Dort, wo normalerweise Wasser ans Ufer schwappt, ist nun ein Stein-Strand. Mit einem Pegelstand von rund 848 Metern über Normalnull liegt der Rottachsee der Gemeinde Sulzberg aktuell 2,50 Meter unter seinem üblichen Sommer-Pegel. Das gab es in der mehr als 30-jährigen Geschichte des Oberallgäuer Stausees noch nie.
Wenig Schnee und wenig Regen sorgen für Niedrigwasser
Der Grund liegt laut zuständigem Wasserwirtschaftsamt Kempten an den fehlenden Niederschlägen. Zwar wird der Stausee jeden Winter ein Stück weit abgelassen und ab April wieder aufgestaut – doch in diesem Jahr laufe der Aufstau extrem schleppend, betont Behördenleiter Bernhard Simon.
Außerdem musste der See für Sanierungsmaßnahmen in diesem Winterhalbjahr um zusätzliche 50 Zentimeter abgesenkt werden. Zusammen mit einem verhältnismäßig trockenen Winter und einer geringen Schneeschmelze führe das zu dem auffallend niedrigen Wasserstand. Aktuell, so Simon, gelange über den Zufluss der Rottach nur sehr wenig Wasser in den See. Gleichzeitig aber habe der Rottachsee die Aufgabe, bei Hitzeperioden ausreichend Wasser an die Iller abzugeben, um die dort vorhandenen Ökosysteme zu schützen.
Regen lässt auf sich warten
Noch halten sich Zu- und Ablauf in etwa die Waage. Sollte aber auch weiterhin kein oder nur wenig Regen fallen, könnte der Wasserpegel im Rottachsee sogar noch weiter sinken, befürchtet der Behördenleiter. Auch einzelne Gewitterschauer könnten daran nichts ändern. Noch sei nicht abzusehen, ob und wann der See in diesem Sommer sein übliches Stauziel erreiche. Die Prognosen zeigen auch für die kommende Zeit keine nennenswerten Niederschläge.
Vermehrt Schnittverletzungen bei Badegästen
Zwar ist das Baden und Segeln auf dem See aktuell möglich. Doch auch hier gibt es deutliche Einschränkungen. Weil im Uferbereich viele spitze Steine und scharfkantige Muscheln freiliegen, verzeichnet die Wasserwacht Rottachtal bei den Badegästen deutlich mehr Schnittverletzungen als üblich.
Wer ins Wasser möchte, sollte deshalb vorsichtshalber lieber Badeschuhe tragen. Außerdem kann die Wasserwacht durch das niedrige Wasser ihr großes Rettungsboot nicht zu Wasser lassen. Ein gravierendes Problem, betont Jonas Beckert, Vorsitzender der Wasserwacht Rottachtal.
Schlauchboot statt Rettungsboot mit Sonar für die Wasserwacht
Das große Boot habe ein verbautes Sonar an Bord, mit dem im Notfall untergegangene Personen geortet werden könnten. Außerdem könne man mit dem großen Boot viel schneller helfen als mit dem Schlauchboot, auf das die Wasserwacht jetzt übergangsweise ausweichen muss.
Wolfgang Link, Einsatzleiter bei der Wasserwacht Rottachtal betont aber, dass die Rettungskräfte auch unter den schwierigen Bedingungen auf alle Fälle einsatzbereit sind. Sowohl Wasserwirtschaftsamt als auch Wasserwacht hoffen auf ergiebige Regenfälle, damit der Rottachsee in diesem Sommer doch noch voll wird.
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