Am 9. Juni ist Europawahl, viele Menschen werden dabei per Brief abstimmen.
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Am 9. Juni ist Europawahl, viele Menschen werden dabei per Brief abstimmen.

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Europawahl: Wie viele der 16- und 17-Jährigen machen mit?

Europawahl: Wie viele der 16- und 17-Jährigen machen mit?

Erstmals dürfen Minderjährige bei der Europawahl abstimmen. In München und Nürnberg beantragten unter 18-Jährige aber bislang deutlich weniger Briefwahl als der Rest. Wie beeinflusst das die Wahlbeteiligung? Die Debatte ums Wahlalter 16 geht weiter.

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Die Unterschiede zwischen U18 und Ü18 sind enorm: Laut Angaben der Stadt haben in München rund zwei Wochen vor der Europawahl knapp 36 Prozent aller Wahlberechtigten Briefwahl beantragt. Bei den erstmals wahlberechtigten Jugendlichen sind es aber nur gut 17 Prozent. In Nürnberg sieht das Verhältnis zwischen Voll- und Minderjährigen ähnlich aus: 30 zu 13,5 Prozent. Allerdings: Zahlen für ganz Bayern gibt es nicht.

Wählt die Jugend lieber an der Urne als per Brief?

Die Stichprobe wirft dennoch die Frage auf: Wenn Jugendliche in München und Nürnberg vergleichsweise selten Briefwahlunterlagen beantragen – bedeutet das auch, dass bayernweit vergleichsweise wenige 16- und 17-Jährige wählen gehen werden?

Die EU-Spitzenkandidatin der bayerischen Grünen, Andrea Wörle, glaubt das nicht: "Viele wollen auch beim ersten Mal in die Wahlkabine gehen. Es ist ja auch ein großes Ereignis. Dementsprechend bin ich zuversichtlich, dass wir eine starke Wahlbeteiligung haben werden."

Ob die übergroße Mehrzahl der Jugendlichen am 9. Juni tatsächlich an der Urne wählen wird, bleibt abzuwarten. Zahlen der Bundeszentrale für politische Bildung zur Bundestagswahl 2021 zeigen, dass Erstwählerinnen und Erstwähler damals mit knapp 43 Prozent nur etwas seltener per Brief gewählt haben als der Durchschnitt (47,3 Prozent).

Grüne und SPD für generelles Wahlalter 16 – Freie Wähler wollen Zwischenschritt

Auch der Chef der Bayern-SPD, Florian von Brunn, ist zuversichtlich, dass sich viele junge Menschen an der Europawahl beteiligen werden: "Die erkennen einfach, um was es geht: Nämlich darum, dass man die Errungenschaften von Europa – Reisefreiheit, die Freiheit zu studieren und Ausbildung zu machen, wo ich will – verteidigen muss." Junge Menschen würden Verantwortung für ihr eigenes Leben übernehmen, deswegen sollen sie laut von Brunn auch über die Zukunft mitentscheiden können.

Grüne und SPD in Bayern setzen sich dafür ein, dass Jugendliche ab 16 Jahren bald auch bei Landtags- und Bundestagswahlen abstimmen dürfen. Die Freien Wähler sähen die Kommunalpolitik für junge Menschen als "perfekten Einstieg", um erstmals zu wählen, sagt der stellvertretende bayerische FW-Generalsekretär, Felix Locke. Das müsse durch eine Stärkung der Jugendparlamente in den Gemeinden, aber auch durch Jugendbürgerversammlungen begleitet werden. "Danach kann sich ein weiterer gesellschaftlicher Prozess entwickeln, dem wir uns nicht komplett querstellen", so Locke. Man wolle aber zuerst die Erkenntnisse der erstmaligen Europawahl ab 16 Jahren abwarten, um weitere Schlüsse zu ziehen.

CSU-Abgeordneter Heisl: "Junge Menschen haben es jetzt selbst in der Hand"

Kritiker von Wählen ab 16 argumentieren häufig, dass schon jetzt Menschen, die zum ersten Mal wählen dürfen, seltener abstimmen würden als Ältere. Die CSU und die bayerische AfD lehnen eine Absenkung des Wahlalters ab. Der jugendpolitische Sprecher der CSU-Landtagsfraktion, Josef Heisl, sagt mit Blick auf die anstehende Europawahl: "Die jungen Menschen haben es jetzt selbst in der Hand, zu beweisen, dass sie gerne zur Wahl gehen würden." Er sei guter Dinge, dass die Wahlbeteiligung noch steigt, so Heisl.

Bayerischer Jugendring kritisiert Parteien

Der Präsident des Bayerischen Jugendrings, Philipp Seitz, weist darauf hin, dass Briefwahlunterlagen noch bis zum 7. Juni angefordert werden können. Der Jugendverband blicke hoffnungsvoll auf die Europawahl. Junge Menschen seien seltener in ihrer Mobilität eingeschränkt als ältere und deshalb seltener auf die Briefwahl angewiesen. Die erste Wahl sei etwas ganz Besonderes: "Da geht man als junger Mensch natürlich viel lieber ins Wahllokal und zur Urnenwahl", so Seitz. Die junge Generation habe ein hohes Interesse an Politik.

"Allerdings gelingt es den politischen Parteien oft nicht, Themen anzusprechen, die insbesondere junge Menschen interessieren", findet Seitz. "Leider war das auch im aktuellen Europawahlkampf der Fall." Dieser habe sich nicht genügend an die junge Generation gerichtet. Der Präsident des Jugendverbands richtet einen Aufruf an junge Wählerinnen und Wähler: "Macht die Europawahl zur eurer Wahl. Gestaltet Europas Zukunft, bringt euch ein. Es ist wichtig, es ist eine Schicksalswahl."

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