Die schweren Maschinen laufen nicht mehr. Um große Geräte und Werkzeugbänke waren Gurte gespannt: Es waren die letzten Tage bei "Croner Präzisionsformenbau" in Sachsen bei Ansbach. Hier wurden Formen hergestellt im hochpräzisen Bereich. Der mittelständische Betrieb produzierte vor allem für die Automobilbranche, aber unter anderem auch für den Medizinbereich und die Spielzeugindustrie. Aus den Formen entstanden Autotürgriffe, Tankdeckel, Spielzeugtraktoren und Spritzen. Damit ist seit Ende September Schluss.
Franken konnte mit Billigpreisen nicht mithalten
Anfang 2000 ging es los mit der Konkurrenz aus Asien, so Geschäftsführer Wolfgang Croner. 2019 wurde es ernster, die Umstellung auf E-Mobilität beherrschte die Automobilbranche. Dann kam Corona. Mit seinem Bruder in der Geschäftsführung investierte er trotz Pandemie, hoffte auf einen Aufschwung nach der Flaute.
Auch den Vertrieb übernimmt der 33-Personen-Betrieb selbst, um effektiv und kosteneffizient zu sein. Croner arbeitete sogar mit Branchenkollegen zusammen, um neue Kunden und Aufträge zu gewinnen. Trotz aller Bemühungen: Die Konkurrenz aus Billiglohnländern machte wirtschaftliches Arbeiten für die Geschäftsführer unmöglich. Auf dem asiatischen Markt werden hochpräzise Formen für rund die Hälfte angeboten, so Wolfgang Croner. Die angeschlagene Automobilbranche, die selbst vermehrt im Ausland produziert, setze daher immer mehr auf die Konkurrenz.
Rückzug vor Insolvenz
Wolfgang Croner war der erste Mitarbeiter seines Vaters vor fast 40 Jahren. Mit seinem Bruder übernahm er das Familienunternehmen Ende der 1990er-Jahre. Das Geschäft aufzugeben, fällt ihm schwer. Allerdings ließe die Gesamtsituation wenig Spielraum, denn unter den aktuellen Rahmenbedingungen sei auf die Dauer kein wirtschaftliches Arbeiten mehr möglich.
Somit verkündeten die Geschäftsführer im Februar, dass sie ihr Geschäft aufgeben wollen, um eine Insolvenz zu vermeiden. Nun wurden die letzten Aufträge beendet, die Maschinen stehen still, werden für den Verkauf vorbereitet und fast alle Mitarbeiter sind schon anderweitig vermittelt worden.
Formenbau wichtig für deutsche Industrie
Zwar sei der deutsche Werkzeugbau bekannt für seine Qualität, so Wolfgang Croner. Doch wirtschaftlich mithalten könne man so nicht. Er kennt Branchenkollegen, denen es ähnlich geht und sorgt sich um die deutsche Industrie.
"Ohne Werkzeugbau keine Produktion, keine Produktion, keine Bauteile, keine Montage. Also wir sind am Anfang der ganzen Fertigungskette." – Wolfgang Croner, Geschäftsführer Croner Präzisionsformen
Auch Thomas Seul, Präsident des Verbands Deutscher Werkzeug- und Formenbauer (VDWF), bestätigt den Eindruck. Ohne den Formen- und Werkzeugbau würde es keine Produktion geben. Dass Croner sein Geschäft aufgibt, ist momentan noch ein Einzelfall. Doch das könnte sich ändern. Der Schlüssel für den Erhalt der Betriebe sei die Innovation.
Doch genau diese hatte Croner, so Seul. Es bräuchte Unterstützung aus der Politik, schließlich seit die Branche in Asien ganz anders subventioniert. Der Werkzeugbau sei im Verhältnis zur Automobilbranche klein, ihnen fehle einfach die Lobby.
Harter Markt und Billigpreise: Die mittelständische Werkzeugbau-Firma "Croner" aus Sachsen bei Ansbach hat dicht gemacht.
Dieser Artikel ist erstmals am 30. September 2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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