Die Preisvergabe an die Kunststudentin und mutmaßliche Linksextremistin Hanna S. ruht offenbar. Wie eine Sprecherin des Bundesbildungsministeriums am Donnerstag auf BR-Anfrage mitgeteilt hat, werde das Verfahren der Preisvergabe im Einvernehmen mit dem Deutschen Studierendenwerk (DSW) bis zu einem "rechtskräftigen Abschluss des laufenden Strafverfahrens ruhend gestellt". Der Bundeskunstpreis ist mit 30.000 Euro dotiert und wird vom Deutschen Studierendenwerk in Kooperation mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung vergeben.
Die Nürnbergerin Hanna S. sitzt seit ihrer Festnahme im Mai 2024 als mutmaßliche Linksextremistin in Untersuchungshaft. Sie soll in Ungarn mutmaßliche Neonazis angegriffen haben. Angeklagt ist sie wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung. Seit Februar 2025 muss sie sich dafür vor dem Oberlandesgericht München verantworten.
Vergabe und Preisgeld ruht bis zu rechtskräftigem Urteil
Das für sie vorgesehene, anteilige Preisgeld in Höhe von 3.345 Euro werde damit erst einmal nicht ausgezahlt. Der Bundespreis für Kunststudierende würdige nicht nur das künstlerische Werk von Kunststudierenden, sondern ist auch mit einer Förderung der jeweiligen Person verbunden, heißt es zur Begründung. Dabei seien die in Rede stehenden Vorwürfe "sehr schwerwiegend". Daher wolle man erst nach einem rechtskräftigen Urteil über die Preisvergabe an Hanna S. entscheiden und auch über die an sie bereits ausgezahlte Produktions- und Fotokostenpauschale in Höhe von 2.400 Euro.
Jury wusste bei Vergabesitzung nichts von Anklage
Wie die Sprecherin des Bundesbildungsministeriums weiter mitteilt, bestimmte die Jury die Preisträgerinnen und Preisträger am 5. Februar 2025 aufgrund der vorgelegten Portfolios. Eine Recherche zu den Künstlerinnen und Künstlern seitens des Ministeriums sei nicht erfolgt. Am 25. März seien dann die von der Jury ausgewählten Preisträgerinnen und Preisträger bekanntgegeben worden. Erst am 4. April sei das Bundesbildungsministerium vom Deutschen Studierendenwerk über die Anschuldigungen gegen Hanna S. informiert worden.
Zuvor hatte auch die Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg, an der Hanna S. studiert, die Auswahl der Jury für den Bundespreis für Kunststudierende verteidigt. Lange vor ihrer Verhaftung hatte ihre Professorin Suska Mackert die Studentin für den Bundeskunstpreis vorgeschlagen. Diese fertigte daraufhin fünf Objekte und Installationen für den Wettbewerb an und überzeugte damit die unabhängige Jury.
Lob für Fußmatte aus Frauenhaar
Schon vor der Nominierung für den Bundeskunstpreis hatte Hanna S. Preise für ihre Kunst gewonnen. In einem Interview mit den Nürnberger Nachrichten war sie von einer Akademie-Sprecherin vor einigen Monaten als "herausragende, motivierte, anerkannte und integrierte Studierende" bezeichnet worden.
Besonderen Anklang fand ihr Werk "Fußabtreter" – eine Fußmatte, bei der sich erst beim näheren Hinsehen herausstellt, dass sie aus verschiedenfarbigen Frauenhaaren gewebt wurde.
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