Polizei im Einsatz in der Nähe des Tatorts
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Messerangriff in Hamburg: Unterbringung in Klinik angeordnet

Messerangriff in Hamburg: Unterbringung in Klinik angeordnet

Nach dem Messerangriff am Hamburger Hauptbahnhof mit 18 Verletzten hat ein Haftrichter die Unterbringung der 39 Jahre alten Verdächtigen in einer Klinik angeordnet. Einige der Verletzten wurden inzwischen aus Kliniken entlassen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Bei einem Messerangriff im Hamburger Hauptbahnhof sind am Freitagabend 18 Menschen verletzt worden. Nach Angaben der Bundespolizei stach eine 39-jährige Deutsche auf dem Bahnsteig von Gleis 13/14 wahllos um sich.

Am Samstag ordnete ein Haftrichter die Unterbringung der Frau in einer psychiatrischen Einrichtung an. Der Unterbringungsbefehl laute auf versuchten Totschlag in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung in 15 Fällen, teilte die Polizei mit. 15 Personen wurden demnach unmittelbar durch das Messer verletzt, weitere drei erlitten Verletzungen durch Sturz oder Schock.

Laut Feuerwehr sind die Opfer im Alter zwischen 19 bis 85 Jahren. Vier von ihnen wurden lebensbedrohlich verletzt, sechs weitere schwer und acht leicht. Inzwischen sind der Polizei zufolge aber alle von ihnen in einem stabilen Zustand. Laut Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher wurden einige der Verletzten aus Kliniken entlassen.

Polizei nimmt Verdächtige fest - Ermittlungen laufen

Wie die Polizei am Samstagmittag mitteilte, konnte die Attacke am Abend dank des mutigen Eingreifens von zwei Passanten rasch gestoppt werden. Einsatzkräfte hätten die Tatverdächtige im Anschluss schnell und widerstandslos festnehmen können.

Noch am Abend gaben die Beamten bekannt, dass es sich um eine Einzeltäterin handle. Das habe eine erste Sichtung von Videoaufnahmen ergeben. Das Tatmesser wurde von den Beamten sichergestellt. Eine Mordkommission hat den Fall übernommen.

Hinweise auf psychische Erkrankung

Der genaue Tatablauf befindet sich laut Polizei aber weiter in der Rekonstruktion. Indizien für eine politische Motivation der mutmaßlichen Täterin gebe es aber nach wie vor keine. Vielmehr bestünden "sehr konkrete Hinweise auf eine psychische Erkrankung".

Die Verdächtige hat laut Polizei "nach den bisherigen Erkenntnissen" keinen festen Wohnsitz. Wie ein Sprecher des niedersächsischen Innenministeriums auf Anfrage mitteilte, soll die Frau offenbar gebürtig aus Niedersachsen kommen. 

Die Frau ist nach "Bild"-Informationen polizeibekannt. Sie habe bereits Aufenthalte in einer Psychiatrie gehabt und soll nur einen Tag vor der Tat aus einer Klinik entlassen worden sein, schrieb die Zeitung weiter.

Großeinsatz von Polizei, Rettungskräften und Feuerwehr

Der Bahnsteig für Fernzüge war zum Tatzeitpunkt voller Menschen. Von Gleis 14 sollte laut DB-Fahrplan kurz nach 18 Uhr ein ICE nach München starten. Der betroffene Bahnsteig wurde weiträumig abgesperrt, ein ICE stand bis in die Nacht hinein am Gleis. Der Vorfall löste einen Großeinsatz von Rettungskräften, Feuerwehr und Polizei aus.

Im Video: Gewerkschaft der Polizei zum Hamburger Messerangriff

Vorsitzender der Bundespolizei in der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Andreas Roßkopf
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Vorsitzender der Bundespolizei in der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Andreas Roßkopf

Bahnsteige und Gleise mittlerweile wieder freigegeben

Inzwischen wurden die Gleise aber wieder für den Schienenverkehr freigegeben. Die Spurensicherung sei abgeschlossen, teilte die Deutsche Bahn mit. Nach Angaben einer Bahnsprecherin fahren die Züge wieder nach Plan. Empfohlen werde aber, alle Bahnverbindungen online zu überprüfen.

"Wir sind tief bestürzt über die Gewalttat, unsere Gedanken und Mitgefühle sind bei den Verletzten und deren Angehörigen", erklärte die Bahn bei X.

Am Bahnhof gilt eigentlich Messerverbot

Der Hamburger Hauptbahnhof gehört zu den am stärksten frequentierten Verkehrsknotenpunkten in Deutschland. Seit dem 1. Oktober 2023 besteht rund um den Bahnhof ein Waffenverbot. Mitte Dezember 2024 hatte der Senat außerdem ein Messerverbot im öffentlichen Nahverkehr erlassen.

Hamburgs Bürgermeister Tschentscher zeigte sich über den Angriff schockiert. Die Tat sei erschütternd, schrieb der SPD-Politiker auf X.

Merz und Scholz äußern sich bestürzt

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) äußerte sich ebenfalls auf X bestürzt und informierte sich telefonisch bei Tschentscher über die Versorgung der Verletzten und die Situation vor Ort, teilte Regierungssprecher Stefan Kornelius mit. Merz habe die Unterstützung der Bundesregierung angeboten.

Auch der frühere Hamburger Bürgermeister und Ex-Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) erklärte auf X, die Nachrichten aus Hamburg "schockieren uns alle zutiefst". Seine Gedanken seien "bei den Verletzten, ihren Familien und denjenigen, die zurzeit um ihr Leben kämpfen", fügte er hinzu.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron erklärte ebenfalls auf X: "Wir teilen den Schmerz der deutschen Bevölkerung, der ich heute Abend unsere Solidarität und Freundschaft ausspreche." 

Mit Informationen von dpa und AFP

Im Audio: NDR-Reporter Elias Bartl berichtet über die Lage vor Ort

Die Polizei sperrte am Abend Gleis 13 und 14 am Hauptbahnhof in Hamburg ab.
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Die Polizei sperrte am Abend Gleis 13 und 14 am Hauptbahnhof in Hamburg ab.

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