Luca Dietmann
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Der 24-jährige Luca Dietmann setzte sich im Wettbewerb "Finde Deinen Lieblingslotsen" gegen 109 Nominierte aus ganz Deutschland durch.

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Deutschlands beliebteste Zuglotsen kommen aus Bayern

Deutschlands beliebteste Zuglotsen kommen aus Bayern

Deutschlands beliebteste Zuglotsen schalten und walten auf Bahnhöfen in Bayern. Luca Dietmann stellt am Bahnhof Oberkotzau die Weichen und setzte sich bei einem Wettbewerb gegen 109 Nominierte durch. Natascha Makarow aus München belegte den 2. Platz.

Über dieses Thema berichtet: Stadt Land Leute am .

Fahrdienstleiter oder Zugverkehrssteurer – so heißen im offiziellen Jargon der Bahn jene Menschen, die in den Stellwerken die Weichen und Signale stellen. Rund 13.000 von ihnen sollen in Deutschland für einen möglichst reibungslosen Bahnverkehr sorgen. Für sie hat der Verband "Die Güterbahnen" einen Wettbewerb ausgerufen. Luca Dietmann aus Zedtwitz im Landkreis Hof hat sich dabei gegen 109 Nominierte durchgesetzt. Er gilt damit als beliebtester Zuglotse Deutschlands.

"Dann wird's wieder bimmeln und hier rot werden in dem Feld"

Der 24-Jährige ist Fahrdienstleiter bei der Deutschen Bahn in Oberkotzau im Landkreis Hof. Sein wichtigstes Werkzeug: das sogenannte Spur-Plan-Stellwerk mit vielen Lämpchen in unterschiedlichen Farben. Sämtliche Knöpfe darauf hat Dietmann im Blick.

"Wir haben als Nächstes einen Zug in Richtung Schwarzenbach", erklärt der Zugverkehrssteurer, während er an dem Pult sitzt. "Der wird jetzt hier gleich einblocken in dem Feld. Dann wird's wieder bimmeln und hier rot werden in dem Feld." Es folgt ein für Außenstehendes wildes Drücken auf Start- und Zieltasten, Dietmann redet über Einfahrtsignale und unterschiedlich farbige Spuren. "Rot ist da, wo sich der Zug befindet. Und weiß da, wo er noch entlangfährt."

Bahnhof Oberkotzau: Knotenpunkt für zahlreiche Zugverbindungen

Durchschnittlich zwölf Züge fahren stündlich durch Oberkotzau. Der kleine Bahnhof ist ein wichtiger Knotenpunkt zwischen Bamberg, Nürnberg, Regensburg und Tschechien. Dietmanns Aufgabe: Er muss koordinieren, wann welcher Zug fahren darf, und welcher Zug gegebenenfalls auf einen Anschluss warten muss. "Das sind Sachen, die müssen entschieden werden und das macht natürlich schon Spaß."

Sicherheit sei die wichtigste Aufgabe der Fahrdienstleiter – aber sie könnten noch viel mehr steuern, erklärt Dietmann. So kann es auch vorkommen, dass er einen Triebwagenführer anruft, wenn es auf dessen Strecke zu einer Verspätung kommt. Dietmann sagt ihm dann, dass er etwas langsamer fahren soll, um Energie zu sparen.

Sicherheit ist Priorität

Vom rundumverglasten Stellwerk in sechs Meter Höhe hat Dietmann am Bahnhof in Oberkotzau alle Signale im Blick und stellt von oben auch per Knopfdruck die Weichen unten im Gleis. Der Job des Zugverkehrssteurers verlangt Genauigkeit, Zuverlässigkeit und Flexibilität. Diese Voraussetzungen werden mit medizinischen und psychologischen Einstellungstests überprüft.

Mit seiner Hilfsbereitschaft, Kollegialität und seinem Engagement, Oberfrankens Schienen sicher und pünktlich zu machen, habe Dietmann nicht nur seine Kollegen überzeugt, sondern auch die Wettbewerbsjury, teilt der Güterbahnen-Verband mit. Heute erhielt Luca Dietmann die Auszeichnung an seinem Arbeitsplatz im Stellwerk Oberkotzau.

Neben ihm ging auch der zweite Platz bei dem Wettbewerb "Finde Deinen Lieblingslotsen" nach Bayern, und zwar an Natascha Makarow vom DB-Stellwerk München-Süd.

Nicht alle Stellen für Zugverkehrssteuerer sind besetzt

Insgesamt gibt es bundesweit 13.200 Stellen für Zugverkehrssteuerer. Allerdings sind wegen Personalmangels bundesweit nur 96 Prozent der Stellen besetzt, was nach Angaben des "Güterbahnen-Verbands" gerade im Güterverkehr immer wieder zum Stillstand führt.

Nele Wesseln, Geschäftsführerin vom Verband "Die Güterbahnen", erläutert den ernsten Hintergrund dieses Personalmangels: "Wenn ein Stellwerk nicht besetzt ist, bedeutet das, dass die Strecke gesperrt ist. Das heißt für die Eisenbahnverkehrsunternehmen, dass der Zug warten oder umgeleitet werden muss." Solch eine Umleitung könne Kostennachteile mit sich bringen, da ein Zug beispielsweise nicht so lang oder schwer sein kann, wie ursprünglich geplant. Dies mache den Wettbewerb zur Straße sehr, schwer: "Insbesondere wenn diese Ausfälle spontan auftreten, dann müssen die Unternehmen kurzfristig umdisponieren und können zum Teil nicht gewährleisten, dass der Zug rechtzeitig am Endpunkt, wo der Kunde wartet, ankommt."

Die Bundesnetzagentur hat der DB ein Zwangsgeld von 300.000 Euro angedroht, falls sich an den durch zu wenig Stellwerksmitarbeiter verursachten Verspätungen bis Ende 2025 nichrs ändert. "Von einer Strafe kommen auch keine neuen Fahrdienstleiterinnen und Fahrdienstleiter nach", sagt Philipp Nagl, Vorstand der DBInfraGo. "Wir machen Werbung, wir bilden aus und wir haben sehr viele attraktive Angebote auch in der Fläche und nicht nur in den großen Städten. Es gelingt uns auch, viele Kolleginnen und Kollegen zu finden." Jährlich beginnen derzeit rund 2.000 Menschen eine Ausbildung zum Fahrstellendienstleiter, so Nagel im Gespräch mit BR24.

Luca Dietmann bei der Arbeit als Fahrdienstleiter.
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Luca Dietmann ist 24 und der Herr der Züge - zumindest im Stellwerk Oberkotzau. Dort trägt er als Fahrdienstleister viel Verantwortung.

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