Margarete Tews hat sich mit anderen Frauen in Bad Kissingen in einer Selbsthilfegruppe für Osteoporose zusammen getan.  Sie gehen gemeinsam zur Gymnastik,  im Park oder in der Deegenbergklinik
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Margarete Tews aus Bad Kissingen hat seit über 25 Jahren Osteoporose. Sie kommt damit zurecht, dank Behandlung und viel Training.

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Knochenschwund: Wie Betroffene gut mit Osteoporose leben können

Knochenschwund: Wie Betroffene gut mit Osteoporose leben können

Osteoporose ist gefährlich, weil sie sich zunächst versteckt. Oft zeigen sich keine Symptome – bis der Knochen bricht. Wird der Knochenschwund jedoch früh erkannt und behandelt, kann man wie Margarete Tews viele Jahre lang gut mit Osteoporose leben.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Stellen Sie sich vor, Sie drehen sich nachts im Bett um und schon bricht Ihnen ein Knochen. Sie bringen das Altpapier raus und beim Aufklappen der Tonne bricht der nächste Brustwirbel durch. Oder, wie Margarete Tews es ausdrückt: "Da hab ich es Knacken hören." Drei Wochen später bricht der dritte Wirbel. Weil ihre Brustwirbel zusammensacken wie ein zerquetschter Schwamm, schrumpft Margarete Tews in diesen Tagen – um rund acht Zentimeter.

Bandage und Medikamente verhindern weitere Brüche

Die 73-jährige Rentnerin aus Bad Kissingen leidet nun schon seit über 25 Jahren an Osteoporose. Die Nebenwirkungen einer Behandlung mit Cortison sei dafür wahrscheinlich ursächlich gewesen, vermutet sie. An diesem 20. Oktober ist internationaler Welttag der Osteoporose. Dieser Tag soll das weltweite Bewusstsein für die Krankheit erhöhen, von der rund sechs Millionen Menschen in Deutschland betroffen sind.

Margarete Tews, diese stets heitere Frau mit den strahlenden Augen, die immer einen lockeren Spruch auf den Lippen hat, lässt sich trotzdem nicht unterkriegen. Wie es ihr heute geht? "Gut, um nicht zu sagen fast sehr gut", sagt sie. Eine Bandage und Medikamente verhinderten weitere Brüche.

Jede vierte Person über 50 Jahre betroffen

Schätzungen zufolge hat in Deutschland rund jede vierte Person mit einem Alter über 50 Jahren Osteoporose. Immer mehr Betroffene vernetzen sich deswegen in Selbsthilfegruppen – laut den Angaben des Selbsthilfe Landesverbands für Osteoporose Bayern gibt es mittlerweile 36 solcher Gruppen im Freistaat. So üben Betroffene gemeinsam im Park oder unterstützen sich bei der Abrechnung für die Krankenkasse. Tews ist die Kassiererin der Selbsthilfegruppe für Osteoporose in Bad Kissingen.

Woche für Woche geht Tews in die Deegenbergklinik in Bad Kissingen zur Gymnastik. Zusätzlich absolviert sie bei sich zu Hause Übungen mit dem Theraband. Regelmäßige Bewegung und Sport tragen dazu bei, die Knochen zu stärken und den Knochenstoffwechsel anzuregen.

Therapie muss langfristig angelegt sein

In der Abteilung Orthopädie am König-Ludwig-Haus in Würzburg wird die Knochendichte einer Patientin mithilfe eines Röntgenstrahls bestimmt. Eine Therapie zum Knochenaufbau, etwa mit Medikamenten, muss dabei sehr langfristig angelegt sein.

Zu Osteoporose bietet das König-Ludwig-Haus jeden Dienstag-Vormittag eine Spezialsprechstunde an. Seit Jahren nehme die Zahl an Patientinnen und Patienten in der Region zu.

Frakturen haben verheerende Folgen

"Es ist nach wie vor so, dass nach einer Hüftfraktur innerhalb eines Jahres ein Viertel der betroffenen Frauen versterben", sagt Dr. Lothar Seefried, der die klinische Studieneinheit leitet. Bei den Männern sei es sogar ein Drittel. Ein weiteres Drittel schaffe es nach einer solchen Fraktur nicht wieder in die ursprüngliche häusliche Umgebung zurück.

Osteoporose verursacht in Deutschland Kosten in Milliardenhöhe

Entscheidend ist laut Seefried, die 800.000 Frakturen, die jedes Jahr in Deutschland aufgrund von Osteoporose verursacht werden, so gut es geht zu vermeiden. Allein dadurch entstünden pro Jahr Kosten in Höhe von etwa 14 Milliarden Euro. Das seien Zahlen von 2019, mittlerweile dürften die Kosten sogar noch höher liegen.

Wichtig sei die Früherkennung eines Knochenschwunds. Dr. Seefried empfiehlt allen Frauen nach den Wechseljahren und Männern ab 60, ihren Knochenstatus in einer osteologischen Praxis in der Nähe überprüfen zu lassen. Anschließend könne man langfristig planen und habe gute Chancen, schmerzhafte Brüche zu vermeiden.

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Die Osteoporose Selbsthilfegruppe Bad Kissingen trifft sich für gemeinsame Gymnastik im Park Untere Saline vor dem Gradierwerk.

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