Ein Jahr nach dem Hochwasser in Süddeutschland hat die bayerische Staatsregierung bereits mehr als 60 Millionen Euro aus verschiedenen Hilfsprogrammen an Geschädigte ausgezahlt. Wegen der schadensträchtigen Überflutungen Anfang Juni 2024 hatte die Regierung ein Soforthilfeprogramm beschlossen, das bis zu 200 Millionen Euro umfassen kann. Privatpersonen, Gewerbebetriebe oder auch Landwirte sollten so ihre Schäden ersetzt bekommen, auch wenn sie nicht versichert sind. Ein Jahr nach dem Hochwasser sind aber weiterhin nicht alle Anträge abgearbeitet.
"Bislang wurden über 14.200 Anträge von Privathaushalten auf Soforthilfe gestellt und im Zuge dessen bereits über 36,4 Millionen Euro an Betroffene für Schäden am Hausrat oder bei Schäden an Gebäuden ausbezahlt", sagte Finanzminister Albert Füracker (CSU). Außerdem seien 2,1 Millionen Euro aufgrund von mehr als 500 Härtefonds-Anträgen geflossen.
Viele Schäden durch die Flut im Agrarbereich
Für Bauern, Gartenbaubetriebe und Berufsfischer gab es ein gesondertes Hilfsprogramm. Für diese Hilfen seien rund 1.500 Anträge eingegangen, berichtet die Regierung. "Aktuell wurde eine Entschädigung von insgesamt 21,9 Millionen Euro an 1.353 Betriebe ausgezahlt."
Für andere Unternehmen und Freiberufler gibt es ein weiteres Programm. In diesem Rahmen seien bislang 156 Anträge abschließend bearbeitet worden, 132 Anträge befänden sich noch in Bearbeitung, erklärt eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums. "Es wurden rund 1,5 Millionen Euro ausbezahlt."
Investitionen in Milliardenhöhe geplant
Damit es in Zukunft weniger Schäden gibt, will der Freistaat weiterhin in den Hochwasserschutz investieren. Seit dem Jahr 2001 seien rund vier Milliarden Euro investiert worden, berichtet das Umweltministerium. Weitere Investitionen in Milliardenhöhe sind bis zum Jahr 2030 noch geplant. Mit dem Geld seien unter anderem mehr als 190 Kilometer Deiche sowie 70 Kilometer Hochwasserschutzwände neu gebaut und 340 Kilometer Dämme saniert worden.
Umweltschützer fordern Umgestaltung der Landschaft
Neben solchen technischen Schutzmaßnahmen sind in dem Programm auch naturnahe Projekte wie die Renaturierung von Wildbächen oder der Bau von Flutmulden vorgesehen. Umweltschützer fordern, dass die Behörden generell weniger auf Dämme oder die umstrittenen Polder, die bei Hochwassergefahr gezielt geflutet werden, setzen.
Sie verlangen eine Umgestaltung der Landschaft, damit der Boden wieder mehr Wasser aufnehmen kann. Insbesondere sollen wieder klassische Auen geschaffen werden, die bei dem früheren Flussausbau oftmals zerstört wurden.
Juni-Hochwasser 2024: Mehrere Tote und Schäden in Milliardenhöhe
Nach ausgiebigen Regenfällen waren Bayern und Baden-Württemberg sowie nahe Regionen Ende Mai und Anfang Juni 2024 von einer verheerenden Flut getroffen worden. Mehrere Menschen starben. Ersten Schätzungen zufolge lagen die Schäden in beiden Bundesländern bei 4,1 Milliarden Euro. Diese Zahl nannte damals unter anderem das bayerische Finanzministerium. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) beziffert die versicherten Schäden auf hochgerechnet zwei Milliarden Euro, unterscheidet aber ebenfalls nicht zwischen den Ländern.
Im Vergleich der jüngeren Vergangenheit war das Juni-Hochwasser nach versicherten Schäden laut GDV eines der schwersten hinter dem August-Hochwasser 2002 mit 6,35 Milliarden Euro und dem Juni-Hochwasser 2013 mit 3,05 Milliarden Euro. Der GDV differenziert hier allerdings zwischen Hochwasser und anderen wasserbedingten Katastrophen. Die verheerende Ahrtalflut 2021 läuft in dieser Betrachtung unter Sturzflut.
Elementarschäden: Nur jedes zweite Gebäude in Deutschland versichert
Die Flutkatastrophe hat auch die Diskussion um eine Pflichtversicherung gegen Hochwasserschäden noch einmal in den Vordergrund gerückt. Nach Angaben des GDV ist nur etwa jedes zweite Gebäude in Deutschland gegen sogenannte Elementarschäden durch eine Versicherung geschützt. In Baden-Württemberg liegt der Anteil aus historischen Gründen bereits bei 94 Prozent. Die Versicherer fordern unterdessen ein Bauverbot in Überschwemmungsgebieten.
Mit Informationen von dpa
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