Er wiegt 35 Tonnen und noch ist unklar, ob er gleich auf den Acker fahren kann: der Rüben-Roder. Er gehört zu den schwersten Maschinen in der Landwirtschaft. Aber das Wetter spielt nicht mit: "Wir hatten in den vergangenen Tagen 85 Liter Niederschlag", sagt Landwirt Sebastian Frey aus Tapfheim im Landkreis Donau-Ries. Ist es zu nass, kann im schlimmsten Fall der Roder stecken bleiben. Aber auch die Zuckerrüben kommen dann nicht so gut aus der Erde.
Rüben-Ernte läuft 24 Stunden durchgehend
Seit September läuft in Bayern die Zuckerrübenernte. Das Besondere: Der logistische Aufwand ist groß. Im Landkreis Donau-Ries haben sich rund 450 Bauern zu einer Rodegemeinschaft zusammengeschlossen, weil sich die Erntemaschinen für einen Hof allein nicht rentieren. Sechs Roder sind deshalb bis in den November hinein 24 Stunden durchgehend im Einsatz.
Verlade-Maus befördert Rüben auf Lkw
Die Rüben werden zunächst am Feldrand in langgezogenen Haufen gesammelt – ein typisches Bild für Spaziergänger in den bayerischen Rüben-Regionen. Dann kommt zeitlich versetzt sozusagen ein zweiter Ernte-Trupp für die Verladung. Eine zehn Meter breite Maschine, die sogenannte Verlade-Maus, befördert die Zuckerrüben auf Lastwagen. Auch hier wird 24 Stunden durchgehend gearbeitet – sechs Tage die Woche.
Wetter wirbelt Zeitplan durcheinander
Auf dem Feld von Sebastian Frey bei Tapfheim zeigt sich relativ schnell, dass es trocken genug für die Ernte ist. Der Boden ist sandig, der Regen schon gut versickert. Ein Lichtblick, nachdem das Roden in den Tagen davor immer wieder verschoben werden musste. Und: Die Erntemenge ist schon mal gut. Auf den dreieinhalb Hektar hier kommen 380 Tonnen Rüben zusammen – 15 Lastwagenladungen.
Zuckergehalt in der Rübe ist entscheidend
Doch Menge allein heißt bei den Zuckerrüben noch nichts. Es kommt auf ihren Zuckergehalt an. Je nachdem gibt es Zu- oder Abschläge bei der Bezahlung. Landwirt Sebastian Frey hofft: "Mein Wunschzuckergehalt wäre, dass wir 17 Prozent erreichen!" Bestimmt wird der Zuckergehalt in der Fabrik in Rain am Lech. Von den Lastwagen werden einzelne Rüben genommen und zur Analyse ins Labor gegeben. Ein paar Tage später bekommt der Landwirt dann das Ergebnis.
Zucker für acht Millionen Durchschnittsverbraucher
Unterdessen läuft die Verarbeitung der Rüben bei Südzucker in Rain am Lech ebenfalls rund um die Uhr. Die sogenannte Kampagne dauert diesmal wahrscheinlich bis Anfang Januar. Pro Tag werden 12.500 Tonnen Rüben zu Zucker verarbeitet. Das können bis zu zwei Millionen Kilo Zucker sein – pro Tag! Bis zum Ende der Kampagne kommt so viel Zucker zusammen, wie im Schnitt rund acht Millionen Deutsche pro Jahr essen.
Schädling und Weltmarktpreis drücken die Stimmung
Zurzeit steckt die Zuckerrübe aber in der Krise. Auf dem Feld ist die Ernte immer öfter durch einen neuartigen Schädling bedroht – die Schilf-Glasflügelzikade. Und der Weltmarktpreis für Zucker ist aktuell niedrig. Zuletzt hatte Südzucker deshalb mit der Zuckersparte des Unternehmens Verluste eingefahren.
Zuckerrüben-Preise schwanken stark
Für viele Bäuerinnen und Bauern ist die Zuckerrübe aber nach wie vor ein wichtiges Standbein – auch wenn der Rübenpreis stark schwankt. Wie viel es heuer gibt, steht noch nicht fest. Letztes Jahr waren es rund 35 Euro pro Tonne Rüben. Einige Jahre davor war der Preis aber auch schon mal bei knapp 90 Euro.
Zuckergehalt niedriger als erhofft
Landwirt Sebastian Frey hat ein paar Tage nach der Verladung die Ergebnisse für seinen Rübenacker bekommen – via App aufs Handy. "15,8 Prozent, 15,8 Prozent, 15,7 Prozent …", liest er beim Durchscrollen die Werte der einzelnen Lastwagenladungen vor. Sein Fazit: "Passt schon!" Es sind zwar nicht die erhofften 17 Prozent geworden, aber immerhin ist die Ernte jetzt eingefahren – auch ein gutes Gefühl.
Dieser Artikel ist erstmals am 17. Oktober 2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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