Die Stadt Marktredwitz hat im Stadtrat verkündet, gegen den Planfeststellungsbeschluss des Abschnitts C2 der Stromtrasse Südostlink zu klagen. Dies hatte der Hauptausschuss der Stadt bereits vergangene Woche beschlossen, der Stadtrat stimmte gestern Abend (25.02.25) einstimmig zu.
Angst um das Trinkwasser
Die Stadt stellt sich somit an die Seite der Bürger im Marktredwitzer Ortsteil Glashütte, die seit Jahren gegen den Bau der Stromtrasse kämpfen und ein Versiegen der Trinkwasserquellen durch die Erdkabeltrasse befürchten. Die Bewohner von Glashütte (circa 20 Personen) beziehen ihr Trinkwasser aus eigenen Quellen, eine Anbindung an die städtische Trinkwasserversorgung besteht nicht. Bei diesen Quellen könnte durch die Bodenverdichtung der Erdkabeltrasse der Grundwasserpegel absinken.
Versiegen der Quellen befürchtet
Die Befürchtung: Die Stromtrasse könnte in dem abfallenden Gebiet rund um das Naturschutzgebiet Ruhberg wie eine Drainage wirken. Sie soll in circa 70 Metern Abstand zur ergiebigsten Trinkwasserquelle gebaut werden. Laut der Bürgerinitiative Brand sei ein Versiegen der Quellen zu befürchten. Diese Einschätzung teilt auch das Wasserwirtschaftsamt Hof. Es ziehe in seiner Langzeitbetrachtung durchaus Risiken in Form von Veränderungen bei der Qualität und der Quantität der Trinkwasserversorgung in Betracht, teilt die Stadt Marktredwitz auf Anfrage mit.
Klage vor Bundesverwaltungsgericht
Mit der Klage vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig will die Stadt erreichen, dass das Verwaltungsgericht der Stellungnahme des Wasserwirtschaftsamts Hof folgt und basierend darauf Maßnahmen gegen die Langzeitrisiken einer drohenden Veränderung bei der Trinkwasserversorgung festgelegt werden. Oberstes Ziel sei, die Versorgung der Einwohner des Ortsteils Glashütte mit Trinkwasser langfristig zu sichern. Der Landkreis Wunsiedel hatte angekündigt, die Stadt Marktredwitz bei einer Klage ideell und finanziell zu unterstützen. Im nächsten Schritt soll nun die Klageschrift mit der Würzburger Kanzlei Baumann vorbereitet werden.
Waldabschnitt müsste gerodet werden
Die Stromtrasse führt im Abschnitt C2 östlich an Marktredwitz vorbei über das Geotop Vogelherd, in nur 70 Metern Abstand zum Naturschutzgebiet Ruhberg bis nach Preisdorf und Konnersreuth in der Oberpfalz. Hier soll auf etwa fünf Kilometern Länge und in 40 Metern Breite ein zusammenhängender Wald durchschnitten werden. Laut BI müssten etwa 15.000 Bäume auf rund 71.000 Quadratmetern gerodet werden, das entspräche circa 11 Fußballfeldern. Für die Bürgerinitiative ein Irrsinn.
Bürgerinitiative fordert dezentralen Energieausbau
Grundsätzlich fordert die Bürgerinitiative Brand einen dezentralen Energieausbau, wie ihn die Stadt Wunsiedel beispielhaft schon seit Jahren praktiziere. Dieser sei wesentlich naturschonender und kostengünstiger für den Verbraucher, so teilt es die BI am Abend mit. Erst Mitte Februar hatte die Bundesnetzagentur den Planfeststellungsbeschluss für den Abschnitt C2 zwischen Marktredwitz und Pfreimd erlassen. Insgesamt ist der Südostlink in Bayern 270 Kilometer lang und gräbt sich sprichwörtlich von Oberfranken bis nach Landshut. Gegliedert ist die Strecke in sechs Abschnitte. Ab 2027 soll im Südostlink Gleichstrom fließen. Er soll Strom aus Windenergie aus Nord- und Ostdeutschland nach Bayern transportieren und Sonnenstrom aus Bayern nach Norddeutschland.
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