"Wir können es uns nicht leisten, auf kluge Köpfe und fähige Hände zu verzichten", sagt die Fraktionschefin der Grünen, Katharina Schulze. Es sei dringend nötig, Kinder besser zu fördern. Deshalb legt ihre Fraktion nun ein neues Bildungskonzept vor: Kinder mit Sprachförderbedarf sollen täglich am Vormittag die Vorschule besuchen müssen. Also die Kinder, die die neu eingeführte Sprachstandserhebung der Staatsregierung nicht bestanden haben. Alle übrigen Kinder sollen ein Recht auf dieses Programm haben. Sie können teilnehmen, wenn die Eltern das wollen. Bislang findet in den meisten Kindergärten für die Vorschüler einmal in der Woche ein besonderes Programm statt – wenn es genügend Personal gibt.
Verbindlicher Bildungsplan als Grundlage
Das Ziel der Grünen: Eine tägliche Vorschule mit konkretem Bildungsplan, verbindlich festgelegt von der Staatsregierung. Damit stelle man bayernweit einheitliche Standards sicher – also welche Kompetenzen Kinder erwerben sollen, etwa im sozial-emotionalen und im motorischen Bereich. Fünfmal die Woche soll dann "spielerisch, motorisch und sprachlich mit den Kindern gelernt werden", so Schulze. So mache man sie fit für das, was in der ersten Klasse auf sie zukomme. Und zwar alle Kinder, unabhängig vom Geldbeutel der Eltern.
Unterrichtet werden sollen die Kinder in kleinen Gruppen von multiprofessionellen Teams: darunter Pädagogen, Ergotherapeuten und Logopäden. Die Grünen sehen besonders die Erzieherinnen und Erzieher im Mittelpunkt. Sie sollen sich weiterqualifizieren können und die Vorschule leiten. Im Konzept ist von "Vorschulpädagoginnen und -pädagogen" die Rede. Wenn möglich soll die Vorschule gleich an den künftigen Grundschulen stattfinden. Dies erleichtert aus Sicht der Grünen den Übergang für die Kinder. Allerdings könnte sich die Organisation schwierig gestalten: Nicht alle Kinder einer Kindergartengruppe besuchen anschließend die gleiche Grundschule.
CSU: "Woher soll denn das zusätzliche Personal kommen?"
Die CSU reagierte umgehend ablehnend. Thomas Huber, sozialpolitischer Sprecher der CSU-Landtagsfraktion sagte, viele Kitas kämpften schon jetzt mit Personalproblemen. "Woher soll denn das zusätzliche Personal kommen?" Seiner Meinung nach machen die Vorschläge das System nur "komplizierter und undurchsichtiger".
Weiterbildung attraktiv für Kita-Personal?
Sorgen, dass ihr Konzept an fehlendem Personal scheitern könnte, haben die Grünen nicht. Mit guten Ideen könne man auch genügend Personal finden, so sieht das auch der Vorsitzende der Katholischen Erziehergemeinschaft in Bayern (KEG), Martin Goppel. Es gehe jetzt darum, "die Segel richtig zu setzen". Wer sich beruflich weiterqualifizieren wolle, für den könne das Konzept Vorschule attraktiv sein. Zudem baue es "Brücken zwischen den Bildungswelten und schaffe für jedes Kind – unabhängig von Herkunft oder sprachlichen Voraussetzungen – verlässliche, kindgerechte Startbedingungen".
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