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Millionendiebstahl aus Parkautomaten: Wo war die Schwachstelle?

Millionendiebstahl aus Parkautomaten: Wo war die Schwachstelle?

Weit über eine Million Euro soll ein städtischer Mitarbeiter an Parkautomaten in Kempten gestohlen haben. Jetzt hat eine Untersuchungskommission ihre Arbeit aufgenommen. Sie soll herausfinden, wo die Schwachstelle war.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Wie konnte in Kempten ein Millionenbetrag von den Parkgebühren abgezwackt werden? Der Mitarbeiter, der für die Leerung der Parkautomaten zuständig war, muss an einen Schlüssel für die Geldkassetten in den Automaten gekommen sein. Davon geht die Stadtverwaltung Kempten derzeit aus.

Schlösser an Parkautomaten werden ausgetauscht

Diese Geldkassetten übergaben die städtischen Mitarbeiter eigentlich immer verschlossen an einen Bargeld-Dienstleister zur Leerung. "Nach allem, was wir nach innen recherchiert haben, ist das gar nicht anders erklärbar", sagte Oberbürgermeister Thomas Kiechle (CSU) dem BR. "Der Schaden ist enorm: zum einen, weil es sich um viel Geld handelt und zum anderen – und das macht das Ganze so schmerzhaft – weil es Geld von uns allen ist."

Kiechle hat nun angeordnet, dass sämtliche Schlösser an den Parkautomaten ausgetauscht werden. Außerdem übernimmt bis auf Weiteres ein externer Dienstleister die Leerung. Darüber hinaus wurde statt einem Vier- nun ein Sechs-Augen-Prinzip eingeführt: Die Belege aus Parkautomaten und der Bargeldeinzahlungen des Dienstleisters werden nun nicht mehr nur im Bauhof geprüft, sondern auch in der Stadthauptkasse.

Kemptner OB: "Hohe kriminelle Energie"

Die eingesetzte Untersuchungskommission unter Leitung einer Münchener Unternehmensberatung soll jetzt die bisherigen Abläufe genau unter die Lupe nehmen. Dazu wird die Kommission alle relevanten Unterlagen, Akten und Systeme untersuchen, Mitarbeiter und Führungskräfte befragen und gegebenenfalls Sofortmaßnahmen empfehlen. Zudem soll sie laut Kiechle vorsorglich auch andere Prozesse in der Stadtverwaltung untersuchen, bei denen Geldflüsse vorhanden sind. Bis zum Frühjahr soll der Abschlussbericht der Kommission vorliegen.

"Wir haben jetzt die Chance, alle Vorgänge nach innen professionell nachzuvollziehen und auch in der Breite nachzuschauen, ob es andere Themen in unserer Verwaltung gibt, die man noch verbessern könnte", sagt Oberbürgermeister Thomas Kiechle (CSU). "Es steht außer Frage, dass hier mit hoher krimineller Energie Vertrauen missbraucht wurde. Die Situation lässt sich nicht rückgängig machen. Jetzt gilt es, Prozesse stabiler und sicherer zu machen."

Stadt-Mitarbeiter sitzt in Untersuchungshaft

Über einen Zeitraum von rund zehn Jahren soll ein städtischer Mitarbeiter in Kempten Kleingeld an den rund 100 städtischen Parkautomaten abgezweigt und in die eigene Tasche gesteckt haben. Der Schaden beträgt laut Staatsanwaltschaft weit über eine Million Euro. Nach einer Durchsuchung seiner Diensträume und seiner Privatwohnung wurde der 40-Jährige am 24. November verhaftet. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Diebstahls in 720 Fällen.

Auch die Ehefrau des Mannes wurde festgenommen. Ihr wird Beihilfe zum Diebstahl vorgeworfen. Beide Beschuldigten sitzen derzeit in Untersuchungshaft. Bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung gilt die Unschuldsvermutung.

Ins Rollen gekommen waren die Ermittlungen durch die Bank des 40-Jährigen. Sie hatte wegen der vielen auffälligen Bargeldeinzahlungen Anzeige wegen Geldwäscheverdachts erstattet. Warum bei der Stadt der mutmaßliche Diebstahl niemandem aufgefallen ist, kann sich laut Oberbürgermeister Kiechle dort niemand erklären. Das soll die nun eingesetzte Kommission herausfinden.

Dieser Artikel ist erstmals am 16.12.2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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