"Was haben Tulpen aus Amsterdam, Capuccino aus Verona und Schweizer Schokolade gemeinsam?", fragt Bayerns neuer Bahnchef Heiko Büttner, um erst Aufmerksamkeit zu wecken und dann zu sagen, dass diese Spezialitäten nach dem Fahrplanwechsel mit dem Fernverkehr der Bahn besser erreichbar sind.
Etwas mehr Auslandsverkehr bei den Bahnen
Um die gestiegene Nachfrage nach Auslandsverbindungen zu bedienen, geht es zum Beispiel erstmals nach Jahren wieder umsteigefrei nach Amsterdam - über Augsburg. Zusätzliche Fahrten bringen Fahrgäste über den Brenner und Verona nach Venedig. Zwischen München und Zürich werden Schweizer Hochgeschwindigkeitszüge vom Typ Astoro künftig 16 statt 14 Fahrten anbieten. Der österreichische Privatbahnanbieter Westbahn fährt inzwischen zweimal täglich von Wien bis nach Stuttgart und bietet dabei gute und vergleichsweise günstige Verbindungen, von denen auch die Städte Rosenheim, München, Augsburg und Günzburg profitieren. Intercityzüge sollen im März wieder Oberstdorf erreichen. Nach einem Kabelschaden laufen dort noch Reparaturarbeiten. Seit Oktober können keine Fernzüge mehr die Urlaubsregion im Allgäu erreichen.
Franken profitiert besonders beim Fahrplanwechsel
Die nördliche Hesselbergbahn in Mittelfranken zwischen Wassertrüdingen und Gunzenhausen erhält nach fast 40 Jahren Pause wieder einen regulären Zugverkehr. Sie ist damit die einzige Nahverkehrsstrecke in Deutschland, die 2024 in Betrieb genommen wird. Zum Auftakt hat die Bayerische Eisenbahngesellschaft BEG, die im Auftrag des Freistaats den Regional und S-Bahnverkehr "plant, finanziert und kontrolliert", einen Stundentakt von frühmorgens bis abends bestellt. Weil der Teilabschnitt der Bahnstrecke zwischen Nürnberg und Bamberg viergleisig ausgebaut ist, kann jetzt auch die neue Station Forchheim Nord in Betrieb gehen. Das stärkt den Nahverkehr in der Metropolregion Nürnberg. Der grenzüberschreitende Bahnverkehr von Bayern und Tschechien wird verbessert. Zwischen Nürnberg und dem tschechischen Bahnknoten Cheb (Eger) gibt es ab 15. Dezember alle zwei Stunden eine Direktverbindung im Regionalverkehr.
Neue Züge zwischen Nürnberg und Regensburg und beim Donau-Isar-Express
Der RE 50 verkehrt künftig zwischen Nürnberg und Regensburg im stündlichen Wechsel mit dem Flughafenexpress RE 22 Nürnberg – München-Flughafen. Außerdem wird der RE 50 nach Plattling verlängert. Damit erhält die Region östlich von Regensburg erstmals eine umsteigefreie Direktverbindung im Nahverkehr nach Nürnberg, mit Fernverkehrsanschlüssen zur vollen Stunde. Fahrgäste aus Richtung Nürnberg erhalten in Plattling Anschluss nach Passau, Wien und in den Bayerischen Wald und umgekehrt.
Zwischen Nürnberg und Plattling bzw. Münchner Flughafen setzt Agilis künftig Neufahrzeuge ein. Es handelt sich um 23 vierteilige Züge des Typs Siemens Mireo. Die Fahrzeuge sind mit Gepäckablagen und Mehrzweckbereichen ausgestattet, verfügen über kostenloses WLAN sowie Fensterscheiben mit deutlich besserer Mobilfunkdurchlässigkeit. Das ist ein Standard, den die BEG bei Ausschreibungen fordert.
So hat die Bahn beim Donau-Isar Netz neue Siemens-Desiro-Züge angeschafft. Die fahren künftig auf der RE 3 zwischen München und Passau und auf der RB 33 zwischen München - Freising und Landshut. Das sind vierteilige Elektrotriebzüge mit einstöckigen Endwagen und zwei doppelstöckigen Mittelwagen mit insgesamt 380 Sitzplätzen. Bis zu drei solcher Garnituren werden zwischen München und Landshut gekuppelt verkehren, das heißt mit einer Kapazität von 1.140 Sitzplätzen. Das sind gut 250 Plätze mehr, als in jedwedem ICE. Für Lukas Iffländer, den Vorsitzenden des Fahrgastverbandes Pro Bahn Bayern ist das ein Zeichen, dass der Freistaat aus den Fehlern der letzten Ausschreibung 2010 gelernt hat.
S7 bis Hauptbahnhof und neue S5 im Münchner Netz
Die S7 wird ab dem Fahrplanwechsel von Wolfratshausen aus nur noch bis zum Münchner Hauptbahnhof fahren. Die S5 fährt dann von der Kreuzstraße bis Pasing. Die umstrittene Änderung soll das S-Bahn-System stabiler machen, weil drei Züge weniger pro Stunde durch die Stammstrecke müssen. Die Änderung ärgert Fahrgäste aus Wolfratshausen, weil sie umsteigen müssen, um etwa zum Marienplatz zu kommen. Auch Pro Bahn in München kritisiert die Entscheidung, weil es für Ersatzkonzepte im Störungsfall weniger Ausweichgleise am Hauptbahnhof gibt, wenn die S7 regulär dort einfährt. Für Heiko Büttner, der auch Chef der Münchner S-Bahn ist, keine leichte Entscheidung, wie er BR24 sagte, "aber einen Tod musst Du sterben." Was es bringt, wenn weniger Züge durch den Stammstreckentunnel fahren, habe man bei Corona gesehen. Damals gab es weniger Fahrgäste und weniger Züge, die waren dafür pünktlicher.
Fazit - Kleine Verbesserungen im maroden Bahnsystem
Fahrpläne auf der maroden Infrastruktur der Bahn zu erstellen, sei immer eine Herausforderung. Da müsse man "sehr wohl dosieren, wo man noch Züge fahren lassen kann." Das sagte Wolfgang Oeser, Sprecher der BEG BR24. Aber es sei gelungen, in Bayern alles in allem trotz der angespannten Haushaltslage insgesamt sogar etwa mehr Zugverkehr anzubieten. Der Fahrplanwechsel in Bayern in diesem Jahr sei "klein, aber fein", so Lukas Iffländer von Pro Bahn. "Wir sehen auch: Das Netz ist überall in Deutschland überlastet. Das heißt, mit Gewalt da noch mehr Züge drauf zu zwängen oder so was, da stellen wir uns auch als Pro Bahn aktuell aktiv dagegen." Nach einem Jahr mit vielen Baustellen und Rekordverspätungen im Fern- und Nahverkehr ist Betriebsstabilität auch ein anspruchsvolles Ziel. Die Preisstabilität wurde nicht erreicht. Die Erhöhung bei Nah-und Fernverkehr liegt bei um die fünf Prozent.
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