Silos auf dem Gelände der Privatbrauerei Erdinger Weißbräu in Erding
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Silos auf dem Gelände der Privatbrauerei Erdinger Weißbräu in Erding

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Shitstorm bei Brauerei: Sexismus-Vorwürfe wegen Video

Shitstorm bei Brauerei: Sexismus-Vorwürfe wegen Video

Erdinger Weißbräu sucht Personal, auch per Social Media. Auf Instagram postete die Brauerei ein Video, das Aufmerksamkeit bekam – doch anders als beabsichtigt. Die Brauerei muss sich Sexismus-Vorwürfen stellen – und hat nun reagiert.

Fachkräftemangel herrscht allerorten - auch bei Erdinger Weißbräu, einer Brauerei aus Erding, nordöstlich von München. Junge Leute erreicht man am besten in den sozialen Netzwerken, mag man sich dort gedacht haben, und produzierte ein Video für Instagram. Es sollte Userinnen und User dazu animieren, sich bei Erdinger auf offene Stellen im Vertrieb zu bewerben. Doch es kam anders.

Video: Junge Frau präsentiert Vorzüge des Brauerei-Jobs

In dem Video ist eine junge Frau in der Brauerei zu sehen. Sie trägt eine Warnweste mit dem Brauereilogo und liest von einem Tablet die Vorzüge der offenen Stelle ab. Vier Hände umgeben ihr Gesicht und halten von allen Seiten einen Zapfhahn, einen Flaschenöffner, eine Bierflasche und einen Holzhammer direkt an ihren Kopf. Als sie nicht lobend genug über die Brauerei spricht, deuten die Hände jeweils einen Schlag an. Die Brauerei hat das Video inzwischen gelöscht.

Shitstorm nimmt Bezug auf Gewalt an Frauen

Im Netz wurde schnell Kritik laut. Am vergangenen Donnerstag postete der Account "Safe Space Chemnitz" ein Video zu dem Erdinger-Spot. Die Sprecherin zieht darin eine Verbindung zwischen Gewalt gegen Frauen und der Erdinger-Werbung: "Jeden Tag werden Frauen Opfer häuslicher Gewalt, fast jeden Tag begeht ein Mann einen Femizid. Aber wie wir sehen konnten, gibt es Firmen wie Erdinger, denen das schlichtweg egal zu sein scheint oder noch schlimmer, sie diesen Fakt nutzen, um neue Mitarbeiter anzuwerben. Ich setze noch einen drauf: Man nutzt das Leid einer ganzen Bevölkerungsgruppe (...) und kreiert daraus einen Werbespot." Das Video von "Safe Space Chemnitz" wurde bisher mehr als 44.000 mal aufgerufen, hundertfach kommentiert und geteilt.

Brauerei reagiert: "Video sollte niemanden verletzen"

Erdinger Weißbräu hat auf die Kritik reagiert. Ein Sprecher des Unternehmens erklärte am Montag dem BR, das Video sollte niemanden verletzten. Das sei selbstverständlich nicht die Absicht des Unternehmens gewesen. Die Brauerei habe entschieden, das Video zu löschen, "um Menschen, die sich verletzt gefühlt haben, nicht noch weiter zu verletzen".

Brauerei hat mit den Vorwürfen "nicht gerechnet"

Auch Erdinger suche, so der Sprecher, wie viele andere Unternehmen, händeringend nach Personal. So sei intern die Idee entstanden, ein humoristisches Video zu machen, um auf satirische Art und mit einem Augenzwinkern neue Bewerberinnen und Bewerber anzulocken. "Wir haben positives Feedback erwartet, sonst hätten wir das Video nicht veröffentlicht", so der Pressesprecher. "Wir haben nicht damit gerechnet, dass das so negativ ausgelegt wird." Trotz all der Aufregung und der Vorwürfe dürfe auch nicht übersehen werden, dass es "größtenteils positive Rückmeldungen" auf das Video gegeben habe. In Zukunft wolle das Unternehmen vor der Veröffentlichung von Posts in sozialen Netzwerken noch genauer darauf achten und noch kritischer hinterfragen, ob eine Aktion oder ein Video irgendwen verletzen könnte.

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