Die Schülerinnen und Schüler sind aus der Puste. Einige Runden sind sie um den Sportplatz gerannt und jetzt müssen sie eine physikalische Knobelaufgabe lösen. An der Alexander-von-Humboldt-Realschule in Bayreuth findet gerade ein "Forschathon" statt – das ist ein Kunstwort aus "Forschen" und "Marathon". Die Lehrer haben sich das ausgedacht, um Naturwissenschaften und Sport zusammenzubringen. Ziel ist es, Spaß für Naturwissenschaften und Mathematik zu wecken. Für das Engagement wurde die Schule auch schon mit mehreren Preisen ausgezeichnet.
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Wenig Spaß an Schule
Die Schülerinnen und Schüler für Mathematik, Chemie, Biologie und Physik zu begeistern scheint auch nötig zu sein, wie eine bundesweite Studie des Berliner Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) zeigt: Bundesweit, auch in Bayern, haben die Schülerinnen und Schüler der neunten Klassen deutlich weniger Spaß an der Schule als im Jahr 2018.
Auch die Leistungen in diesen Fächern wurden in dem Zeitraum schlechter. Bundesweit verfehlte mehr als jeder dritte Jugendliche (34 Prozent) in Mathematik den Mindeststandard für den mittleren Schulabschluss. In Bayern waren es 25,9 Prozent.
Für die Studie wurden Testergebnisse von rund 48.000 Schülerinnen und Schülern aus mehr als 1.500 Schulen in Deutschland ausgewertet. "Der Trend geht durch alle sozialen Gruppen, und egal welche ökonomische Stellung, ob ein zuwanderungsbezogener Hintergrund besteht oder nicht", sagt Petra Stanat, Leiterin der Studie am IQB.
Bayern steht relativ gut da
Im Bundesvergleich steht Bayern, wie auch in den vergangenen Jahren, gut da. Allerdings sind auch hier die Schüler in gleichem Maß wie im Bundesdurchschnitt schwächer geworden. Kultusministerin Anna Stolz (CSU) betont, dass Bayern bereits nach der Pisa-Studie 2023 mit einem Maßnahmenpaket für mehr Basiskompetenzen an Grundschulen reagiert habe: "Kern waren mehr Zeit für Lesen, Schreiben, Rechnen in den Jahrgangsstufen 1 bis 4 und ein Sprachtest mit anschließender Förderung bereits vor der Einschulung."
Laut Petra Stanat vom IQB konnte die Studie keine eindeutigen Gründe für den Leistungsabfall ermitteln: "Sicherlich hat die Corona-Pandemie eine Rolle gespielt, aber auch danach wurde es für die Jugendlichen nicht viel leichter: der Krieg in der Ukraine, der Klimawandel und jetzt die Diskussion um den Wehrdienst." Die jungen Menschen hätten viele Gründe, sich Sorgen zu machen, über die Zukunft. Das könne die nachlassenden Schulleistungen erklären.
Vielen Jugendlichen geht es emotional nicht gut
Auch eine Folge von Pandemie und Zukunftssorgen: 17 Prozent der Jugendlichen geben an, häufig emotionale Probleme zu haben. Zwischen 2024 und 2018 hat der Wert um 30 Prozent zugenommen.
Auch Migration ist nach wie vor ein Thema in den Schulen. Die Klassen werden immer heterogener und die Schüler mit Migrations- und Fluchthintergrund immer mehr. Besonders Sprachprobleme machen es den Schülern schwer. Und sie sind von Pandemie und Zukunftssorgen genauso betroffen, wie ihre Mitschüler. Allerdings hat sich der Abstand bei den Leistungen zwischen allen Schülergruppen verringert, was für Erfolge bei den Integrationsbemühungen der Schulen sprechen könnte.
Es gibt auch Lichtblicke
Abgefragt hat die Studie auch, wie sozial eingebunden sich die Jugendlichen in ihrer Schule fühlen. Hier sind die Werte überall erfreulich hoch, ähnlich wie bei der Untersuchung 2018. Zwischen 89 Prozent und 95 Prozent aller Schüler, mit und ohne Migrationshintergrund, geben ihr Gefühl sozialer Eingebundenheit mit "mittel" und "hoch" an.
Fast identisch sind die Zahlen bei der allgemeinen Zufriedenheit der Jugendlichen mit ihrer Schule. Das gilt auch für die Schüler der Alexander-von-Humboldt-Realschule in Bayreuth: Konrektorin Stefanie Bode erzählt, über ein Projekt, das einige Schüler gerade mit großer Begeisterung abgeschlossen hätten: "Mit Unterstützung lokaler Firmen hat jeder Teilnehmer einen Roboterarm gebaut und programmiert. Bei solchen Projekten können die Schüler selbständig arbeiten und ihre Interessen ausleben. Das macht ihnen Spaß und das Lernen wird da viel leichter und effektiver." Das voll funktionsfähige Teil durfte dann jeder mit nach Hause nehmen – und dort selbst weiter experimentieren.
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