An den steilen Berghängen des Müllnerhorns kämpfen Mitarbeiter der Bayerischen Staatsforsten seit Mitte April mit einem Hubschrauber gegen den Borkenkäfer. So wollen sie eine Massenvermehrung des Schädlings im Schutzwald verhindern. Auch in den beiden bayerischen Nationalparks und im Allgäu sind bereits Hubschrauber zur Borkenkäferbekämpfung zum Einsatz gekommen.
Zum Artikel: "Kampf gegen die Zeit": Mit der Kettensäge gegen den Borkenkäfer
Borkenkäfer-Population stark angewachsen
Die Borkenkäferpopulation am Müllnerhorn hat sich laut Forstbetrieb Berchtesgaden in den vergangenen Jahren stark erhöht. Hinzu kommen jetzt die beschädigten Bäume infolge der Rekord-Niederschläge im September 2024. In höheren Lagen von 900 bis 1300 Meter ging der Regen in Schnee über. "Der nasse Schnee hat sich auf die noch belaubten und behandelten Bäume gelegt, die dann unter der großen Schneelast zusammengebrochen sind“, schildert der Projektleiter bei den Staatsforsten Tim Steinkraus.
Im Bergwald blieb der Schnee noch lange liegen, deshalb konnten die Forstmitarbeiter erst vor vier Wochen in das Gebiet vordringen, um sich ein Bild über die Zerstörung zu machen. Der Schneebruch erstreckt sich auf circa 30 Hektar. "Da liegen die Bäume teilweise wie Mikadostäbchen übereinander", sagt Steinkraus.
Hubschrauber fliegt im Drei-Minuten-Takt hin und her
Insgesamt 400 Festmeter Fichtenstämme mussten zügig ausgeflogen und mit dem Lkw abtransportiert werden. Der Helikopter flog dafür an vier Tagen im April und Mai im Drei- Minuten-Takt hin und her. Der Hubschraubereinsatz ist mit 60 Euro pro Minute teuer und aufwendig, aber aufgrund der unzugänglichen Steilhängen notwendig. Vorher mussten die Forstarbeiter umgestürzte Bäume für den Helikopter-Abtransport absägen und entasten. Etwa 60 Prozent der Stämme werden ausgeflogen, der Rest wird an Ort und Stelle mit der Motorsäge entrindet und dem Waldboden überlassen.
Die ausgeflogenen Stämme werden an regionale Sägewerke verkauft und zu Bauholz verarbeitet. Gewinn machen die Staatsforsten damit nicht. Dafür ist die Helikopter-Maßnahme zu teuer. Bei der Aktion geht es aber letztlich um den Erhalt des Schutzwaldes.
Borkenkäfer seit April auf Schwärmflug
Seit Ende April schwärmen in der Bergregion um den Watzmann die Fichtenborkenkäfer auf der Suche nach geschwächten Fichten aus. In nördlicheren Regionen Bayerns bereits seit Anfang April. Außerdem konnte die Brut vieler Käferpopulationen den Winter auch in relativ hohen Lagen überstehen. Es steht daher eine nach wie vor große Käferpopulation in den Startlöchern. Sie bohren sich durch die Rinde und legen ihre Eier darunter ab. Wenige Wochen später schlüpfen neue Larven und der Kreislauf geht weiter.
Borkenkäfer-Lage in Bayern weiterhin angespannt
Dem Borkenkäfer-Monitoring zufolge ist die Borkenkäfer-Lage im Süden Oberbayerns noch entspannt. Das Monitoring der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) dient zur aktuellen Lageeinschätzung. Anders sieht es bereits im nördlichen Oberbayern ab München, in Schwaben und in Niederbayern aus. Hier prognostiziert die LWF einen stärkeren Käferbefall.
Schnelles Handeln am Anfang der Saison
Das LWF sowie Bayerns Forstministerin Michaela Kaniber rufen zum Start der Borkenkäfer-Saison alle Waldbesitzer zu schnellem Handeln auf. Frisch befallenes Holz sollte jetzt aus dem Wald geschafft werden, denn nach einem frischen Befall sind die Käfer zwei bis drei Wochen mit der Eiablage beschäftigt, bevor sie wieder ausfliegen. Das sei das Zeitfenster, um zu handeln und den Wald gut durch den Sommer zu bringen.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!