Camilla Medaglia aus Rio kümmert sich an einem Krankenhausbett um einen Patienten.
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Mit brasilianischen Fachkräften gegen den Pflegenotstand

Mit brasilianischen Fachkräften gegen den Pflegenotstand

Der Mangel an Pflegekräften macht kreativ! Das zeigt das Projekt "Gepflegt in die Zukunft". Gemeinsam mit der Arbeitsagentur hat die Vamed Klinik Kipfenberg Fachkräfte aus Brasilien ins Altmühltal geholt. Der Aufwand ist enorm, aber er lohnt sich.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Vor gut einem Jahr hat Krankenpflegerin Camilla Medaglia in einer Zeitung im brasilianischen Rio eine ungewöhnliche Anzeige gesehen. Das Angebot war verlockend: Fortbildung während der Arbeitszeit, Hilfe bei der Wohnungssuche, Aussicht auf einen unbefristeten Arbeitsvertrag, eine gute Bezahlung. Camilla Medaglia griff zu. Nur weit reisen musste sie. Zusammen mit 17 anderen Brasilianerinnen arbeitet sie seit einigen Monaten in den Vamed Kliniken in Kipfenberg und Berching im Rahmen des Modells "Gepflegt in die Zukunft".

Rundum-sorglos-Paket für den Neustart

Noch in Rio lernten die Brasilianerinnen im Goethe-Institut Deutsch, finanziert vom neuen Arbeitgeber Vamed. Der hat gemeinsam mit der Arbeitsagentur ein Rundum-sorglos-Paket für den Neustart in Deutschland geschnürt. Steven Theilig, Verwaltungsleiter bei Vamed und zudem Inklusionsbeauftragter der Vamed Klinik Kipfenberg, mietete für die neuen Mitarbeiterinnen eigens ein Haus in Kipfenberg an, besorgte ihnen Räder und Möbel und unterstütze sie bei Behördengängen. Die Klinik beteiligt sich mit einem speziellen Mentoren-Programm und Einführungskursen während der Arbeitszeit.

  • Zum Artikel "Leere Zimmer und Betten: Was ist los in Altenheimen?"

Ein Viertel der Betten steht mangels Fachkräften leer

Der Aufwand lohne sich auf jeden Fall, sagt Theilig. Denn der Pflegekraftmangel schlägt auf den Umsatz durch. So kann zum Beispiel die Vamed-Klinik Kipfenberg ein Viertel ihrer über 200 Betten nicht belegen, aktuell fehlen der Klinik rund 50 Pflegefachkräfte. Mangels Angebot sucht Theilig weltweit nach Personal, denn in Europa lässt sich der Bedarf nicht decken. "Wir dürfen nur in Ländern rekrutieren, die auf der WHO-Liste sind. Es gibt einige europäische Länder, die selbst nicht mehr genug Pflegekräfte in ihren Ländern haben." Auf der Suche nach hochqualifiziertem Personal sei man dann im Austausch mit der Zentralen Auslandsvermittlung der Arbeitsagentur (ZAV) auf Brasilien gekommen.

Bedarf an Fachkräften übersteigt Angebot bei Weitem

Der Mangel an Pflegefachkräften trifft nahezu alle Kliniken und Reha-Einrichtungen in Deutschland. Obwohl vielerorts wie bei Vamed versucht wird, Pflegehelfer nachträglich zu qualifizieren, deckt auch das den Personalbedarf längst nicht ab. Der Markt ist weitgehend leergefegt. Das belegen die Zahlen der Bundesagentur für Arbeit. Danach übersteigt der Bedarf an Fachkräften im medizinischen Bereich das Angebot um das Zigfache. Bundesweit werden aktuell rund 12.000 Fachkräfte gesucht, bayernweit rund 2.000. Allein in der Region Ingolstadt fehlen 100. Wenn man die offenen Stellen für gelernte Altenpfleger dazu zählt, verdoppeln sich diese Zahlen.

BR24-Infografik zur Entwicklung der Beschäftigungszahlen in den Pflegeberufen
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BR24-Infografik zur Entwicklung der Beschäftigungszahlen in den Pflegeberufen

Arbeitsagentur hilft bei der Nachqualifizierung

Aktuell werden die 18 neuen Vamed-Mitarbeiterinnen in Kipfenberg und Berching noch in aufwendigen Schulungsgängen nachqualifiziert. Die Brasilianerinnen haben zwar alle in ihrer Heimat eine Fachausbildung für Krankenpflege absolviert und auch einen Bachelor-Abschluss in der Tasche, doch ihre Titel werden in Deutschland nicht vollständig anerkannt. Hier hilft die Arbeitsagentur weiter. Um die bürokratischen Hürden zu nehmen, ist Anja Schlippes-Rembold, Berufsberaterin bei der Agentur für Arbeit, häufig in Kipfenberg. Sie lobt die Willkommenskultur in der Klinik. "Das habe ich so noch nie erlebt, an wie viel die denken in der Klinik. Sie machen ganz viel, damit diese Menschen sich hier Stück für Stück zu Hause fühlen."

Letzte Hürden im Herbst

Mittlerweile haben die brasilianischen Kräfte alle die Deutschprüfung mit Sprachniveau B2 abgelegt und warten auf ihre Ergebnisse. Auch mit ihren Nachqualifizierungen werden sie wohl im Herbst abschließen. Über ein Jahr nach Anwerbungsbeginn kann Vamed sie dann als vollwertige Gesundheits- und Krankenpflegerinnen einsetzen. Bis dahin dürfen sie nach dem Gesetz nur als Hilfskräfte arbeiten, werden aber schon besser bezahlt.

  • Zum Artikel "Studie: Noch zehn Jahre Fachkräftemangel in Kitas"

Positive Zwischenbilanz

Das Klinikteam im Altmühltal ist sehr zufrieden mit den neuen Mitarbeiterinnen. Sie hätten sich gut in den Arbeitsalltag integriert, findet Verwaltungsleiter Theilig. Er will das Modell "Gepflegt in die Zukunft“ weiterverfolgen.

“Ich bin froh, dass sie da sind. Alle arbeiten sehr zuverlässig und fleißig, haben sich sehr gut in ihre Teams integriert, sind den Patienten sehr zugewandt und sie werden sehr positiv von den Patienten aufgenommen." Vamed-Verwaltungsleiter Steven Theilig

Bei der Arbeitsagentur vermerkt man sehr aufmerksam, wie positiv sich das Modell "Gepflegt in die Zukunft" entwickelt. Auch Berufsberaterin Schlippes-Rembold wünscht sich deshalb, dass das Projekt Schule macht.

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