In der Nähe der italienischen Großstadt Neapel sind am Gründonnerstag kurz nach 15.00 Uhr vier Menschen bei einem Seilbahnunglück ums Leben gekommen. Wie die Nachrichtenagentur Ansa unter Berufung auf Rettungskräfte berichtete, war eine Gondel abgestürzt, nachdem ein Kabel gerissen war. Die Rettungsarbeiten gestalteten sich wegen schlechten Wetters und dichtem Nebel schwierig. Mehr als 50 Feuerwehrleute waren im Einsatz.
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Seilbahn zum Monte Faito
Die Seilbahn in der Ortschaft Castellammare di Stabia führt auf den über 1.100 Meter hohen Berg Monte Faito. Dort oben kann bei gutem Wetter der Golf von Neapel überblickt werden. Die Sicht war gestern jedoch schlecht, die Gondeln dennoch mit Ausflüglern besetzt. Die Anlage bietet Platz für bis zu 35 Personen pro Kabine.
Der Bürgermeister von Castellammare di Stabia, Luigi Vicinanza, berichtete am Unfallort, dass das Zugseil der Bahn kurz vor der Bergstation aus ungeklärter Ursache gerissen sei. Die Notbremse der Gondel im Tal habe funktioniert, aber nicht die in Richtung Bergstation. Die Kabine habe gerade einfahren wollen, als sie mehrere hundert Meter in die Tiefe stürzte. Die abgestürzte Gondel wurde später im Gestrüpp gefunden.
Vier Tote, ein Schwerverletzter
Laut weiteren Angaben hatten sich fünf Menschen in der betroffenen Kabine befunden: vier Touristen und ein Angestellter der regionalen Betreibergesellschaft EAV. Vier Insassen starben, eine Person wurde schwer verletzt. Bei den Todesopfern handelt es sich um zwei Urlauber aus England, einen aus Israel und einen Italiener. Der Überlebende ist ein 30-jähriger Israeli, dessen Frau bei dem Absturz ums Leben kam. Die Opfer waren zwischen 25 und 59 Jahre alt.
Aus einer zweiten Kabine, die sich zum Zeitpunkt des Unglücks in der Nähe von Castellammare di Stabia befand, konnten alle 16 Insassen mithilfe von Seilen und einer Winde gerettet werden. Unter den Geretteten befanden sich auch mehrere ausländische Urlauber, so auch eine fünfköpfige deutsche Familie sowie zwei deutsche Studenten. Sie mussten längere Zeit in der Kabine ausharren.
Nebel behindert Rettungsarbeiten
Die Rettungsaktion wurde durch das schlechte Wetter erheblich erschwert. Neben der Feuerwehr waren auch Bergwacht, Rettungshubschrauber und Notfallteams im Einsatz. Die Sicht war durch dichten Nebel stark eingeschränkt.
Die Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen zur genauen Unfallursache aufgenommen. Nach bisherigem Erkenntnisstand riss das Kabel aus bisher unbekannten Gründen. Auch warum die Notbremse in der abgestürzten Kabine offenbar nicht funktionierte, ist Teil der laufenden Untersuchung.
Seilbahn seit einer Woche wieder geöffnet
Nach Angaben des Bürgermeisters war die Seilbahn nach der Winterpause erst seit einer Woche wieder in Betrieb. Im vergangenen Jahr nutzten mehr als 100.000 Menschen – viele davon Touristen – die Bahn.
Die Seilbahn existiert bereits seit 1952 und führt auf etwa drei Kilometern Strecke auf den Monte Faito. Vor sieben Jahren wurde sie generalsaniert und ist nur in den Sommermonaten in Betrieb. Eine Fahrt auf den Aussichtspunkt dauert normalerweise rund zehn Minuten.
Letzter tödlicher Seilbahnunfall 1960
1960 hatte sich dort bereits ein tödlicher Unfall ereignet. Damals kamen beim Absturz einer Gondel vier Menschen ums Leben, mehr als 30 wurden verletzt. 2021 blieb eine Kabine infolge eines Stromausfalls stecken – verletzt wurde dabei niemand.
Mit Material von dpa und afp
Zum Nachhören: Seilbahnunglück nahe Neapel
Die Seilbahn in Castellammare di Stabia führt auf den Monte Faito hinauf. (Symbolbild)
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