Schwimmbad
Live beendet
Bildrechte: picture alliance/dpa | Fabian Sommer
Livebeitrag

Schwimmbad

Livebeitrag
>

Mehr Übergriffe in Bayerns Bädern: Bademeister fordern Hilfe

Mehr Übergriffe in Bayerns Bädern: Bademeister fordern Hilfe

In Bayerns Freibädern, Schwimmbädern und an Badestellen hat die Zahl der sexuellen Übergriffe im vergangenen Jahr erneut deutlich zugenommen. Mögliche Gründe sind eine Gesetzesänderung, die mehr Taten erfasst und ein Wandel in der Gesellschaft.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Nach Angaben des Bayerischen Landeskriminalamts (LKA) registrierte die Polizei im Jahr 2024 insgesamt 227 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung in Schwimmbädern und an Badestellen. Das sind fast 18 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die Zahlen der Corona-Jahre sind wegen der Schließungen und Lockdown nicht vergleichbar, so das LKA.

Zu den erfassten Delikten zählen rund 80 verschiedene Straftatbestände, unter anderem Erregung öffentlichen Ärgernisses, sexuelle Belästigung bis hin zu Vergewaltigung. Die Vorfälle ereigneten sich sowohl in Freibädern und Hallenbädern als auch an Naturbadestellen.

Bademeister als erste Ansprechpartner oft überfordert

Viele Betroffene wenden sich zunächst an das Badepersonal. Doch Bademeister fühlen sich auf solche Situationen nicht ausreichend vorbereitet. Der bayerische Landesverbandsvorsitzende der deutschen Schwimmmeister, Ralf Großmann, berichtete, dass Kolleginnen und Kollegen im ersten Moment oft überfordert seien, wenn Mädchen ihnen erzählten, dass sie von Jugendlichen angefasst worden seien. Es sei für das Personal zunächst ein Schock, mit solchen Vorfällen konfrontiert zu werden.

Großmann fordert deshalb mehr Unterstützung durch die Politik und die Betreiber der Bäder, etwa in Form gezielter Schulungen. "Auch die Badegäste selbst müssen Verantwortung übernehmen. Wer einen Vorfall beobachtet, sollte nicht wegschauen, sondern das Personal informieren, die Polizei rufen oder selbst eingreifen", so Großmann.

Anstieg der Fälle auch durch Gesetzesänderung?

Ein möglicher Grund für den Anstieg der erfassten Fälle ist eine Gesetzesänderung aus dem Jahr 2021. Seitdem sind auch heimliche Bildaufnahmen des Intimbereichs – bekannt als "Upskirting" und "Downblousing" – strafbar. Diese Taten fließen nun ebenfalls in die Statistik ein.

Sonka Mehner, Vizepräsidentin des Deutschen Anwaltsverbands, mahnt aber vor Symbolpolitik im Sexualstrafrecht: "Es ist auch wichtig, dass man das immer wieder kritisch beäugt. Aber man sollte das Strafrecht immer nach individuellem Verhalten beurteilen und nicht nach Herkunft oder neuen Entwicklungen. Wir haben nach wie vor Unschuldsvermutung, Verhältnismäßigkeit. Das sind ganz wichtige rechtsstaatliche Prinzipien heute mehr denn je."

Von den 163 Tatverdächtigen im Jahr 2024 waren laut LKA fast alle Männer. Auch Angaben zur Herkunft werden in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) erfasst. Doch diese Zahlen sind umstritten: Expertinnen und Experten betonen, dass sie nur den Stand der Ermittlungen wiedergeben. Eine Person kann mehrfach gezählt werden, wenn sie für mehrere Taten verdächtigt wird. Außerdem bedeuten Verdachtsmomente noch nicht, dass jemand tatsächlich schuldig ist.

Strafverteidigerin Mehner warnt aber vor pauschalen Verdächtigungen. In ihrer eigenen Kanzlei mit Sitz in Essen seien die Täter zu 99 Prozent der Fälle Männer und ganz überwiegend Deutsche. Um belastbare Zahlen zu den Hintergründen Tatverdächtiger zu erheben, wäre eine große Studie nötig.

Umgang mit Anstieg sexualisierter Gewalt

Auf die Frage, wie Betroffene reagieren sollten, empfiehlt Mehner, sich zunächst an das Badepersonal zu wenden. Es sei wichtig, nicht zu schweigen oder sich zu schämen. Betroffene sollten einen Dritten hinzuziehen – entweder das Personal, das über das Hausrecht verfüge, oder die Polizei, falls eine akute Gefahr bestehe.

Gleichzeitig betont die Strafverteidigerin, dass Prävention der Schlüssel sei. Statt immer auf strengere Gesetze und härtere Strafen zu setzen, solle man besser auf andere Maßnahmen setzen. Schulungen für das Personal, klare Regeln in den Bädern und mehr Aufklärung seien wirksamer – vor allem bei Jugendlichen, die oft gar nicht wüssten, welche Folgen ihr Verhalten haben könne.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!