Blick in einen Raum im Klinikum Rosenheim, eine Frau mit weißem T-Shirt steht darin. Auf der Tür steht "Schockraum intern".
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In der Notaufnahme im Klinikum Rosenheim muss eine Ärztin früher Dienstschluss machen - wegen Personalmangels in der Kita ihrer Kinder.

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Fehlendes Kita-Personal verstärkt Fachkräftemangel andernorts

Fehlendes Kita-Personal verstärkt Fachkräftemangel andernorts

Weil Personal fehlt, muss eine Rosenheimer Kindertagesstätte früher schließen. Das sorgt wiederum für Personal-Probleme im nahgelegenen Krankenhaus. Wie der Fachkräftemangel an einer Stelle den Mangel an anderer Stelle verschärft.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau - Der Süden am .

Dass in der Notaufnahme eines Krankenhauses Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dringend gebraucht werden, ist nicht erst seit der Corona-Pandemie hinlänglich bekannt. Doch Alexandra Mayer-Karle, Ärztin in der Notaufnahme des Klinikums Rosenheim, hat seit einigen Wochen ein zusätzliches Problem: Die Kita ihrer Kinder schließt nun früher - wegen Personalmangels. Deswegen muss Mayer-Karle ihren Dienst in der Notaufnahme ebenfalls früher beenden.

Raus aus dem Dienst, schnell zum Kindergarten

Eineinhalb Stunden eher als sonst muss Alexandra Mayer-Karle los, damit sie ihre Kinder rechtzeitig abholen kann. Das sei schwierig an Tagen, in denen es in der Notaufnahme brummt, erzählt sie. Dann müssten Kolleginnen und Kollegen den einen oder anderen Patienten oder andere Aufgaben übernehmen, was die 37-Jährige zusätzlich stresst.

Die Ärztin würde sich wünschen, dass das Thema Kinderbetreuung endlich von der Politik ernst genommen und der Bereich ausreichend mit Finanzmitteln ausgestattet wird. Mayer-Karle ist auch Elternsprecherin in ihrer Kita und sagt, das Thema beschäftige alle Eltern enorm. In vielen Familien seien beide Eltern auf eine Berufstätigkeit angewiesen, da die Lebenshaltungskosten so gestiegen sind.

Einstellungen scheitern an fehlender Kinderbetreuung

Die Geschäftsleitung des Rosenheimer Krankenhauses bestätigt, dass es regelmäßig Anfragen bezüglich Kindergarten- und Krippenplätzen gebe. Zum Teil scheiterten daran auch Einstellungen. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würden gerne früher aus der Elternzeit zurückkommen oder mehr arbeiten - doch wegen fehlender Betreuung komme das oft nicht zustande. Dies betreffe sowohl Pflegekräfte als auch in zunehmenden Maße junge Ärztinnen und Ärzte. "Die aktuelle Verknappung der Betreuung durch Schließung von Gruppen und Verkürzung von Betreuungszeiten bringt immer mehr Familien und somit auch uns als Arbeitgeber in echte Schwierigkeiten", so die Klinikgeschäftsleitung.

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Wie Personalmangel zu Personalmangel führt

Chefarzt: Dienstplan erstellen inzwischen "eine Herausforderung"

Früher hatte das Klinikum eine betriebseigene Kinderkrippe. Die wird heute von der Stadt Rosenheim betrieben und hält Plätze für die Klinikmitarbeiterinnen und -mitarbeiter vor. Weitere Kooperationen sind angedacht. Man sei eine große Familie und sehr familienfreundlich, sagt Chefarzt Dr. Michael Bayeff-Filloff. Auch die Ärztin Alexandra Mayer-Karle erfährt von ihrem Team in der Notaufnahme breite Unterstützung. Doch die Erstellung des Dienstplans, vor allem im Schichtdienst, sei inzwischen eine Herausforderung, so Bayeff-Filloff. Es sei spürbar, dass der Fachkräftemangel nun ineinandergreife.

Rosenheim will Fachkräfte mit Wohnraum locken

Und auch für den kommenden Herbst haben noch nicht alle Rosenheimer Eltern eine Zusage für einen Betreuungsplatz. Das sorgt für große Unruhe. Die Stadt bittet um Geduld, die Personalsuche laufe noch. Gleichzeitig startet Rosenheim ab sofort eine Wohnraumoffensive. Wer in einer Betreuungseinrichtung arbeitet, egal bei welchem Träger, soll mithilfe der Städtischen Wohnungsbaugesellschaft GRWS leichter an eine Wohnung kommen. "Das fehlende Kindergartenpersonal beschäftigt und berührt die Menschen, und die Offensive soll Anreize schaffen, Fachkräfte in die Stadt zu holen", so Oberbürgermeister Andreas März. Mit der Wohnraumoffensive sollen letztendlich mehr Fachkräfte in die Stadt gelockt werden.

Wohlfahrtsverbände: System ist an die Wand gefahren

Der Fachkräftemangel plagt alle Kita-Träger, egal ob städtisch, kirchlich oder im Sozialverband. Bereits im Februar machten die Rosenheimer Wohlfahrtsverbände gemeinsam darauf aufmerksam, dass sich der Fachkräftemangel eklatant zuspitzt. "Das System ist an die Wand gefahren", hieß es bei einer Pressekonferenz der "Arbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrt" in dieser Woche. Die Vertreter der Arbeiterwohlfahrt, des Bayerischen Roten Kreuzes und der Caritas schilderten diverse Problemlagen - sei es der Pflegenotstand, der Fach- und Arbeitskräftemangel, fehlender Wohnraum oder die Herausforderungen in der Asylpolitik.

Erwin Lehmann, der Geschäftsführer der Caritas Zentren in Stadt und Landkreis Rosenheim, macht klar: "Es fehlten nicht nur Fachkräfte für die Kinderbetreuung und die Pflege, sondern Arbeitskräfte in allen Bereichen und in allen Branchen."

💡 Frauen und der Fachkräftemangel

Im Oktober 2022 hat die Bundesregierung ihre "Fachkräftestrategie" verabschiedet. Im Zuge dessen hat das Wirtschaftsforschungsinstitut Prognos im Auftrag des Bundesfamilienministeriums eine Studie erstellt. Das Ergebnis unter anderem: Knapp fünf Millionen Frauen im erwerbsfähigen Alter haben weder eine Arbeitsstelle noch suchen sie einen Job. Bei knapp der Hälfte dieser Frauen liegt das daran, dass sie Kinder betreuen oder Angehörige pflegen. Die Forschenden sehen ein Potenzial von knapp 840.000 Personen, die zumindest in Teilzeit wieder arbeiten könnten.

Insgesamt 5,2 Millionen Mütter mit Kindern unter 18 Jahren haben eine bezahlte Arbeit - etwa die Hälfte von ihnen arbeitet weniger als 28 Stunden pro Woche. Wenn diese Mütter Beruf und Kinderbetreuung besser vereinbaren könnten und nur eine Woche pro Stunde mehr arbeiten würden, kämen dabei 2,5 Millionen Arbeitsstunden zusammen - jede Woche.

Kindergartenpersonal wird überall in Bayern händeringend gesucht und das Problem scheint sich auszuweiten
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