtig, Menschen mit Vermittlungshemmnissen wie fehlender Ausbildung, mangelnden Sprachkenntnissen oder psychosozialen Problemen weiterhin helfen zu können, so Schmitz.
Für das Personal der Jobcenter sei es aber "schwierig, wenn der Gesetzgeber alle paar Jahre die Rahmenbedingungen ändert und sie dann mal so und mal so ausgerichtet werden".
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