Ein Parkscheinautomat in Kempten.
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101 Parkscheinautomaten betreibt die Stadt Kempten.
Bildrechte: BR/ Rupert Waldmüller
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Millionen-Diebstahl aus Parkautomaten bleibt ein Rätsel

Millionen-Diebstahl aus Parkautomaten bleibt ein Rätsel

Wie es zum Millionen-Diebstahl aus Parkautomaten kommen konnte, ist für den Kemptener Oberbürgermeister unerklärlich. Man müsse die "Schwachstelle aufdecken" - doch wo ist die? Das System gilt als sicher, es wurde nach früheren Diebstählen angepasst.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau - Der Süden am .

Mehr als eine Million Euro in Münzen - gestohlen aus Parkscheinautomaten? "Es muss eine Schwachstelle geben, sonst wäre es zu dem Vorfall nicht gekommen", sagte Kemptens Oberbürgermeister Thomas Kiechle (CSU) auf einer Pressekonferenz am Mittwochnachmittag. Am Montag war bekannt geworden: Ein städtischer Mitarbeiter, der für die Entleerung der Parkscheinautomaten zuständig war, soll über rund zehn Jahre immer wieder Geld abgeführt und in die eigene Tasche gesteckt haben - insgesamt mehr als eine Million Euro. Die Staatsanwaltschaft Kempten ermittelt gegen den 40-jährigen Mitarbeiter und dessen Frau wegen Diebstahls und Beihilfe zum Diebstahl in jeweils 720 Fällen.

Vier-Augen-Prinzip bei der Leerung

Wie das möglich sein konnte, sei "nach wie vor unerklärlich", sagt Oberbürgermeister Kiechle. Bei der Leerung der 101 Kemptener Parkscheinautomaten gelte immer das Vier-Augen-Prinzip: Mitarbeiter des Betriebshofs würden grundsätzlich zu zweit die Automaten leeren. Sie könnten die Kassette mit dem Bargeld nur verschlossen entnehmen und übergäben diese anschließend gemeinsam an ein Bargeldlogistik-Unternehmen. Dort werde das Geld ausgezählt. Die Beträge würden dann bei der Stadt mit den Quittungen aus dem Automaten abgeglichen. Größere Auffälligkeiten hat es dabei laut Kiechle nie gegeben.

Staatsanwaltschaft ging Warnmeldung einer Bank nach

Die Staatsanwaltschaft Kempten war aufmerksam geworden, weil eine Bank wiederkehrende, auffällige Bargeldeinzahlungen auf mehrere Bankkonten gemeldet hatte. Sie nahm Anfang Oktober 2025 Ermittlungen auf - zunächst wegen des Verdachts auf Geldwäsche. Öffentlich wurde der Fall am Montagnachmittag, nachdem im Zuge der Ermittlungen auch städtische Diensträume durchsucht worden waren und die Polizei den beschuldigten städtischen Angestellten und seine Frau verhaftete. Beide sind seit Montag in Untersuchungshaft, die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft dauern an.

In Kempten wurden bereits früher Parkgebühren gestohlen

Für die Stadt soll jetzt eine extern geleitete Kommission die Abläufe genau prüfen. Außerdem werden die Automaten in Kempten bis auf Weiteres nicht mehr von städtischen Mitarbeitern, sondern von einem privaten Dienstleister geleert.

Es ist nicht das erste Mal, dass in Kempten so etwas passiert: Schon 2006 steckte ein städtischer Mitarbeiter die Einnahmen aus Parkgebühren in die eigene Tasche, für die Stadt entstand ein Schaden über 54.000 Euro.

Aufgrund dieser Erfahrungen stellte die Stadt damals auf das heute noch praktizierte System um. Trotzdem: "Es muss eine Schwachstelle geben", sagt Oberbürgermeister Kiechle, "und wir müssen diese Schwachstelle aufdecken."

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