Baustelle: Autobahnbrücke auf der A3 bei Erlangen
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Autobahn A3 bei Erlangen - Brücken-Baustelle
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Autobahn A3 bei Erlangen - Brücken-Baustelle

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Großer Brückenvergleich: Bayern fitter als NRW

Großer Brückenvergleich: Bayern fitter als NRW

Wo sind die Brücken auf Autobahnen und Bundesstraßen in einem besseren Zustand – in Bayern oder in Nordrhein-Westfalen? Ein Vergleich von BR und WDR zeigt: Die bayerischen Bauten bröckeln weniger. Die Zahlen und mögliche Ursachen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Die Zirndorfer Brücke in Fürth ist ein Unfallschwerpunkt. Eigentlich müsste die Brücke abgerissen werden, weil sie seit zehn Jahren als unsicher gilt. Doch die Stadt hinkt mit den Planungen hinterher. Deshalb gilt nun eine Gewichtsbeschränkung für Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen. Mehrere Hindernisse sollen vor allem große Lastwagen davon abhalten, die Brücke zu befahren. Doch genau diese Hindernisse sorgen für viele Unfälle. Somit ist die Brücke doppelt unsicher: marode und unfallträchtig.

Was hält die Brücke (noch) aus?

BR und WDR haben die Brücken in ihren Bundesländern genau angeschaut. Um den Zustand der Bauten in Bayern und Nordrhein-Westfalen zu vergleichen, konzentrieren wir uns auf Autobahn- und Bundesstraßen. Beide Länder haben ein in etwa gleich großes Autobahnnetz: Bayern 2.554 Kilometer, NRW 2.251 Kilometer. Für den Vergleich soll die Tragfähigkeit, gemessen am sogenannten Traglastindex, als Kriterium dienen. Traglastindex V bedeutet mangelhaft, Kategorie IV bedeutet ungenügend. Frei übersetzt zeigt der Index: Was hält die Brücke noch aus?

NRW hat mehr marode Brücken als Bayern

In beiden Bundesländern stehen die Autobahnbrücken buchstäblich schlechter da als Brücken von Bundesstraßen. So haben in Bayern 202 von insgesamt 5.368 Autobahnbrücken den schlechtesten Traglastindex V. Das entspricht einem Anteil von 3,8 Prozent. In Nordrhein-Westfalen liegt dieser Anteil bei rund zehn Prozent – also jede zehnte Brücke in NRW hat einen mangelhaften Zustand. Im Vergleich ein Punkt für Bayern.

Bei den Bundesstraßen ist der Unterschied deutlicher: Nur 67 der 5.649 bayerischen Bundesstraßenbrücken (1,2 Prozent) werden mit dem schlechtesten Index bewertet. In NRW haben drei Prozent der Brücken die Kategorie "ungenügend". Noch ein Punkt für Bayern also, und damit Punktsieg.

Betrachtet man Brücken und Brückenteile von Autobahnen und Bundesstraßen zusammen, so haben in NRW 668 von 8.959 Bauwerken den schlechtesten Traglastindex V. Das entspricht 7,5 Prozent. In Bayern sind es nur 269 von insgesamt 11.017 Brücken und Brückenteilen. Das sind 2,4 Prozent. Die folgenden Karten zeigen die Lage in den beiden Bundesländern.

Grafik: Traglastindex – so schneiden die bayerischen Brücken ab

Grafik: Traglastindex – so schneiden die Brücken in NRW ab

Bayern hat später und kontinuierlicher gebaut

Die Unterschiede zwischen Bayern und NRW könnten ihren Grund im Baujahr der Brücken haben. Denn die bayerischen Bauwerke sind jünger und noch nicht so baufällig wie die nordrhein-westfälischen. Viele Brücken in NRW wurden ab Mitte der 1960er-Jahre errichtet. Dieser Bauboom dauerte etwa zehn Jahre. In Bayern begann er später: Hier wurden von 1975 bis 1980 insgesamt 1.859 Brücken errichtet. Das Rekordjahr war 1979 mit 372 Brücken. Zum Erliegen kam Bayerns Brückenbau nie: Im Freistaat wurden und werden kontinuierlich neue Brücken gebaut, wie diese Grafik zeigt:

Grafik: Bauwelle – Bayern fast 10 Jahre später als NRW

Enormer Sanierungsbedarf auf der A8

Sanierungsbedarf besteht nach Angaben der Autobahn GmbH des Bundes vor allem auf der A8 Richtung Salzburg. So nennt die Niederlassung Südbayern BR24 gleich drei Brücken auf der A8, die "dringenden Sanierungsbedarf" haben: die Saalachbrücke bei Piding, die Brücke über die weiße Traun bei Siegsdorf und die Brücke über die Rohrdorfer Ache bei Rohrdorf. Doch auch um München herum müsse dringend etwas getan werden: Die Brücke Fürstenrieder Straße auf der A96 ist in einem ebenso schlechten Zustand wie die Brücke auf der A99 an der Anschlussstelle Haar.

Mittel des Bundes "besser" eingesetzt?

Autobahnen und Bundesstraßen werden vom Bund finanziert, für den Erhalt und den Betrieb von Bundesstraßen sind aber die Bundesländer zuständig. Der Bund ist damit zwar Eigentümer und zahlt die Kosten, aber die Länder führen die Maßnahmen durch.

Dass die CSU von 2009 bis 2021 den Bundesverkehrsminister gestellt hat, kann eine weitere Erklärung für den besseren Zustand der bayerischen Brücken sein, muss aber nicht. So hat NRW in den Jahren 2022 und 2023 Bundesmittel für den Straßenbau in Höhe von etwa 60 Millionen Euro zurückgegeben, weil das Geld nicht genutzt wurde. Es fehlte an baureifen Projekten und planerischen Kapazitäten. Dafür ist der Bundesverkehrsminister nicht zuständig.

Im Video: Alt, rissig, einsturzgefährdet? Marode Brücken in Bayern

Alt, rissig, einsturzgefährdet? Marode Brücken in Bayern
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Alt, rissig, einsturzgefährdet? Marode Brücken in Bayern

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