Die Bühne im Bürgersaal von Münchsmünster; links und rechts an Stehtischen zwei Experten. Zwischen ihnen hängt eine Leinwand und darauf eine Projektion eines Grundwassermodells.
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Bei einem Informationsabend in Münchsmünster informierte das Wasserwirtschaftsamt über das aktuelle Grundwassermodell.

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Geplanter Donau-Flutpolder Katzau: Zweifel der Bürger bleiben

Geplanter Donau-Flutpolder Katzau: Zweifel der Bürger bleiben

An der Donau bei Münchsmünster soll ein Flutpolder entstehen. Viele Anwohner sind gegen das Hochwasser-Schutzprojekt. Bei einem Informationsabend am Mittwoch zeigte sich: Die Experten halten den Polder für beherrschbar - die Bürger bleiben skeptisch.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Kommt der Flutpolder Katzau oder kommt er nicht? Ist das Hochwasser-Schutzprojekt an der Donau eine Gefahr für die Anwohner oder nicht? Der Informationsbedarf der Bürgerinnen und Bürger in Münchsmünster (Landkreis Pfaffenhofen) war enorm. Trotz der hochsommerlichen Temperaturen kamen über hundert Menschen in den Bürgersaal und folgten den Ausführungen des Wasserwirtschaftsamts und der Experten mehrerer Ingenieurbüros.

Das Polderprojekt vor ihrer Haustüre beschäftigt die Menschen. Schon heute haben Bewohnerinnen und Bewohner älterer Häuser Grundwasser in ihren Kellern. Ihre Sorge ist, dass sich dieses Problem ausweitet, wenn der Flutpolder Katzau an der Donau entsteht - und dass das Grundwasser weiter ansteigt.

Grundwassermodell: Gefluteter Polder schadet nicht

Die Bedenken teilt auch Andreas Meyer, Bürgermeister von Münchsmünster. Wie die meisten der rund 3.100 Einwohnerinnen und Einwohner steht er dem geplanten Polder ablehnend gegenüber. Daran änderte auch der Informationsabend nichts. Dort wurde ein Grundwassermodell vorgestellt, und die Kernaussage dieses Modells ist durchweg positiv. Martin Mayer, Leiter des Wasserwirtschaftsamts Ingolstadt, betont: "Das Grundwassermodell besagt, dass der Polder im gefluteten Zustand niemanden schädigen wird."

Grundwasser kann laut Modell nur in Nähe des Polders ansteigen

Das bestätigt auch Theodor Strobl. Der 82-jährige emeritierte Professor für Wasserbau und Wasserwirtschaft der Technischen Universität München gilt als Koryphäe auf seinem Gebiet. Er genießt in Münchsmünster eine besondere Vertrauensstellung. Seit vielen Jahren begleitet er das Polderprojekt als Gutachter beider Seiten, also der Bürger von Münchsmünster und des Wasserwirtschaftsamts Ingolstadt. "Nach der Berechnung ist es so, dass im Ortsbereich von Münchsmünster überhaupt keine Auswirkungen sein werden, sondern nur in unmittelbarer Nähe des Polders, der ja völlig außerhalb des Bebauungsgebietes ist. Dort werden wir einen Anstieg um die 50 Zentimeter haben", so Strobl.

Bei Flutung des Rückhaltebeckens kann also das Grundwasser um einen halben Meter ansteigen, aber - laut Grundwassermodell und auch nach Einschätzung von Gutachter Strobl - nur in Poldernähe, nicht im Wohngebiet Münchsmünster.

Detailplanung steht noch aus - viele Fragen offen

Doch trotz der eindeutigen Aussage der Experten bleiben bei den Bewohnerinnen und Bewohnern von Münchsmünster massive Zweifel. Bürgermeister Andreas Meyer bringt sie auf den Punkt: "Professor Strobl ist ein exzellenter Fachmann, in den wir großes Vertrauen setzen, aber letztendlich ist für mich entscheidend, was am Schluss des Gutachtens rauskommt."

Der Bürgermeister spielt mit diesen Worten darauf an, dass nun zwar das Grundwassermodell vorliegt, aber die Detailplanung noch aussteht. Die hat das Wasserwirtschaftsamt für Ende 2023 in Aussicht gestellt. Viele technische Fragen gilt es bis dahin noch zu klären. Offen ist etwa, mit welchen Mitteln das Wasser in Schach gehalten werden soll.

Unternehmen und Bundeswehr äußern sich nicht öffentlich

Auch mehrere Unternehmen wie auch die Bundeswehr haben offene Fragen zum geplanten Polder Katzau. Aufmerksam folgten dem Informationsabend deshalb auch Vertreter der Raffinerie Bayernoil, des in Münchsmünster ansässigen Chemie-Unternehmens LyondellBasell wie auch der Bundeswehr. Öffentlich äußern wollten sie sich nicht. Doch auch ihre Interessen tangiert das Hochwasserschutz-Projekt. So verläuft nahe dem Poldergebiet eine Produktionsleitung der Bayernoil, die die Raffinerie-Standorte Vohburg und Neustadt an der Donau verbindet.

Das Chemie-Unternehmen LyondellBasell produziert in Münchsmünster unter anderem Ethylen, das von dort bis nach Karlruhe geleitet wird. Die Bundeswehr unterhält in Poldernähe einen Standort und hat deshalb auch schon Bedenken angemeldet. All dies erwähnt Bürgermeister Meyer auch in einem Schreiben an Ministerpräsident Markus Söder (CSU) mit der Bitte, den Polder Katzau noch einmal zu überdenken.

Katzau als Teil der Polderkette entlang der Donau

Für die Staatsregierung gehört der geplante Flutpolder Katzau zu der Flutpolderkette, mit der sie den Hochwasserschutz entlang der Donau verbessern möchte. Flutpolder sind Rückhaltebecken, die bei einem drohenden extremen Hochwasser geflutet werden, um auf diese Weise den Flusspegel zu senken. Im Sommer 2021 hat das bayerische Kabinett den Bau der Polderkette beschlossen. Der Plan umfasst neun Polder an den Standorten Leipheim, Helmeringen, Neugeschüttwörth, Bertoldsheim, Riedensheim, Großmehring, Katzau, Wörthhofgroß und Öberauer Schleife. Laut einer Studie des Umweltministeriums können auf diese Weise rund 120.000 Menschen vor Hochwasser geschützt werden.

Platz für 6,6 Millionen Kubikmeter Wasser

Der geplante Flutpolder Katzau soll ein Rückhaltevolumen von rund 6,6 Millionen Kubikmeter Donauwasser erhalten. Dadurch könnten die Spitzen von extremen Hochwasserwellen um bis zu 80 Kubikmeter pro Sekunde gekappt und damit flussabwärts Überschwemmungsschäden vermindert werden, so das Wasserwirtschaftsamt in Ingolstadt. Durch den Flutpolder Katzau würden maximal knapp 300 Hektar überflutet.

Planungen laufen seit 20 Jahren

Bereits 2001 wurde eine Machbarkeitsstudie für den Polder erstellt. Seit 2016 arbeitet das Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt an einem detaillierteren Grundwassermodell, das die Umsetzbarkeit des Polders untersucht und Grundlage für die weitere Planung ist. Bis Ende 2023 will die Behörde die Planungen so weit fertiggestellt haben, dass das Planfeststellungsverfahren beginnen könnte.

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