Die Bundeswehr gestaltet eine Kinderfreizeit mit, deswegen gibt es Kritik.
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"Frühmilitarisierung": Kritik an Kinderfreizeit mit Bundeswehr

"Frühmilitarisierung": Kritik an Kinderfreizeit mit Bundeswehr

Selten hat ein Ferienprogramm solche Wellen geschlagen. In Kellmünz wird eine Kinderfreizeit von der Bundeswehr mit organisiert. Das gefällt nicht allen. Der Start wurde von Protesten, aber auch viel Zuspruch begleitet.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau - Der Süden am .

Rund 25 Friedensaktivisten haben an der Grundschule von Kellmünz gegen das Kinderferienprogramm der Gemeinde demonstriert. "Die Bundeswehr ist keine Pfadfindergruppe" oder "Krieg ist kein Kinderspiel" steht auf den Plakaten. Die Aktivisten stören sich daran, dass die Bundeswehr die Ferienfreizeit mit veranstaltet. Sie sehen darin einen verdeckten Versuch, Kinder für das Militär anzuwerben. "Hier handelt es sich um eine Frühmilitarisierung. Die Kinder werden an Uniformen und Militärgerät gewöhnt. Wir sollten sie nicht in diese Richtung erziehen, denn wir hatten genug Kriege in Europa", sagt Rainer Schmid von der Deutschen Friedensgesellschaft.

Vorwürfe von der Gewerkschaft

Ins Rollen gebracht hatte die Kritik schon vor Wochen die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Nach Ansicht der bayerischen Vorsitzenden, Martina Borgendale, schwingen beim Thema Bundeswehr auch mögliche Kriegseinsätze, sowie seelische und körperliche Verletzungen mit. Das sei für Kinder in dem Alter unangemessen. Der Markt Kellmünz im Landkreis Neu-Ulm veranstaltet das Programm für Sechs- bis Zwölfjährige in den Sommerferien zusammen mit der Gefechtsstandstaffel des Multinationalen Kommandos Operative Führung in Ulm. Eltern können frei entscheiden, ob sie ihre Kinder zu der zweitägigen Veranstaltung im Landkreis Neu-Ulm anmelden, der Unkostenbeitrag liegt bei 12 Euro.

Kellmünzer verteidigen Ferienprogramm

Auch Unterstützer der Kinderfreizeit haben sich im Ort versammelt, viele mit weinroten T-Shirts mit dem Aufdruck "Kellmünz – mein Ort, unsere Heimat!". Sie werfen der Gegenseite vor, ein Angebot, das bereits seit 15 Jahren existiert, zu verunglimpfen, ohne dessen Inhalte zu kennen. "Bürger in Uniform" sollten in einer Gesellschaft sichtbar sein, findet Michael Obst, Bürgermeister und selbst Offizier der Reserve. Zumal es sich um die Partnerkompanie der Marktgemeinde handle, die Kellmünz auch bei vielen anderen Veranstaltungen wie der Waldweihnacht oder beim Marktfest unterstütze. Ohne die Hilfe der Soldaten lasse sich für eine Gemeinde mit 1.600 Einwohnern ein derartiges Ferienprogramm personell kaum stemmen. "Ich bin auch für Frieden auf der Welt. Aber in Kellmünz können wir letztlich nicht dafür sorgen, wir sind der falsche Adressat der Kritik", so der Bürgermeister.

"Wasser Marsch" statt Marschbefehl

Den Kindern werden beim Ferienprogramm keine Waffen gezeigt, sie können sich aber Fahrzeuge wie Geländewagen ansehen. Die Soldaten kümmern sich um die Betreuung einiger Stationen wie einer Hüpfburg, Wasserspritzen oder Torwandschießen. "Wir wissen, dass alle Plätze ausgebucht sind. Das Programm wird sehr gut von den Kindern, aber auch den Eltern angenommen“, sagt Presseoffizier Hagen Messer. Er betont, dass die Bundeswehr nicht wirbt oder versucht, Nachwuchs zu gewinnen. Allein das Tragen der Uniform sei pädagogisch nicht schädlich, zumal auch Rettungskräfte und Polizeiangehörige Uniformen tragen, so der Pressesprecher weiter. Doch wie kommt die Freizeit bei denen an, über die die ganze Zeit geredet wird?

"Daumen hoch" fürs Ferienprogramm

Den Kindern gefallen Aktionen wie das Bogenschießen, die Nachtwanderung und, dass man hier eine Flagge basteln könne. Sie übernachten im Rahmen der Ferienfreizeit und werden vor Ort auch verpflegt. Ob die Ferienfreizeit ihre Berufswahl beeinflusst, wird erst die Zukunft zeigen.

Kinder und Bundeswehr beim Ferienprogramm.
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Kinder und Bundeswehr beim Ferienprogramm.

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