Absperrung vor dem Tatort in Würzburg
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Messerangriff in Würzburg: Pflichtverteidiger übt Kritik

Messerangriff in Würzburg: Pflichtverteidiger übt Kritik

Nach dem tödlichen Messerangriff in Würzburg übt der Pflichtverteidiger des Tatverdächtigen Kritik am Vorgehen der Ermittler. Dabei geht es um die mutmaßliche islamistische Motivlage des 24-jährigen Somaliers.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Bei einer Pressekonferenz am Samstagnachmittag zum Messerangriff in Würzburg wurde von möglicherweise belastendem Material gesprochen, das bei einer Durchsuchung gefunden worden sei. Über dieses Material habe der Pflichtverteidiger des Tatverdächtigen, Hans-Jochen Schrepfer, im Rahmen der einstündigen, vorherigen Haftvorführung am Samstag aber nichts erfahren. Unter anderem deshalb hat der Strafverteidiger des 24-Jährigen das Vorgehen der Ermittler in einem Gespräch mit dem BR kritisiert.

Anwalt erfährt in Pressekonferenz von Hinweisen

Auch heute sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) im Bayern2-Interview, dass es Hinweise auf ein islamistisches Motiv des 24-jährigen Tatverdächtigen gebe: "Es ist in seiner Unterkunft einiges an Material gefunden worden, was auf islamistisches Propagandamaterial hindeutet."

Anwalt Schrepfer sagt, er finde es "befremdlich", dass so etwas in einer Pressekonferenz zur Sprache kommt – ohne, dass er als Pflichtverteidiger davon Kenntnis gehabt hätte, sagt er im BR-Gespräch. Sehr wohl sei bei der Haftvorführung allerdings thematisiert worden, dass der mutmaßliche Täter im Rahmen des Messerangrifffs "Allahu Akbar" gerufen haben soll.

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Verteidiger kritisiert fehlende Aussage in Haftbefehl

Laut Innenminister Herrmann gebe es zudem weitere Aussagen vom Laufe des Abends, als der mutmaßliche Täter davon gesprochen haben soll, die Tat sei sein persönlicher Beitrag zum "Dschihad". Auch diese Aussage komme, so sagt der Strafverteidiger, im Haftbefehl nicht vor.

"Ich beurteile das nicht, ich nehme es lediglich zur Kenntnis", so der Verteidiger. Er beschreibt dieses Vorgehen im BR-Gespräch als "sehr fraglich". Die Ermittlungsakte liegt Anwalt Schrepfer nach eigenen Angaben aktuell noch nicht vor. Schrepfer wartet daher weiter auf Akteneinsicht. Diese Woche wolle er sich dann mit seinem Mandanten treffen – wann das sein soll, verriet er allerdings nicht.

LKA gibt keine Auskunft zu möglichem Motiv

Das Landeskriminalamt (LKA), das die Ermittlungen leitet, hat sich heute auf BR-Anfrage zu den Ermittlungen zum Motiv weiterhin bedeckt gehalten. Ein Sprecher des LKA verwies auf die "sehr ausführliche Pressekonferenz" am Samstag. Seitdem gebe es keine handfesten neuen Erkenntnisse. Sobald dies der Fall sei, werde die Öffentlichkeit entsprechend informiert.

Zur Frage nach einem möglichen islamistischen Motiv des mutmaßlichen Täters, einem 24-jährigen Somalier, äußerte sich der LKA-Sprecher nicht und warnte vor zu schnellen Interpretationen. Im Raum stehen derzeit eine psychische Erkrankung des Tatverdächtigen sowie ein islamistischer Hintergrund als Motiv für die Tat.

Der Anwalt des Messerangreifers von Würzburg rechnet damit, dass die psychische Verfassung seines Mandanten erneut von einem Experten untersucht wird. "Natürlich muss eine neue psychiatrische Untersuchung erfolgen", sagte Rechtsanwalt Schrepfer.

Messerangriff in Würzburger Innenstadt

Am Freitagnachmittag hatte ein Mann in der Würzburger Innenstadt mit einem Messer wahllos Menschen angegriffen. Drei Frauen starben, fünf weitere Menschen wurden schwer und zwei Personen leicht verletzt. Die Schwerverletzten wurden umgehend in Krankenhäusern behandelt, laut Polizei schwebt mittlerweile niemand mehr in Lebensgefahr.

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Der Tatverdächtige wurde noch am Freitag festgenommen. Es wurde anschließend Haftbefehl unter anderem wegen vollendeten Mordes in drei Fällen erlassen. Der 24-Jährige befindet sich in einer bayerischen Justizvollzugsanstalt.

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