Lisa Roselt und Attila Hartwig haben sich ein knallblaues Kanu gemietet. Das Pärchen feiert heute sein siebenjähriges Jubiläum und will das bei einer Tour auf der Pegnitz genießen. Von Artelshofen bei Vorra (Lkr. Nürnberger Land) aus geht es rund zehn Kilometer flussabwärts die Pegnitz entlang. Die beiden freuen sich richtig auf die Tour. Bootsverleiher Stefan Sutoi erklärt ihnen die wichtigsten Handgriffe. Wenn man auf der linken Seite paddelt, geht das Kanu nach rechts, wenn man rechts paddelt, dann geht es nach links.
Niedriger Wasserstand, kürzere Kanutouren
Das Pärchen ist also gut gerüstet für eine genussvolle Kanutour – wäre da nicht der niedrige Wasserstand in der Pegnitz. Für Bootsverleiher Stefan Sutoi ist das ein Problem. Denn eigentlich würde er gerne auch Touren von der Einstiegsstelle bei Günterstal in der Nähe von Velden anbieten, von Artelshofen rund sieben Kilometer flussaufwärts gelegen. Doch das dürfen er und seine Kollegen derzeit nicht. Der Pegel der Pegnitz ist dort nämlich nur maximal 1 Meter 20 Meter tief. Um das sensible Ökosystem des Flusses zu schützen, muss der Wasserstand aber mindestens 1.30 Meter betragen, sonst werden zum Beispiel Fischeier durch Paddel beschädigt. Für Stefan Sutoi bedeutet das auch wirtschaftliche Einbußen, weil er nun seine Touren günstiger anbieten muss. Auch im vergangenen Jahr konnten seine Gäste nur selten von Günterstal aus starten. In diesem Jahr war es noch gar nicht möglich.
Schnee und Regen im Winter und Frühling versicherten im Karst
Der Winter war schneereich und das Frühjahr verregnet. Trotzdem führt die Pegnitz zu wenig Wasser. Im oberen Flusslauf bei Velden reicht es nicht zum Kanufahren. Schuld daran sei der Karst, erklärt Ulrich Schmidt vom Wasserwirtschaftsamt in Nürnberg. Karst ist ein Kalkgestein mit vielen unterirdischen Höhlen. Niederschläge versickern hier schnell. Hinzu käme, dass es in den vergangenen Jahren weniger Niederschläge gegeben habe. So seien die unterirdischen Höhlen leerer als früher und das Wasser fließe nicht in die Pegnitz ab, so Schmidt.
"Pegnitz-Ampel" zeigt an, wo gepaddelt werden darf
Das Wasserwirtschaftsamt betreibt fünf Messstationen an der Pegnitz, um den Pegel regelmäßig zu kontrollieren. Die Messstationen senden die Daten direkt ins Wasserwirtschaftsamt in Nürnberg. Dadurch können die Experten Hochwasser vorhersagen. Auf der Website des Landratsamts Nürnberger Land können Kanufahrer über die „Pegnitz-Ampel“ außerdem überprüfen, welche Flussabschnitte der Pegnitz derzeit befahrbar sind.
Saisonstart war wegen Corona-Pandemie später
Auch wenn der obere Teil der Pegnitz noch für Boote nicht verfügbar ist, freut sich Bootsverleiher Stefan Sutoi, dass er endlich wieder Kunden begrüßen darf. Zwei Monate später als sonst musste er wegen der Corona-Pandemie mit dem Start in die Kanusaison warten. Die Kanufahrer können auf der Pegnitz verschiedene Routen absolvieren. Manche sind über zehn Kilometer lang, und die Paddler können Zwischenstopps in Biergärten und Cafés einlegen. Auch auf der Wiesent und der Altmühl sind die Bedingungen laut Stefan Sutoi gut. Das Wasser reiche auf alle Fälle für eine schöne Kanutour aus.
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