Rettungskräfte bei Katastrophenschutzübung
Bildrechte: BR
Videobeitrag

Ein Frachtflugzug, so die Fiktion, ist in ein Hochhaus gekracht, zwei Stockwerke brennen, Menschen müssen aus Flugzeugwrackteilen befreit werde

Videobeitrag
>

Katastrophenschutzübung XXL: Flugzeugcrash in Erlangen

Katastrophenschutzübung XXL: Flugzeugcrash in Erlangen

Ein Frachtflugzeug soll in ein Haus gestürzt sein: Für dieses Szenario haben mehr als 800 Einsatzkräfte am Wochenende in der Erlanger Innenstadt in einer Übung den Ernstfall geprobt - mit durchaus realistischen Details.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Wer am vergangenen Samstagvormittag in Erlangen unterwegs war, musste feststellen: Große Teile der Innenstadt sind gesperrt. In der Werner-von-Siemens-Straße stehen an die 20 Feuerwehrautos, die ersten Drehleitern schrauben sich in die Höhe. Krankenwagen rücken an. Überall herrscht emsiges, aber scheinbar kontrolliertes Chaos.

Im Obergeschoss eines ehemaligen Bürogebäudes klafft eine schwarz rauchende, zwölf Meter breite Lücke. Es ist nur eine grafisch bedruckte Plane, dennoch gelingt der Eindruck, dass hier gerade ein mittelgroßes Frachtflugzeug hineingekracht ist. Das Cockpit liegt hinter dem Gebäude; die ersten Feuerwehrmänner werfen Schweißgeräte an, um den Piloten aus den Trümmern - in diesem Fall ausgediente Bühnenrequisiten des Erlanger Theaters - zu befreien. Insgesamt 30.000 Euro lässt sich die Stadt die Übung "Löwenzahn" kosten. "Wir haben ein Jahr am Drehbuch gearbeitet und alles vorbereitet", sagt Sebastian Müller, Sprecher der Stadt Erlangen.

800 haupt- und ehrenamtliche Einsatzkräfte

Feuerwehr, Polizei, Rettungskräfte, das technische Hilfswerk (THW), der Katastrophenschutz der Stadtverwaltung, Kliniken – das Aufgebot an haupt- und ehrenamtlichen Einsatzkräften ist enorm. Geprobt werden soll vor allem das Zusammenspiel der verschiedenen Gewerke während so einer Großlage. Das Drehbuch dieses Katastrophen-Übungsfalles hält bewusst viele herausfordernde Überraschungen parat.

Teile des fingierten Flugzeugs sind demnach auf Gefahrgut gefallen. Es drohen Chemikalien zu entweichen. Mitarbeitende der Feuerwehr in Ganzkörper-Schutzanzügen schaffen blaue Fässer aus dem Weg, richten einen "Dekon-Platz" ein, um kontaminierte Personen "reinigen" zu können. Die Einsatzkräfte wussten im Vorfeld nicht, was genau ihnen bevorsteht - nur, dass es um 10 Uhr losgeht. Das Drehbuch wurde geheim gehalten.

Hintergrund: Bayerisches Katastrophenschutzgesetz

Eine Übung dieser Größenordnung hat es in Erlangen seit rund zehn Jahren nicht mehr gegeben. Die Corona-Pandemie hat derartiges auch vereitelt. Das bayerische Katastrophenschutzgesetz schreibt den Kreisverwaltungsbehörden vor, regelmäßig solche Szenarien durchzuführen, um für den Ernstfall gewappnet zu sein. Stadtspitze und Bayerns Innenminister machen sich direkt vor Ort ein Bild der Lage. Joachim Herrmann (CSU) lobt die realistische Umsetzung.

Bevölkerung im Vorfeld informiert

Der K-Fall "Löwenzahn" sorgt natürlich für jede Menge Aufsehen in der Innenstadt. Dort, wo es möglich ist, beobachten Familien mit Kindern das Geschehen, halten ihre Smartphones in die Höhe. Die meisten Anwohner dürften im Vorfeld informiert worden sein. Die Stadt Erlangen hat Briefwurfsendungen verteilt, über Social Media, Radio und Fernsehen den Probe-Einsatz angekündigt. Unter den Befragten war das Verständnis groß, auch wenn es für mehrere Stunden Straßenabsperrungen gab.

100 geschminkte Statisten

Rund um die inszenierten Unfallstellen verteilen sich verletzte Statisten. Je nach Schwere sind sie geschminkt, rufen um Hilfe, halten sich blutende Gliedmaßen. Die Einsatzkräfte sollen dieser Stresssituation standhalten. Im Uniklinikum hat das medizinische Team bereits eine Triage eingerichtet, um die ersten Eingelieferten nach entsprechender Priorität zu behandeln.

Nach vier Stunden ist der Großeinsatz zu Ende. Alles sei nach Drehplan gelaufen, so Sebastian Müller von der Pressestelle der Stadt. Jetzt gelte es, das Zusammenspiel aller Kräfte zu analysieren, um für den Ernstfall - der so hoffentlich nie eintrete - bestens vorbereitet zu sein.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!