19.02.2024, Bayern, Augsburg: Bischof Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, spricht bei einer Pressekonferenz. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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Angespannte Stimmung beim Auftakt der Vollversammlung der deutschen Bischöfe nach erneuter Kritik aus Rom am Reformprozess Synodaler Weg

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Bischofskonferenz: Verwunderung über "Brandbrief" aus Rom

Bischofskonferenz: Verwunderung über "Brandbrief" aus Rom

Die Vollversammlung der katholischen deutschen Bischöfe in Augsburg hat begonnen. Bischof Georg Bätzing kündigte an, den Reformprozess der katholischen Kirche voranzutreiben – trotz Intervention aus Rom.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hat sich "verwundert" über den "Brandbrief" aus Rom gezeigt, der kurz vor der Frühjahrsvollversammlung der deutschen Bischöfe eingetroffen war. Man werde sich die Zeit nehmen, um über die Einwände aus Rom zu diskutieren und Konsequenzen abzuleiten, sagte Bätzing am Montag in Augsburg. Er warf dem Vatikan vor, Gespräche zum deutschen Reformprozess verzögert zu haben. "Wir könnten schon viel weiter sein." Die Verantwortung dafür trage Rom.

Das traditionelle Treffen der Bischöfe in Augsburg beginnt in krisenhafter Stimmung. Eigentlich wollten die Teilnehmer über die Satzung des Synodalen Ausschusses abstimmen – ein Gremium, das mit dem gemeinsamen Reformprozess von Bischöfen und katholischen Laien eingerichtet wurde. Der Ausschuss soll einen Synodalen Rat vorbereiten, in dem Kleriker und Laien künftig die Themen des Synodalen Weges weiter beraten und gleichberechtigt entscheiden sollen, etwa über Fragen der Sexualmoral, der Machtverteilung innerhalb der Kirche oder über die Rolle der Frau.

Bätzing wirft Rom Verzögerungstaktik beim Synodalen Weg vor

Doch die Abstimmung wurde beim Treffen der Bischöfe in Augsburg kurzfristig von der Tagesordnung gestrichen. Der Grund: ein Schreiben aus dem Vatikan, eine erneute Intervention aus Rom gegen den deutschen Reformweg. Ein Gremium wie der geplante Synodale Rat sei "vom geltenden Kirchenrecht nicht vorgesehen", schrieben drei hochrangige Kurienkardinäle – ausdrücklich mit Billigung des Papstes, wie sie betonen.

"Daher wäre ein diesbezüglicher Beschluss der DBK (Deutsche Bischofskonferenz) ungültig – mit den entsprechenden rechtlichen Folgen." Zugleich erinnerten sie an ein Schreiben "im besonderen Auftrag des Heiligen Vaters" vom 16. Januar mit der Aufforderung, "die Einrichtung eines solchen Rates nicht weiterzuverfolgen". Die Kardinäle verwiesen in ihrem Brief auf anstehende Gespräche mit den deutschen Bischöfen "in naher Zukunft". Davor sollten keine vollendeten Tatsachen geschaffen werden.

Laien irritiert – Reformgruppen halten Mahnwache in Augsburg ab

Der Brief aus Rom löst Irritationen bei den katholischen Laien aus. Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) forderte die Bischofskonferenz auf, den Reformkurs gegen alle Stoppsignale aus Rom fortzusetzen. Die Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche" bezeichnete das Schreiben des Vatikans an die deutschen Bischöfe als "irrlichternde Botschaften". In Augsburg kommen heute Reformgruppen am Rande der Bischofskonferenz zu einer Mahnwache zusammen.

Der DBK-Vorsitzende Georg Bätzing erklärte, "aus Respekt vor den römischen Verantwortlichen" habe er die geplante Abstimmung zum synodalen Ausschuss von der Tagesordnung genommen. Es seien bereits Gespräche mit dem Vatikan vereinbart, die er "sehnlich erwarte".

Bätzing verspricht: Synodaler Weg geht weiter

Zur Kritik der Kurienkardinäle, ein gemeinsames Entscheidungsgremium von Laien und Bischöfen wie der geplante Synodale Rat sei vom Kirchenrecht nicht gedeckt, erklärte Bätzing: "Wir wollen in keiner Weise die Autorität der Bischöfe begrenzen. Wir wollen sie auf einen neuen Boden stellen."

Deren Autorität sei angezählt, etwa wegen der Missbrauchsskandale. Der synodale Weg werde weitergehen, versprach Bätzing. "Der Synodale Ausschuss ist konstituiert", stellte der Bischofskonferenzvorsitzende klar. Aber man könne "nicht einfach über den römischen Einspruch hinweggehen".

Bischofskonferenz diskutiert auch über AfD und Friedensethik

In den kommenden Tagen wollen die Bischöfe bei der Frühjahrsvollversammlung in Augsburg auch über den Krieg in der Ukraine und die Zukunft der Demokratie in Deutschland beraten. Dabei geht es unter anderem um die Frage, ob eine Mitgliedschaft in der AfD und zugleich in kirchlichen Gremien wie Kirchensteuerrat, Diözesanrat oder auch Pfarrgemeinderat vereinbar sind.

Außerdem Gesprächsthema der Bischöfe in Augsburg: das Heilige Jahr 2025, die Internationale Ministrantenwallfahrt nach Rom im Sommer und die "Woche für das Leben", bei der die Evangelische Kirche in Deutschland nicht mehr mitmachen will. Auch die jüngste Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung soll Thema sein, die den Kirchen einen massiven Bedeutungs- und Vertrauensverlust bescheinigt hatte.

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