Medizingutachten für Ingolstadt und Region vorgestellt
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Krankenhäuser im Minus: Hilft eine gemeinsame Medizin-Strategie?

Krankenhäuser im Minus: Hilft eine gemeinsame Medizin-Strategie?

Ganze 75 Millionen Euro Verlust haben die sechs öffentlichen Krankenhäuser in der Region rund um Ingolstadt 2023 gemacht. Um sie besser für die Zukunft aufzustellen, empfiehlt ein Gutachten eine gemeinsame Medizin-Strategie. Was bedeutet das konkret?

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

So wie jetzt kann es bei den Krankenhäusern in und um Ingolstadt nicht weitergehen. Zu diesem Ergebnis kommen die Gutachter des Beratungsunternehmens PwC, die die Kliniken im Naturpark Altmühltal, das Klinikum Ingolstadt, die Ilmtalklinik Pfaffenhofen und Mainburg sowie das Kreiskrankenhaus Schrobenhausen beauftragt haben. Zu vielseitig sind demnach die Probleme in der Krankenhauslandschaft.

Regionale Gesundheitsversorgung langfristig sichern

In ganz Bayern schreiben Krankenhäuser rote Zahlen: Laut Bayerischer Krankenhausgesellschaft haben 80 Prozent das vergangene Jahr 2023 mit Defiziten abgeschlossen. In Ingolstadt und den Landkreisen Eichstätt, Neuburg-Schrobenhausen, Pfaffenhofen und Kelheim haben die sechs öffentlichen Klinikstandorte insgesamt rund 75 Millionen Euro Verlust gemacht – Geld, das im kommunalen Haushalt an anderer Stelle fehlt.

Um die Gesundheitsversorgung auch langfristig zu sichern, wollen die vier Landkreise, die kreisfreie Stadt Ingolstadt und der Bezirk Oberbayern, der mit am Klinikum Ingolstadt beteiligt ist, enger zusammenarbeiten – eine bemerkenswerte Konstellation und strategisch weitsichtig, findet Gutachter Fabian Schülke.

Gutachten empfiehlt Verbund

Das Gutachten empfiehlt eine Verbundslösung: Je mehr Krankenhäuser enger zusammenarbeiten, desto besser. Eine Fusion, abgeklärt mit dem Bundeskartellamt, wäre demnach optimal – aber auch Kooperationen schon besser als der Status Quo. Dadurch könnten etwa Leistungen und Ressourcen effektiver verteilt und gemeinsame Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten geschaffen werden.

Denn gerade kleinere Krankenhäuser hätten neben Preissteigerungen und Fachkräftemangel auch mit den immer strenger werdenden strukturellen Vorgaben zu kämpfen, betont Medizinexperte und Gutachter Christian Lackner. Das Gutachten bezieht auch ambulante und notärztliche Dienste mit ein, um eine flächendeckende Gesundheitsversorgung für die Bevölkerung zu gewährleisten.

Ingolstadt als Zentrum – andere sichern die Grundversorgung

Für die sechs öffentlichen Krankenhausstandorte der Region empfiehlt das Gutachten einen "Nabe-und-Speichen"-Ansatz. Dieser ist vergleichbar mit einem Rad: Als "Nabe" und damit Zentrum fungiert das Klinikum Ingolstadt. Als Schwerpunktversorger und Krankenhaus der Versorgungsstufe 2 soll es auch sehr komplexe Behandlungen durchführen können. Weil es dazu eine gewisse Mindestanzahl der jeweiligen Behandlung vorweisen muss, ist das Klinikum Ingolstadt auf Zuweisungen aus den anderen Krankenhäusern angewiesen.

Die anderen öffentlichen Krankenhäuser der Region sind die "Speichen" und sollen in ihren Spezialisierungen aufeinander abgestimmt werden. Während die Standorte Eichstätt, Pfaffenhofen und Schrobenhausen teils ausgebaut werden und Krankenhäuser der Versorgungsstufe 1 bleiben sollen, empfiehlt das Gutachten, die Standorte Mainburg und Kösching in "erweitere regionale Gesundheitszentren" umzuwandeln.

Keine Notaufnahmen in Kösching und Mainburg

Dadurch würde die Notaufnahme in Mainburg und Kösching wegfallen. Stattdessen soll es jeweils eine Anlaufstelle geben, die Menschen rund um die Uhr aufsuchen können, um medizinische Fragen zu klären, etwa: Muss ich mit meinem Kind ins Krankenhaus oder reicht es, wenn ich am Montag mit ihm zum Kinderarzt gehe?

In Kösching will der Eichstätter Landrat Alexanders Anetsberger die Notaufnahme und die Geburtsstation so lange weiterbetreiben, wie es personell möglich ist. Er appelliert deshalb an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, weiterhin dort zu bleiben: "Denn wir brauchen jede Hand!"

Der Kelheimer Landrat Martin Neumeyer sieht die Empfehlungen des Gutachtens "mit tränenden Augen als Chance für Mainburg", denn ohne Reform gehe es nicht. Zielführend findet er das Konzept für die Ilmtalklinik in Mainburg mit Medizinischem Versorgungszentrum (MVZ), Kurzzeitpflege, Fachklinik für Endoprothetik (Gelenkersatz) und 24/7-Notfall-Anlaufstelle. Man müsse kreative Lösungen miteinander finden, so Neumeyer.

Wie es nun weitergeht

Das Gutachten ist lediglich eine Empfehlung und nicht bindend für die Landkreise, die kreisfreie Stadt und den Bezirk. Alle kommunalen Gremien und Klinikaufsichtsräte entscheiden nun für sich, ob, und wenn ja, wie sie sich eine Zusammenarbeit vorstellen können. Peter von der Grün, Landrat von Neuburg-Schrobenhausen, etwa äußerte sich skeptisch gegenüber einer Fusion. Eine Kooperation kann er sich dagegen gut vorstellen.

Laut Ingolstadts Oberbürgermeister Christian Scharpf (SPD) war die Präsentation des Gutachtens nicht das Ende der Diskussion, sondern erst deren Anfang. Die Gutachter betonten, bis zur vollständigen Umsetzung des Konzepts brauche es Zeit, es löse nicht alle Probleme und es gebe noch Unklarheiten durch die Krankenhausreform. Selbst wenn sich die Gremien dem Gutachten anschließen, werden die Kliniken in der Region also vermutlich noch einige Jahre Defizite machen.

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