Zwei Pflegerinnen in bordeauxroter Arbeitskleidung stehen vor einer gelben Wand. Eine von ihnen hält ein Blutdruckmessgerät und ein Smartphone in der Hand.
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Eine mit KI gesteuerte Sprach-App erleichtert den Pflegerinnen im Diakonie-Pflegeheim in Schwarzenbach an der Saale die Dokumentationsarbeit.

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KI in der Pflege: Handy-App erleichtert Dokumentation

KI in der Pflege: Handy-App erleichtert Dokumentation

Blutdruck, Medikamente, Wundversorgung: In der Pflege muss viel dokumentiert werden. 30 Prozent der Arbeitszeit verbringen Pflegekräfte am Computer. Eine KI-gesteuerte Sprach-App soll mehr Zeit für Patienten bringen.

Über dieses Thema berichtet: Stadt Land Leute am .

Der Alltag in der Pflege ist herausfordernd - die Zeit meistens knapp. Nahezu jeder Schritt muss dokumentiert werden. Die KI-gesteuert Sprach-App "Voize" fürs Handy soll da Erleichterung und am Ende auch mehr Zeit für die Patienten bringen.

Jenifer Scharff nutzt die App in ihrem Arbeitsalltag als Pflegekraft im Diakonie-Pflegeheim Saalepark in Schwarzenbach an der Saale zum Beispiel beim Blutdruckmessen. Nach dem Messen zückt sie ihr Diensthandy und spricht Name und Werte der Bewohnerin in die App ein. "Das erleichtert uns die Arbeit sehr", sagt Scharff als erfahrene Pflegekraft. Denn die KI-gesteuerte Spracherkennungs-App speichert alle Werte sofort an der richtigen Stelle im Pflegeprotokoll ab. "Dadurch haben wir mehr Zeit für unsere Bewohnerinnen und Bewohner", sagt auch Kollegin Pamela Fuchs.

Zeitraubende Bürokratie in der Pflege

Denn egal ob es um Blutdruckwerte, Medikamente, Wundversorgung geht oder zum Beispiel darum, wie viel die Bewohnerinnen und Bewohner getrunken haben: All das muss in den Pflegeheimen dokumentiert werden. Das ist wichtig, aber zeitraubend. Etwa 30 Prozent ihrer Arbeitszeit verbringen Pflegekräfte damit, so das Statistische Bundesamt.

Bisher haben sich Jenifer Scharff und ihre Kolleginnen auf dem Weg von einem zum nächsten Bewohner schnell ein paar Stichpunkte auf einem Schmierzettel notiert. "Wenn der voll war, haben wir auch schon mal auf unseren Arm gekritzelt." Später mussten sie am Computer die verschiedenen Daten in einzelnen Pflegeprotokolle eintragen. "Da haben wir oft auch schon mal unsere Pausen genutzt, damit wir alles erledigen konnten", so Scharff.

Handy-App wird bundesweit genutzt

Vor wenigen Wochen hat die Diakonie Hochfranken als erster Pflegeheim-Träger in Oberfranken die neuen Diensthandys mit der Sprach-App eingeführt. "Ich war am Anfang skeptisch, nochmal eine neue Technik. Aber es funktioniert total einfach und spart uns enorm Zeit", sagt Scharff.

Die Idee zu diesem Sprach-Assistenten hatten der Informatiker Marcel Schmidberger und sein Zwillingsbruder aus Baden-Württemberg - als ihr Opa 2020 ins Altenheim kam und sie den Arbeitsalltag der Pflegekräfte erlebten. In ihrem Potsdamer Start-Up "Voize" entwickelten sie das digitale Werkzeug. Es werde inzwischen von rund 600 stationären und ambulanten Pflegeeinrichtungen bundesweit genutzt, so Schmidberger.

Herausforderung Datenschutz bei Handy-App

So einfach die Handhabung ist, so herausfordernd sei die technische Umsetzung gewesen, sagt der 24-Jährige, "weil wir die KI direkt auf dem Handy laufen haben. Es ist nicht wie bei Chat-GPT in der Cloud, sondern lokal im Smartphone." Das sei deutlich besser für den Datenschutz. Und die Modelle müssten ganz klein, hocheffizient und genau sein.

Die Sprach-App muss sich nicht nur mit den verschiedenen Dokumentationsprogrammen der einzelnen Heime verbinden können, sondern auch die Sprechgewohnheiten der jeweiligen Pflegekräfte lernen. "Inzwischen kann sie auch Fränkisch", sagt Dunja Schmidt lachend. Sie ist bei der Diakonie Hochfranken für die Altenhilfe zuständig. Sie bekommt nicht nur von dem Pflegekräften positives Feedback, sondern stellt auch fest, dass die Dokumentation der Pflege dank der App inzwischen detaillierter und umfangreicher ist.

Förderprogramme für WLAN in Pflegeheimen

Die Kosten für Handys und Software seien mit einem niedrigen fünfstelligen Betrag überschaubar, so die Diakonie Hochfranken. Voraussetzung ist ein stabiles WLAN-Netz. Das müssen alle Träger in Deutschland in ihren Heimen bis spätestens 2030 aufgebaut haben. Momentan gibt es von Bund und Freistaat dafür zum Teil auch neue Zuschuss-Programme.

Im Video: So hilft KI in der Pflege

30 Prozent der Arbeitszeit verbringen Pflegekräfte am Computer. Eine KI-gesteuerte Sprach-App soll mehr Zeit für Patienten bringen.
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30 Prozent der Arbeitszeit verbringen Pflegekräfte am Computer. Eine KI-gesteuerte Sprach-App soll mehr Zeit für Patienten bringen.

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