Ja, eine große Herausforderung sei das schon, sagt Iris Roos. 43 Jahre ist sie alt, hat schon in Facharzt- und Hausarztpraxen gearbeitet, in der Notaufnahme und anderen Stationen im Krankenhaus, war lange als Ärztin in Afrika tätig. Und dennoch: Als Chefin in der Hausarztpraxis in Höchstädt, die sie von Klemens Kügel übernehmen wird, kommen viele neue Aufgaben auf sie zu.
"Wahrer Glücksfall" für Stadt und Praxis
Aber sie sieht dem Ganzen positiv entgegen. Klemens Kügel wird ihr anfangs noch zur Seite stehen, außerdem gibt es ein erfahrenes Praxisteam, das ihr helfen wird. Für seine Patienten, sein Team und ihn, sei die Ärztin "wie ein Sechser im Lotto, ein wahrer Glücksfall", sagt Kügel. 72 Jahre alt ist der inzwischen, könnte also schon seit einigen Jahren in Rente sein. Aber, er habe immer weitergemacht, weil er keinen Nachfolger hatte. Die Patienten, die man seit über 30 Jahren kenne, die habe er nicht einfach stehen lassen können, genauso wenig wie sein Praxisteam.
Der erfahrene Hausarzt hilft bei der Einarbeitung
Vor etwa zwei Jahren habe dann Iris Roos bei ihm angerufen. Die beiden kennen sich schon länger, Roos ist in Unterglauheim bei Höchstädt aufgewachsen, wohnt dort auch heute mit ihrer Familie. Nach Jahren weit ab von Höchstädt will sie sich jetzt hier niederlassen als Hausärztin. Ausschlaggebend für die Wahl der Praxis war für sie, neben der Nähe zu ihrer Familie, auch Klemens Kügel selbst. Iris Roos versteht sich gut mit Kügel und er will sie noch einige Zeit unterstützen. Ganz aufhören, das wäre auch noch nichts, sagt der 72-Jährige schmunzelnd, aber etwas weniger zu arbeiten, darauf freut er sich.
Hausarztpraxis wächst als Gemeinschaftspraxis
Für Höchstädt ist es ungemein wichtig, dass für die Praxis eine Nachfolgerin gefunden wurde. Erst vor kurzem sind mehrere Ärzte verstorben. Von vier Praxen waren nur noch zwei übrig. Eine davon ist inzwischen eine Gemeinschaftspraxis: Inhaber Jürgen Arnhardt hat vor einigen Jahren angebaut, statt in Rente zu gehen, und mehrere Ärztinnen in Teilzeit angestellt. Gerade für junge Mütter ist das eine Möglichkeit, Job und Familie besser zu vereinen. Erst vor wenigen Monaten haben zwei weitere Ärztinnen bei ihm angefangen, und zwei von ihnen, die bereits länger mitarbeiten und Erfahrungen gesammelt haben, wollen die Praxis mittelfristig auch übernehmen. Damit ist auch der Fortbestand dieser Hausarztpraxis gesichert.
Zuschüsse gegen Hausärztemangel
Schaut man auf die Region, ist das eher die Ausnahme. In ganz Bayern fehlen Hausärzte. Viele sind außerdem bereits über 60 Jahre alt. Der nordwestliche Landkreis Dillingen gilt laut den Berechnungen der Kassenärztlichen Vereinigung als unterversorgt, genau wie Teile des benachbarten Landkreis Donau-Ries. Dort hätte Iris Roos mehrere zehntausend Euro Zuschuss bekommen, wenn sie sich niedergelassen hätte. Ganz alleine, ohne anfängliche Unterstützung eine Praxis übernehmen, das wollte sie aber nicht. Deshalb geht sie nach Höchstädt – die Stadt und die Patienten dort freut es.
Erfahrener Hausarzt: Arbeitsbedingungen haben sich verbessert
Iris Roos wird die Praxis irgendwann alleine führen. Für sie ist auch wichtig, dass die Patienten einen klaren Ansprechpartner haben, wissen, zu welchem Arzt sie kommen. Angst hat sie keine, und die müsse sie auch nicht haben, sagt der erfahrene Hausarzt Klemens Kügel: Viele "Schreckgespenster, die da so rumgeistern" gebe es gar nicht mehr. Auch ein Hausarzt auf dem Land müsse keine 24 Stunden mehr zur Verfügung stehen, die Dienste am Wochenende seien geregelt, und auch vieles andere mehr habe sich im Vergleich zu früher sehr verbessert. Und immerhin, sagt Kügel, sei der Arztberuf ja ein krisensicherer Job, Patienten würde es immer geben.
Hausärztin zu werden war ihr Ziel
Dass sie irgendwann Hausärztin werden wollte, war Iris Roos schon lange klar. Erst aber wollte sie Erfahrungen sammeln, in mehreren medizinischen Bereichen. Die Arbeit des Hausarztes sei so vielfältig, sagt auch Klemens Kügel, dass das sehr wertvoll sei. Roos freut sich jetzt darauf, ihre Patienten über lange Zeit begleiten und für sie da sein zu können.
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