Schüler eines P-Seminars erforschen die Geschichte des ihres Gymnasiums im Dillinger Stadtarchiv.
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Dieselben Witze, andere Klamotten: Schüler erforschen Historie

Dieselben Witze, andere Klamotten: Schüler erforschen Historie

Frauen, die Abitur machen: vor 100 Jahren eine Besonderheit. Das Dillinger Johann-Michael-Sailer Gymnasium war damit früh dran. Das haben Elftklässler bei der Erforschung der 475-jährigen Geschichte ihres Gymnasiums herausgefunden - und noch mehr.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

"Also die sehen ja viel reifer aus als wir", sagt Simon, der in einem Fotoalbum mit schon leicht gelbstichigen Bildern blättert. Im Anzug mit Krawatte stehen die Schüler auf diesem Foto aufrecht da, ein Klassenfoto aus den 60er Jahren. Das Fotoalbum ist von einem ehemaligen "Sailer-Schüler", der bereits verstorben ist. "Ein Glücksfund", meint Simon, denn heutzutage klebe ja keiner mehr Fotos in ein Album. "Man hat die Fotos ja alle auf seinem Handy", sagt er. Aber eigentlich findet er das gut, so ein Album: "Das sollte man wieder machen", sagt der Elftklässler.

Auf Forschungsreise durch das Stadtarchiv

Gemeinsam mit 12 Klassenkameraden ist Simon im Dillinger Stadtarchiv auf Spurensuche. Die Schüler wollen die Geschichte ihres Gymnasiums erforschen. Mit seinen 475 Jahren ist das Dillinger Johann-Michael-Sailer Gymnasium eines der ältesten in Bayern und das Zweitälteste in Schwaben. Doch was interessiert Elftklässler an der Geschichte ihrer Schule? Das sollen sie in diesem P-Seminar (Projekt-Seminar zur beruflichen Orientierung) herausfinden.

Und es gibt einiges, das sie interessiert. Etwa die alten Schülerzeitungen. Die hießen damals wie heute "Schnakenstich". Auf einem Titelbild sieht man einen Mann mit einem gepixelten Gesicht und einer Bierflasche und einer Zigarette in der Hand. "Sowas gäbe es heute nicht mehr", sagt Korbinian. Der Humor aber sei der Gleiche geblieben: "Die Schülerwitze sind ganz ähnlich, auch die politischen Ansichten. Nur waren die noch kontroverser unterwegs als wir. Da sind wir ja ganz zahm", meint er.

1925 machen die ersten jungen Frauen am Sailer Abitur

Erstaunt sind die heutigen Elftklässler darüber, was ihren Vorgängern zugetraut wurde. Die Klassensprecher hätten damals selbst Schulausflüge organisieren dürfen, stellt Caio erstaunt fest. Das würden er und seine Freunde auch gerne machen. Im Forschungsseminar sind nur Jungen, die Klassen am Sailer aber sind gemischt. Das war allerdings nicht immer so: Wie Seminarleiter Stephan Bachter herausgefunden hat, haben genau vor 100 Jahren die ersten jungen Frauen am Dillinger JMS-Gymnasium Abitur gemacht. Da sei man recht früh dabei gewesen, sagt der Historiker.

Digitale Ausstellung: Historie und Moderne kommen zusammen

Im Stadtarchiv lernen die Schüler nicht nur einiges über die Geschichte ihrer Schule, sondern auch, wie mit historischen Schriften umgegangen wird, wie man die Rollregale bewegen muss und wie man findet, was man sucht. Ganz wichtig sei immer, erklärt Stadtarchivarin Felicitas Söhner, sich die Signatur jedes Schriftstücks zu notieren, damit man es wiederfinden und auch richtig zitieren könne.

Inzwischen sind die Schüler dabei, Fotos, die ihnen für die Historie ihrer Schule wichtig erscheinen, einzuscannen. All die gefundenen Dokumente sollen später in einer digitalen Ausstellung anlässlich der Jubiläumsfeier Ende Juli veröffentlicht werden. So sollen historische Forschung und digitale Bildung zusammenkommen, sagt Medienpädagoge Christoph Komposch, der die Schüler beim Erstellen der Ausstellung unterstützt. Eingeteilt wird die, wie auch eine echte Ausstellung, in Räume.

Schüler sind stolz auf berühmte Vorgänger

Ein Raum soll berühmten Absolventen des Gymnasiums gewidmet werden. Und da finden sich einige: Zahlreiche Augsburger Bischöfe, der geistliche Schriftsteller Christoph von Schmid, der den Text für das berühmte Weihnachtslied "Ihr Kinderlein kommet" geschrieben hat, oder auch, wie Florian weiß, "Sebastian Kneipp. Ich wusste schon, dass der hier in der Region war, aber nicht, dass der am Sailer war. Das hat mich schon beeindruckt". Und Lukas ergänzt: "Das macht einen schon bisschen stolz, auch die ganze Entwicklung. Wir haben jetzt eine moderne Schule mit perfekter Ausstattung - und was man da auch von alten Schülern und Lehrern mitbekommt, wie damals die Ausstattung war, muss man sagen, dass das eine sehr gute Entwicklung ist".

So kommen Historie und Moderne zusammen: Eines der ältesten Gymnasien Bayerns, das im Frühjahr seinen Neubau eröffnet hat, zeigt seine lange Geschichte in einer modernen, digitalen Ausstellung. Noch arbeiten die Schüler daran. Ende Juli wird die Webseite freigeschaltet.

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