Bei der Bio-Landwirtschaft ist Bayern deutschlandweit zwar führend – aber auch der Freistaat ist noch lange nicht so weit, wie er eigentlich sein wollte. Die Ökolandbaufläche ist im vergangenen Jahr zwar marginal gewachsen auf 13,9 Prozent der gesamten Landwirtschaftsfläche in Bayern. Dafür ist die Zahl der Öko-Betriebe leicht zurückgegangen.
Vom selbst gesetzten Ziel weit entfernt
Der Freistaat hatte sich vor wenigen Jahren selbst hohe Ziele gesetzt: Bis 2025 sollten 20 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche ökologisch genutzt werden, bis 2030 sogar 30 Prozent.
Mit Blick auf die derzeit lediglich knapp 14 Prozent sagt Florian Thurnbauer vom Bayerischen Landwirtschaftsministerium: "Die sind für 20 Prozent zu wenig und sind für 30 Prozent zu wenig. Also, wie man es dreht und wendet: Es ist jetzt mittlerweile eigentlich sicher, die 30 Prozent können wir nicht mehr erreichen, das ist zu weit weg. Das Ziel war zu ambitioniert." Denn für Thurnbauer ist klar: Nicht nur die Bauern müssten mitmachen, in erster Linie auch die Verbraucher.
Menschen geben weniger aus
Die Menschen sind sparsamer geworden, wegen des Kriegs in der Ukraine und den damit verbundenen allgemeinen Preissteigerungen. Zwar wird jetzt wieder mehr ausgegeben – aber auch nur, weil – zumindest gefühlt – alles teurer geworden ist. Florian Thurnbauer stellt fest: "Der Ökoanteil am gesamten Lebensmittelmarkt ist also in den zwei Jahren im Prinzip gleichgeblieben. Wir sind jetzt bei 6,3 Prozent."
Und das, obwohl sich das Landwirtschaftsministerium alle Mühe gibt, das bayerische Bio-Siegel zu bewerben: Wer ökologisch einkaufe, gebe vielleicht 10 oder 15 Cent mehr für eine Milch aus. Das sei minimal mehr, aber es gebe so viele Vorteile für den Verbraucher. "Ich kann so viele positive Leistungen unterstützen, die der Öko-Landbau eben bietet," sagt Thurnbauer. Er nennt als Beispiele saubereres Grundwasser und mehr Tierwohl.
Lohnt sich der Umstieg auf den Öko-Landbau?
Für die Landwirte wiederum ist der Preisabstand zwischen konventionellen und ökologischen Lebensmitteln so gering, dass sich für viele konventionelle Bauern die Umstellung auf die Ökolandwirtschaft finanziell kaum lohnt. Noch dazu dauert so eine Umstellung und ist mit erheblichem Aufwand verbunden.
Abschreckend dürfte für viele Bauern außerdem sein, dass die EU vorschreibt, dass Rinder, Ziegen und Schafe Zugang zu Weideflächen haben müssen. Nur dann gilt ein Hof innerhalb der EU als Ökobetrieb. Für viele Öko-Bauern ist das kaum umsetzbar. Deshalb befürchten Fachverbände, dass die Zahl der Bio-Betriebe um bis zu 20 Prozent zurückgehen könnte.
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