Mann schließt an einem Förderband Bügelbierflaschen mit der Hand.
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Ende für den Bügelbierflaschenzudrücker.
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Maschine statt Mensch: Das Ende des Bügelbierflaschenzudrückers

Maschine statt Mensch: Das Ende des Bügelbierflaschenzudrückers

Er ist vielleicht der letzte seiner Art: Rainer Frank, von Beruf Bügelbierflaschenzudrücker. Geschätzt 15 Millionen Bierflaschen hat er in seinem Leben zugemacht. Die Brauerei hat ihn durch einen Automaten ersetzt. Aber wer ist wirklich schneller?

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Bierflaschen mit Bügel haben in den letzten Jahren ein Comeback erlebt. Die Bügelbierflasche, auch "Maurerflasche" genannt, vermeidet Müll, weil der Verschluss beliebig oft auf- und zugemacht werden kann. Dass manche Bügelflaschen aber per Hand verschlossen werden, wissen nur Wenige.

15 Millionen Bierflaschen verschlossen

Rainer Frank drückt seit über 30 Jahren die Bügel von Bierflaschen zu – und zwar immer montags, wenn in der Brauerei Berghammer in Oberndorf bei Bad Abbach Bier abgefüllt wird. 3.000 Flaschen schafft Frank Rainer in der Stunde – beidhändig.

Geschätzt 15 Millionen Bierflaschen hat er in seinem Leben zugemacht. Vor kurzem wurde er von einer Maschine ersetzt. Beim Test, wer die 20 Flaschen eines Kastens Bier schneller verschließt, Mensch oder Maschine, gewinnt Frank Rainer knapp: 31 Hundertstelsekunden war er schneller.

Langweiliger Job? Nein

Wird so eine stundenlange, gleichförmige Arbeit nicht langweilig? "Nein, nein", sagt der 59-jährige Frank, "da lass ich meine Gedanken schweifen, weil das ja ein bisschen meditativ ist. Da denk ich dann an meine Frau oder mein Gartenhäusl. Aber: Man muss aufpassen und konzentriert sein."

Aufpassen muss er beim Zudrücken auch, dass der Gummi des Verschlusses richtig sitzt und dass die Flaschen wirklich mit Bier voll sind. Rainer Franks Hände sind im Laufe der Jahre durch das Bügelbierflaschenzumachen recht muskulös geworden. Es sind richtige "Bratzen", wie man auf Bairisch sagt. Er hat auch an den Daumen deshalb eine richtige Hornhaut, aber er sagt: "Des is net so dramatisch."

Bügelverschluss seit 1890

Auch der Juniorchef der Brauerei, Severin Berghammer, kennt sich mit dem Bügelbierflaschenzudrücken aus. Er ist Braumeister, hat bei Kneitinger in Regensburg gelernt und im Laufe seiner Ausbildung auch viele Bügel zugedrückt. Seine seit 1890 in Familienbesitz betriebene Brauerei hat nie in andere Flaschen als in Bügelflaschen abgefüllt, auch wenn das etwas höhere Kosten verursacht: Etwa 15 Cent kostet jeder Bierflaschenbügel aus Draht mit dem Porzellankopf und dem Gummi im Einkauf.

Jetzt profitiert das kleine Unternehmen jedenfalls vom Bügelbierflaschenboom. Severin Berghammer sagt: "Ja, man lernt auf jeden Fall, wie anstrengend das ist und jede Flasche hast selber in der Hand. Und wenn du dann zum Kunden fährst, kannst sagen: A jede Flasche hob i atappt."

Das Ploppen des aufschnappenden Bügels

Und dennoch: Wenn sich Rainer Frank abends eine Halbe aufmacht, dann freut ihn das Geräusch: "Nach so vielen Flaschen weiß man es noch besser zu schätzen, das Ploppen des aufschnappenden Bügels. Und das macht einen dann schon a bissl stolz."

Es bleibt aber dabei: Trotz der Maschine geht mit jeder Bügelflasche ein Stück Herzblut aus dem 700-Seelen-Ort Oberndorf bei Bad Abbach in Niederbayern in alle Welt.

Dieser Artikel ist erstmals am 3.8.2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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