Die Stadt Greding ist zuletzt meistens im Zusammenhang mit AfD-Veranstaltungen in den Schlagzeilen.
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Die Stadt Greding ist zuletzt meistens im Zusammenhang mit AfD-Veranstaltungen in den Schlagzeilen.

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Besorgte Bürger in Greding: "AfD verdirbt den Ruf der Stadt"

Besorgte Bürger in Greding: "AfD verdirbt den Ruf der Stadt"

Wegen eines Videos mit ausländerfeindlichen Gesängen war Greding deutschlandweit in den Schlagzeilen. Seit Jahren hält die AfD ihre Landesparteitage in der Kleinstadt ab. Gredinger Bürger sind genervt, durch die Vorfälle leidet der Ruf der Stadt.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Franken am .

Im mittelfränkischen Greding ist gerade Hochsaison. Der Faschingsverein Gredonia hat heute den rußigen Freitag auf dem Programm: Ein Nachtspektakel, bei dem rund 30 Brauchtumsgruppen im Sternzug zum Gredinger Marktplatz laufen.

Doch überregional wird Greding derzeit hauptsächlich im Zusammenhang mit der AfD erwähnt. Seit 2017 finden hier in der Halle Hippodrom unweit der Autobahn A9 immer wieder Parteitage der bayerischen AfD statt. Und Mitte Januar waren Teilnehmer des jüngsten Parteitags nachts in einer Gredinger Disco unschön mit ausländerfeindlichen Gesängen aufgefallen. Es waren Einheimische, die daraufhin lautstark protestierten und ein Video von der Szene an die Polizei und den Bayerischen Rundfunk weiterleiteten. Durch den Inhalt des Videos geriet Greding deutschlandweit in die Schlagzeilen.

Bürgermeister: "Können AfD-Parteitage bei uns nicht verbieten"

Seit langem schon findet sich ein kleines Bündnis von Bürgern zu Beginn jedes Parteitags mit Bannern zu einer Gegendemo ein. Ansonsten überwog in Greding bislang das Schulterzucken. Doch inzwischen regt sich mehr Protest. "Wir wollen die AfD in Greding nicht", sagt Bürgermeister Manfred Preischl (Freie Wähler) mit Nachdruck dem Bayerischen Rundfunk. Was die Parteitage anbelangt, seien ihm allerdings die Hände gebunden. "Solange die Partei nicht verboten ist, können wir rechtlich nichts dagegen machen", bedauert er. Und dass ein privater Unternehmer seine Halle an türkische Hochzeitsgesellschaften, Waffenmessen und eben auch an die AfD vermiete, sei "ein Geschäftsmodell", auf das die Stadt keinen Einfluss nehmen könne, beklagt Preischl.

Apothekerin sorgt sich um den Ruf der Stadt

Gredinger Bürgerinnen und Bürger reagieren zunehmend genervt, wenn sie nach der AfD gefragt werden. "Man möchte lieber positive Nachrichten von Greding hören als die negativen", sagt eine junge Mutter. Apothekerin Susanne Schneider sorgt sich um das Image der Stadt. "Es ist schade, dass Greding in so einen Ruf kommt. Greding ist ein ganz normaler Ort", sagt sie. Schneider sitzt für die FDP im Stadtrat von Greding und vertritt den Bund der Selbständigen. "Momentan ist es einfach eine der inzwischen leider großen Parteien, die in Berlin vertreten ist, und die hat auch ihr Recht in der Demokratie. Auch wenn mir das nicht passt". Sie hoffe, dass jetzt durch die großen Demonstrationen einige AfD-Wähler und -Wählerinnen ihre Meinung wieder ändern, sagt sie.

"Greding ist bunt" – bisher wenig Zulauf

Die kleine Initiative "Greding ist bunt" hat mehrmals am Rand von AfD-Parteitagen demonstriert. Doch sie hat keineswegs massenweise Menschen motivieren können. "Da sind mal 20, 30 Leute gekommen, oder 50", sagt Initiatorin Manuela Beck. "Auch ab und zu mal jemand vom Stadtrat". Unterstützung gebe es eher von anderen "bunten Bündnissen", aus Eichstätt, Hilpoltstein oder Roth, so die Initiatorin.

Am Weihnachtsmarkt sammelt die Initiative jedes Jahr mit einem Stand für soziale Zwecke. Aber der Vorfall in der Gredinger Bar habe die Lage verändert. "Das kann man so nicht durchgehen lassen", sagt sie. Und weil in Greding niemand eine Demo gegen die AfD veranstaltet, fährt sie mit zwei anderen Mitstreitern eben ins 25 Kilometer entfernte Hilpoltstein. Hier haben sämtliche Stadtratsfraktionen und mehrere Sozialwerke gemeinsam eine Kundgebung organisiert, "Hilpoltstein ist voll bunt". Ein bisschen hofft Manuela Beck, dass sich in Greding künftig auch etwas mehr Leute zum Protestieren finden.

Greding wählt konservativ – wie überall in Bayern

Die 7.000 Einwohner-Stadt liegt ganz im Süden Mittelfrankens, an der Grenze zu Oberbayern und der Oberpfalz. Bei der Landtagswahl im letzten Herbst haben 80 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben, knapp 50 Prozent wählten die CSU. Auf Platz zwei folgten mit 15 Prozent die Freien Wähler, danach die AfD mit 13 Prozent. Das ist in etwa bayerischer Durchschnitt. Nur die Grünen schneiden schlechter ab. "Wir sind hier ganz normale, bodenständige Leute", sagt eine Frau. "Und ich bin durchaus auch unzufrieden mit der Regierung. Die sollte mehr diejenigen hören, die jetzt immer weniger Geld im Geldbeutel haben".

Veranstaltungsort an der Autobahn: strategisch günstig

Doch was macht Greding für die AfD so attraktiv? Es ist der Standort in der Mitte Bayerns, mit der Autobahn sehr gut zu erreichen. Das Veranstaltungslokal hat einen großen Saal und liegt im Industriegebiet, nur wenige hundert Meter von der Autobahnausfahrt entfernt. Bei dieser Randlage bekommen die Gredinger Bürgerinnen und Bürger nicht viel mit. Der Betreiber der Hippodrom sagte dem Bayerischen Rundfunk, die AfD sei bisher ein zuverlässiger Mieter gewesen. "Ich bin Unternehmer und will nur in Ruhe mein Geschäft machen", so Ernst Groh. "Wenn die sich allerdings radikalisieren, muss ich mir in Zukunft schon Gedanken machen".

Junge Frau startet Online-Petition

Das Unbehagen wächst auch in der Bevölkerung. Nach dem Vorfall in der Bar hat eine junge Frau aus Greding eine Online-Petition gestartet. Das Dulden der AfD in der Stadt gefährde die Sicherheit, Inklusivität und Harmonie der Bürgerinnen und Bürger, schreibt Rebecca Miess im Text der Petition. Mit ihrer Aktion wolle sie Menschen eine Stimme geben, die Angst haben, von solchen Menschen bedroht und angegriffen zu werden, so Miess. 1.500 Menschen haben in der ersten Woche unterschrieben, insgesamt sind es knapp 1.700. Offensichtlich hatten auch Menschen aus Greding das Bedürfnis, sich zu äußern. Etliche haben mit Gredinger Bezug einen Eintrag veröffentlicht. Eine Petition ist eine dringende Bitte von Bürgern, dass etwas geändert wird.

Vortrag mit Rechtsextremismus-Expertin geplant

Die Initiative "Greding ist bunt" hat unterdessen eine Informationsveranstaltung organisiert. Die Nürnberger Expertin für Rechtsextremismus Birgit Mair referiert zum Thema "AfD und Co: extrem rechte Bewegungen in Franken und ihr gefährliches Mediennetzwerk". Die Stadt stellt einen Raum im Gredinger Archäologie-Museum zur Verfügung. "Die Stadt kann ja erstmal nichts dafür, dass die AfD hier einen Veranstaltungsort findet", sagt auch Mair. Allerdings seien AfD-Gegner in Greding "wirklich allein auf weiter Flur". Die Initiative "Greding ist bunt" will sich demnächst mit dem Bürgermeister zusammensetzen. "Wir wollen schauen, ob wir gemeinsam etwas auf die Beine stellen können", sagt Manuela Beck. Und Bürgermeister Reischl hat Unterstützung angekündigt. "Aktionen und Demonstrationen jederzeit gerne. Wenn die Radikalisierung der AfD so weitergeht, wird es auch genügend Gründe geben, diese Partei zu verbieten."

Der Artikel wurde am 10. Februar 2024 um 11.00 Uhr um die Stellungnahme des Hippodrom-Betreibers ergänzt.

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