Ein Kreuz  aus Messing steht im Bamberger Dom, im Hintergrund scheint die Sonne durch ein Kirchenfenster.
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Auch im Erzbistum Bamberg hat es sexuellen Missbrauch gegeben - in welchem Umfang und den Umgang damit, soll nun eine Studie klären.

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Erzbistum Bamberg: Studie untersucht sexuellen Missbrauch

Erzbistum Bamberg: Studie untersucht sexuellen Missbrauch

Im Juli beginnt im Erzbistum Bamberg eine wissenschaftliche Untersuchung zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs. Die Studie soll Aufschluss darüber geben, wie viele Fälle es zwischen 1946 und 2022 gab – und wie mit ihnen umgegangen wurde.

Über dieses Thema berichtet: Stadt Land Leute am .

Matthias Wünsche und Waldemar Naperkowski, zwei Männer, die ein ähnliches Schicksal verbindet: Beide haben in ihrer Jugend Missbrauch in einem katholischen Jugendverband im Erzbistum Bamberg erlebt und setzen sich nun für Missbrauchs-Betroffene ein. Sie tragen beide runde Anstecker, auf denen "Betroffenenbeirat Bamberg" steht. Matthias Wünsche ist Mitte 60 und Waldemar Naperkowski Anfang 70.

Die Männer gehören dem Betroffenenbeirat und der Unabhängigen Aufarbeitungskommission für sexuellen Missbrauch im Erzbistum Bamberg an. Diese hat nun eine Studie in Auftrag gegeben, die vor allem auf die Betroffenen schauen will und deren Geschichte des Missbrauchs bis heute verfolgen will. Matthias Wünsche ist froh, dass die Studie im Juli endlich startet. Die starke Konzentration auf die psychologische Seite sei bei der Untersuchung wichtig, erklärt Wünsche. "Das in den Fokus zu nehmen und auch zu schauen, wie geht heute das System damit um."

Täter war 25 Jahre lang Jugendbetreuer

Der Täter von beiden ist inzwischen tot. Er war Priester und Religionslehrer und mehr als 25 Jahre Jugendbetreuer in einem Bamberger Jugendverband. Beide Männer haben jahrzehntelang das Erlebte verdrängt, über den Missbrauch in ihrer Jugend kein Wort verloren. Matthias Wünsche hat sich nie von der Kirche abgewendet, er ist selbst Pfarrer geworden. Waldemar Naperkowski wollte als Erwachsener nichts mehr mit der Kirche zu tun haben. Er wurde drogenabhängig und konnte keine Beziehungen zu Frauen aufbauen. Erst in einer stationären Therapie, in der er wegen seiner Suchtkrankheit war, sei die Geschichte über seinen Missbrauch beiläufig hochgekommen, erzählt Naperkowski. Damals war er schon über 40 Jahre alt und es habe weitere 15 Jahre gebraucht, bis er den Täter angezeigt habe.

Sexuellen Missbrauch jahrelang verdrängt

Erst nach psychologischer Betreuung fassten die beiden Männer den Mut, mit ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit zu gehen. Einfach sei das nicht gewesen und auch heute gefällt es nicht allen, dass sie über den Missbrauch in der Kirche offen reden, erzählen sie. Vor allem Matthias Wünsche erfährt als Katholik manchmal Gegenwind. Trotzdem wollen sie weitere Betroffene unterstützen, auch im Rahmen der Studie über die Missbrauchserfahrungen zu sprechen. Deshalb wollen die beiden Männer Betroffene begleiten, eine Aussage zu machen. Eine psychologische Stütze sei für Betroffene wichtig, so Naperkowski.

Kriminologe und Rechtspsychologin an Studie beteiligt

Die Unabhängige Kommission trifft sich einmal im Monat. Sie existiert seit 2021 und besteht aus acht Mitgliedern, unter anderem einem Richter, einem Psychologen und Missbrauchs-Betroffenen. Für die Studie, die im Juli beginnt, wurden für die Befragung von Betroffenen zwei Wissenschaftler mit ins Boot geholt: Ein Kriminologe aus Greifswald und eine Rechtspsychologin aus Berlin.

Im Rahmen der Untersuchung wird der Blick auf Missbrauch durch Priester in der Zeit von 1946 bis 2022 geworfen. Durch Interviews mit Betroffenen und der Untersuchung der Personalakten soll das Ausmaß des Missbrauchs im Erzbistum Bamberg aufgeklärt werden. Außerdem soll offengelegt werden, wie mit Betroffenen umgegangen wurde und welche Strukturen den Missbrauch ermöglicht und die Aufarbeitung erschwert haben. "Uns war bewusst, dass schon zahlreiche Studien existieren. Aber gerade die vergangenen Studien in Köln und München sind von Anwaltskanzleien mit einem juristischen Fokus erstellt worden", sagt Matthias Kröner, der stellvertretende Vorsitzende der Unabhängigen Kommission und Richter am Oberlandesgericht Bamberg. Die Studie im Erzbistum Bamberg wolle den Blick explizit auf die Betroffenen richten, um herauszufinden, wie die Betroffenen den Umgang der Kirche mit ihrer Situation erlebt haben, erklärt Kröner.

Langzeitfolgen der Betroffenen im Fokus

Waldemar Naperkowski ist froh, dass die psychologischen Aspekte und die Langzeitfolgen der Betroffenen in der Studie in den Fokus genommen werden. "Erst wenn man den Schaden erkennt, weiß man auch wie hoch die Wiedergutmachung sein soll", so Naperkowski. Wenn ein ganzes Leben durch Missbrauch beeinträchtigt wurde und man erst nach 30 Jahren merke, warum man einen seelischen Schaden erlitten habe, dann sei eine Abfindung in Höhe von 8.000 Euro fast schon lächerlich, so Naperkowski. Aus seiner Sicht zu wenig für das Leid, das man als Missbrauchs-Betroffener als Jugendlicher erfahren hat. Im Erzbistum Bamberg wurden bisher rund 100 Missbrauchsfälle von der katholischen Kirche anerkannt. Die Dunkelziffer ist laut der Unabhängigen Kommission jedoch höher.

Weitere Betroffene sollen sich für die Studie melden

Die Betroffenen Matthias Wünsche und Waldemar Naperkowski wünschen sich, dass die Studie die Aufmerksamkeit der Kirche gegenüber den Missbrauchsopfern vergrößert. Und sie hoffen, dass sich weitere Betroffene aus dem Erzbistum Bamberg beim Betroffenenbeirat, der Unabhängigen Kommission oder den Wissenschaftlern der Universität Berlin oder Greifswald melden.

Auch wenn die Beschäftigung mit dem eigenen Missbrauch in der Jugend schmerzhaft sei, wollen sie durch ihre Arbeit und Aussagen, weiteren sexuellen Missbrauch in der Katholischen Kirche verhindern. Denn auch ihr Leid hätte verhindert werden können, wenn Andere früher hingesehen hätten.

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