Der Holzdandler und seine Frau.: Holger Lauerer und Beate Lauerer im historischen Gewand
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Leben wie im Mittelalter: Eine Augsburger Familie macht es vor

Leben wie im Mittelalter: Eine Augsburger Familie macht es vor

Eine Augsburger Familie reist fast 800 Jahre in der Zeit zurück. Es geht ihr dabei nicht ums Schauspielern. Sie will auf einem Gehöft in Kaltenberg den Alltag von damals so authentisch wie möglich darstellen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Holger Lauerer zeigt auf Lehmwände. Architekturstudenten der Technischen Universität Wien waren erst kürzlich hier, um zu lernen, wie man im Mittelalter gebaut hat. "Je mehr Stroh, also Fasern, ich in den Lehm mische, umso weniger Risse bilden sich an den Wänden. Hier hat das leider noch nicht so gut geklappt", erklärt der Mann, der sich auch "Holzdandler" nennt. Er hat in Kaltenberg mehrere historische Gebäude errichtet – ein Gehöft wie anno 1250. Damit will er das Mittelalter erlebbar und greifbar machen für die Besucherinnen und Besucher.

Farbenfrohes Mittelalter

Lauerer wirkt wie aus der Zeit gefallen – mit seinem Zottelbart und dem historischen Gewand samt Bundhaube aus Leinen. Sie sollte vor Läusen, aber auch vor Sonne und Kälte schützen. Den Augsburger interessiert das Leben der normalen Leute fernab der strahlenden Ritter oder Adelsleute, wie sie beim Ritterturnier in Kaltenberg zahlreich zu sehen sind.

Vor einigen Jahren betrieb er auf dem Gelände noch eine kleine Köhlerei und verkaufte Holzkohle, nun werden hier Stoffe gefärbt. "Das Mittelalter war eigentlich eine sehr bunte Zeit, auch wenn man einige Farben schwer herstellen konnte. Das reine Giftgrün funktioniert nur mit Überfärben von Indigo. Ein Farbstoff, der importiert wurde, also ziemlich teuer war", sagt Lauerer.

Spinat: Das spanische Kraut

Seine Frau Beate kocht Teigtaschen mit "hispanic Krut", nach dem Rezept von Philippine Welser, einer reichen Patrizier-Tochter aus Augsburg, die einen Adeligen der Habsburger geheiratet hat und auch ein Kochbuch mit in die Ehe brachte. "Das spanische Kraut. Da hat man später die Silben verändert. Und aus spanic wurde spinac. Also heute Spinat", betont Beate Lauerer.

Auch ihr Sohn Jakob hilft auf dem Gehöft und treibt mit dem Handbohrer ein Loch in ein Brett. Nur die Ziegel für die Häuser bekommen sie geliefert, alles andere stellt die Familie selbst her. "Wenn man ein paar Minuten lang für ein Loch bohrt, schätzt man diese Handarbeit viel mehr. Ich genieße diese Entschleunigung, das ist auch Abschalten vom Alltag", sagt Jakob.

Aufwendiger Wandteppich

Wie viel Zeit schon in das Projekt "Mittelalter" geflossen ist, kann sein Vater nur schwer sagen. Allein 300 Arbeitsstunden hat es gekostet, einen Wandteppich herzustellen, der wie eine Art Comic Szenen aus dem mittelalterlichen Leben bildlich darstellt – angelehnt an den berühmten Teppich von Bayeux, der die Eroberung Englands im Jahr 1066 zeigt.

Viele Besucher sind vom authentischen Gehöft beeindruckt und finden es romantisch. Doch im Mittelalter würden die meisten nur ungern leben, sie wollen nicht auf fließendes Wasser, Strom und ein bequemes Bett verzichten. Workshops und Kurse auf dem Gehöft, bei denen man nur tagsüber in die Welt eintauchen und beispielsweise historisches Gewand selbst herstellt, sind dagegen gut gebucht.

Nachtstund hat Gold im Mund

Holger Lauerer arbeitet in seinem richtigen Beruf als Heilerziehungspfleger beim Dominikus-Ringeisen-Werk. Er kümmert sich um Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung. All das Wissen rund ums Mittelalter hat er sich privat anhand von hunderten wissenschaftlichen Büchern angelesen.

Im März mündete das in eine Sonderausstellung über das Kloster Ursberg und dessen lange und wechselvolle Geschichte. Für seine Studien steht er sehr früh auf: "Ich stehe meist schon um 3 Uhr nachts auf und lese dann auch Texte auf Latein bis um 5 Uhr. Sonst fehlt mir leider die Zeit dafür."

Zum Video: Kochen wie im Mittelalter

Drei Personen am mittelalterlichen Esstisch.
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Dieser Artikel ist erstmals am 18.7.2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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