Die Warn-Apps KATWARN und NINA sind auf dem Bildschirm eines Smartphones zu sehen.
Die Warn-Apps KATWARN und NINA sind auf dem Bildschirm eines Smartphones zu sehen.
Bild
Es gibt verschiedene Kanäle, wie Menschen hierzulande gewarnt werden können. Beispielsweise Apps wie KATWARN, NINA oder BIWAPP (Symbolbild).
Bildrechte: picture alliance / Flashpic | Jens Krick
Schlagwörter
Bildrechte: picture alliance / Flashpic | Jens Krick
Audiobeitrag

Es gibt verschiedene Kanäle, wie Menschen hierzulande gewarnt werden können. Beispielsweise Apps wie KATWARN, NINA oder BIWAPP (Symbolbild).

Audiobeitrag
>

Verunreinigtes Trinkwasser: Braucht es mehr Warnungen per App?

Verunreinigtes Trinkwasser: Braucht es mehr Warnungen per App?

Warnungen werden in Deutschland auf vielen verschiedenen Kanälen verbreitet, um möglichst viele Menschen zu erreichen. Nicht jeder Weg ist immer sinnvoll. Nach einer Trinkwasserverunreinigung in Passau diskutierten User, wann per App gewarnt wird.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

💬 "Dein Argument" greift Euren Input auf: Kommentare aus der BR24-Community sind Anlass für diesen Beitrag. 💬

In Passau musste Mitte August das Trinkwasser abgekocht werden, nachdem es mit Bakterien verunreinigt gewesen war. Die Stadt warnte die Bürger auf verschiedenen Kanälen vor möglichen Gesundheitsrisiken.

Verunreinigtes Trinkwasser: Warnung per NINA, KATWARN und BIWAPP?

Bei BR24 diskutierten User in der Kommentarspalte über die Warnungen. Dabei kam auch die Frage auf, ob die Stadt über Warn-Apps wie NINA, KATWARN oder BIWAPP gewarnt habe. "Warum werden eigentlich solche Abkoch-Anordnungen nicht zwingend auf Katwarn oder Nina bekanntgegeben?", kommentierte Nutzer "Raven25" und ergänzte, keine Warnung per App erhalten zu haben. "Liebt_einander." hingegen schrieb: "Die Warnung wurde zeitnah sowohl auf NINA, KATWARN und BIWAPP veröffentlicht. So habe ich rechtzeitig von der Anordnung erfahren."

Wer ist für die Warnungen zuständig?

Um zu verstehen, wer gewarnt wird und wer nicht, muss man wissen, wer die Apps befüllt. Das hängt davon ab, wer gewarnt werden soll. Handelt es sich um eine bundesweite Warnung, ist die nationale Warnzentrale zuständig: das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). Eine Warnung für ein Bundesland spricht das jeweilige Bundesland selbst aus. Bei Warnungen, die etwa nur eine Gemeinde und ihre Nachbargemeinde betreffen, sind die Gemeinden zuständig.

Über welche Kanäle wird gewarnt?

Verantwortlich bei den Kommunen sind in den allermeisten Fällen die Leitstellen bei den Unteren Katastrophenschutzbehörden, sagt Marianne Suntrup vom BBK. Wie also zum Beispiel vor einer Trinkwasserverunreinigung gewarnt wird, entschieden die betroffenen Gemeinden im Einzelfall selbst. "Die Gemeinden legen fest, in welchem Gebiet sie warnen und welche Kanäle sie benutzen wollen."

Viele Leitstellen würden dafür das modulare Warnsystem (MoWaS) [externer Link] benutzen. Mithilfe dieser Infrastruktur könnten die Kommunen die Warnung über verschiedene Kanäle ausspielen, darunter Warn-Apps, Rundfunk oder auch das Handy-Warnsystem Cell Broadcast – bekannt vom bundesweiten Warntag.

Mithilfe mehrerer Warnmöglichkeiten – von Sirenen und Lautsprecherdurchsagen über Warnungen in TV, Radio und Zeitungen bis hin zu Meldungen auf Webseiten, per Apps oder Cell Broadcast – soll versucht werden, so viele Menschen wie möglich zu erreichen.

Wer wird gewarnt?

Bezüglich der Trinkwasserverunreinigung in Passau habe die Stadt auf verschiedenen Kanälen gewarnt, darunter auch die Warn-Apps, teilt ein Sprecher auf BR24-Anfrage mit. Dass trotzdem nicht jeder die Meldung erhalten hat, kann andere Gründe haben.

Um per App zuverlässig gewarnt zu werden, sei es sinnvoll, sich mit der Funktionsweise auseinanderzusetzen, meint Suntrup. So könne man zum Beispiel bei NINA bestimmte Orte anwählen, für die man immer Warnungen angezeigt bekommen möchte: den eigenen Wohnort und den von Verwandten zum Beispiel. Zusätzlich könne man seinen Standort teilen, um auch vor Ereignissen nahe seinem aktuellen Aufenthaltsort gewarnt zu werden.

Bei KATWARN sei es ähnlich, erklärt Georg Koch, technischer Projektleiter bei TURMsolutions, zuständig für Support und Betrieb von KATWARN. Menschen, die sich gerade in einem Bereich befinden, für den eine Warnung vorliegt, würden, im "Schutzengel-Modus", sofort gewarnt. Jeder, der später von außen in den Bereich hineinkommt, erhalte die Meldung dann in diesem Moment.

Warum wird nicht immer über jeden Kanal gewarnt?

Obwohl die Warnung per Cell Broadcast alle Mobiltelefone unabhängig von App und Modell erreicht, ist eine Warnung über diese Funktion nicht immer sinnvoll, erklärt Suntrup. So sei das laut piepende Handy eine "laute" Art der Warnung. Das sei nicht immer angemessen. Würde man solche Optionen überreizen, könnten Menschen "warnmüde" werden und künftige Warnungen nicht mehr so ernst nehmen. Bei Wettermeldungen könnten zum Beispiel durch sich verschiebende Gewitterzellen innerhalb eines kurzen Zeitraums immer wieder Warnungen auftreten. Dies könnten Nutzer als störend empfinden. Grundsätzlich aber hätten Apps den Vorteil, eine längere Warnbeschreibung mitzugeben.

Nicht alle Kanäle sind immer gut geeignet. So sei es wiederum bei einer Rauchwolke, bei der Menschen Fenster und Türen geschlossen halten sollten, kontraproduktiv, per Lautsprecher und öffentliche Anzeigen zu warnen, weil das die Leute dazu animieren könnte, Fenster und Türen zu öffnen, um die Warnung besser mitzubekommen, sagt auch Koch.

Trinkwasserverunreinigungen: eher Ausnahme

Generell seien Trinkwasserverunreinigungen in Deutschland eher die Ausnahme, erklärt Berthold Niehues, Leiter Wasserversorgung beim Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches. "Trinkwasser ist in Deutschland mit das am besten untersuchte Lebensmittel." Es gebe ein engmaschiges Untersuchungsnetz. Wenn doch etwas gefunden wird, sei es ratsam, die verfügbaren Kanäle zur Warnung zu nutzen, so wie in Passau geschehen.

Dieser Artikel ist erstmals am 31.08.2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!